Mr Monk besucht Hawaii
weiß, welche Auswirkung das auf die Auslastung Ihres Hotels haben könnte?«
»Verstehe.« Kamakele biss sich auf die Lippe. »Ich glaube, ich weiß eine Lösung. Wie wäre es, wenn Sie in den Bungalow umziehen, in dem Mrs Gruber einquartiert war? Er ist abgelegen, und Sie wären nicht in einem Gebäude voller gerollter Handtücher. Ihre Handtücher werden natürlich alle gefaltet sein.«
»Aber das ist noch ein Tatort«, warf Monk ein.
»Nicht mehr. Die Polizei hat heute Morgen offiziell den Tatort freigegeben.«
»Wir können uns keine Unterkunft leisten, die fünftausend Dollar die Nacht kostet«, gab ich zu bedenken. »Den Preis könnten wir nicht mal annähernd bezahlen.«
»Gäste, die sich diese Preise leisten können, werden nicht in einem Bungalow wohnen wollen, in dem sich ein Mord zugetragen hat«, sagte Kamakele. »Er wird leer stehen, bis wir ihn von Grund auf renoviert haben und ihn als ganz neu anbieten können. Sie können ihn für den Preis bekommen, den Sie für Ihre jetzigen Zimmer zahlen.«
Ich sah Monk an und forderte ihn mit meinen Blicken auf, das Angebot anzunehmen, was er dann zum Glück auch tat.
»Exzellent«, meinte Kamakele. »Ich werde sofort Ihre Sachen in den Bungalow bringen lassen.«
»Sind Sie Mrs Gruber jemals begegnet?«, wollte Monk plötzlich wissen.
Der Mann nickte. »Sie wurde an mich verwiesen, weil sie unsere Leute an der Rezeption in den Wahnsinn getrieben hat.
Sie sagte, sie würde Stimmen hören. Das glaubte ich ihr auch, aber diese Stimmen können nur in ihrem Kopf existiert haben. Es ist traurig, wenn so etwas passiert.«
»Haben Sie ihr eine andere Unterkunft angeboten?«
»Ja, aber die Bungalows waren alle belegt. Ich habe ihr eine der Suiten hier im Haus angeboten, aber die wollte sie nicht. Sie sagte, wenn es da draußen schon so laut sei, dann müsse es hier ja noch lauter sein.«
»Und ihr Ehemann?«, fuhr Monk fort. »Haben Sie mit ihm geredet?«
»Ich habe die beiden begrüßt, als sie eintrafen, dann habe ich sie zum Bungalow gebracht und ihnen eine Flasche unseres besten Champagners überreicht. Aber darüber hinaus hatte ich mit ihm nichts zu tun. Die beiden kamen mir sehr verliebt vor.«
»Sie sagten, Sie haben in San Francisco gearbeitet«, warf ich ein. »Kannten Sie da schon Dylan Swift?«
»Er veranstaltete seine Jenseits-Seminare im Belmont. Als ich nach Kauai kam, um für die neuen Eigentümer den Umbau des Hotels zu überwachen, erfuhr ich, dass hier ein Produktionsstudio entstehen sollte. Daraufhin habe ich Dylan davon überzeugen können, die Hälfte seiner Sendungen bei uns zu produzieren.«
»Warum war Ihnen das wichtig?« Monks Stimme machte keinen Hehl aus seiner ablehnenden Haltung gegenüber dem Hellseher.
»Um unserem Produktionsstudio etwas Glanz zu verleihen, in dem sonst in erster Linie Informationssendungen und Werbespots für unser Resort gedreht werden«, erklärte Kamakele. »Zum einen profitieren wir natürlich von der Publicity, zum anderen kommen fast dreißig Prozent unserer Gäste nur deswegen hierher, um in einer seiner Shows im Publikum zu sein oder an seinen Seminaren teilzunehmen. Außerdem hat er hier eine fantastische Kulisse. Die andere Hälfte der Sendungen dreht er in San Francisco, und am Montag wird er wieder dorthin abreisen.«
»Glauben Sie, dass er mit den Toten reden kann?«, wollte ich wissen.
»Mein Vater starb vor fünf Jahren, aber dank Dylan rede ich noch immer jede Woche mit ihm.«
15. Mr Monk und das Medium begegnen sich wieder
Ich verstehe Leute nicht, die sich dagegen sträuben in einem Zimmer zu schlafen, in dem jemand gestorben ist, oder ein Haus zu kaufen, in dem sich ein Mord ereignet hat. Häuser haben doch eine Geschichte – in ihren vier Wänden wird gelebt, Leben gezeugt und Leben genommen. Das ist doch nichts Unnatürliches, oder?
Und was ich vor allem nicht begreife: Die selben Leute, die ungern das Haus eines Toten betreten, haben auf der anderen Seite kein Problem damit, in einem von Erdrutschen heimgesuchten Gebiet auf einer Klippe zu wohnen. In einem Gebiet, in dem es oft zu Waldbränden kommt. Oder in einem Hochhausapartment in einer erdbebengefährdeten Region.
Für eine tolle Aussicht, einen kurzen Weg zur Arbeit oder einfach nur einen guten Kaufpreis nehmen sie solche Risiken bereitwillig hin.
Ich nicht. Darum hatte ich auch keine Bedenken, den dekadenten Luxus eines am Ozean gelegenen Bungalows zu genießen, der fünftausend Dollar die Nacht kostete – und
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