Mr Monk besucht Hawaii
setzen. Gegen Lance haben wir zwar einige belastende Indizien in der Hand, aber gegen sie überhaupt nichts. Wenn sie mit dem Mord etwas zu tun hat, dann hält Lance dicht.«
»Wo ist Swift jetzt?«, wollte Monk wissen.
»Wieder in seinem Bungalow, würde ich sagen. Aus dem Wilcox Memorial haben sie ihn entlassen, weil er in bester Verfassung ist. Ihm fehlt nichts – höchstens ein gründlicher Exorzismus.«
»Oder eine Haftstrafe«, ergänzte Monk.
Kealoha setzte uns vor der Lobby des Grand Kiahuna Poipu ab. Als wir ausgestiegen waren, öffnete er sein Seitenfenster.
»Wann fliegen Sie zurück nach Frisco?«, fragte er.
»Am Dienstag«, antwortete ich. »Wieso?«
»Ich überlege, ob ich den Dienstplan umstellen muss. Seit Sie beide nach Kauai gekommen sind, schießt die Kriminalitätsrate schlagartig nach oben.«
»Vielleicht sollten Sie uns in eine Zelle stecken.«
»Das hatte ich auch schon überlegt«, meinte er grinsend und fuhr los.
Ich drehte mich zu Monk um und sah, dass er bereits in die Lobby gegangen war und eine Ausgabe des Honolulu Advertiser las. Auf der Titelseite prangte ein Foto von Dylan Swift.
Ich stellte mich zu Monk und las über seine Schulter mit.
LIHUE. Hat eine Tote den Mord an ihr aus dem Jenseits aufgeklärt? Wenn es nach dem berühmten Hellseher Dylan Swift geht, dann ist genau das passiert.
Swift ist ein international bekanntes Medium und Bestsellerautor, der behauptet, er könne mit den Toten reden. Zahlreiche Episoden seiner täglich landesweit ausgestrahlten TV-Serie werden im Grand Kiahuna Poipu aufgezeichnet, wo die aus Cleveland stammende Urlauberin Helen Gruber am vergangenen Mittwoch tot aufgefunden wurde. Sie lag im Whirlpool ihres Bungalows, scheinbar das Opfer eines Unfalls.
Kurz darauf empfing Swift »Nachrichten« von Helen, die andeuteten, sie sei ermordet worden. Diese Information gab er sofort weiter an den aus San Francisco kommenden Detektiv Adrian Monk, ebenfalls ein Gast im Hotel, der der örtlichen Polizei bei den Ermittlungen half.
Quellen im Kauai Police Department bestätigen, dass Monk und die ermittelnden Beamten aufgrund der von Swift gelieferten Informationen in der Lage waren, Helen Grubers Ehemann Lance Vaughan als Mörder ins Visier zu nehmen. Es heißt aber, dass Helen selbst am Samstag durch Swift in einer dramatischen Gegenüberstellung mit ihrem Mann die entscheidenden Beweise lieferte. Vaughan wurde sofort festgenommen und wegen Mordes angeklagt.
Angeblich hatte Vaughan eine Affäre mit der gleichfalls aus Cleveland stammenden Roxanne Shaw, die auch auf der Insel zu Besuch war. Gegen Shaw wurde keine Anklage erhoben, sie wurde nach der Befragung durch die Polizei wieder auf freien Fuß gesetzt. Sie war zu einer Stellungnahme nicht bereit.
Swift wurde in die Notaufnahme des Wilcox Memorial Hospital gebracht, wo man ihn wegen eines nicht näher bezeichneten Traumas behandelte, nachdem Helen Gruber durch ihn gesprochen hatte.
»Ohne Helens Stimme aus dem Jenseits«, erklärte Swift gegenüber Reportern, »wäre der Mord vielleicht nie aufgeklärt worden. Ich bin froh, dass ich einen kleinen Beitrag leisten konnte, damit ihr Gerechtigkeit widerfuhr.«
Monk las nicht mehr weiter, sondern faltete die Zeitung zusammen und legte sie auf einen Tisch. »Wie lautete Swifts Nachricht für mich?«
»Er sah eine Hand mit sechs Fingern.«
Monk ließ seine Schultern kreisen und kniff ein wenig die Augen zusammen. Ich wusste, dass er sich jetzt die Fakten durch den Kopf gehen ließ und versuchte, die Puzzleteile zusammenzufügen, um zu sehen, welche von ihnen passten und welche nicht.
»Wer weiß noch von diesem Mann?«
»Ich, Captain Stottlemeyer, Lieutenant Disher und Sie«, sagte Monk. »Und natürlich der Mörder meiner Frau.«
Er ging zielstrebig durch die Lobby, durchquerte den Poolbereich und begab sich dann auf direktem Weg zu Swifts Bungalow. Er klopfte an, und einen Moment später öffnete Swift die Tür, der in einer Hand einen Eisbeutel hielt.
»Das nenne ich eine angenehme Überraschung«, sagte er und machte Platz, damit wir eintreten konnten.
Der Grundriss des Bungalows war mit unserem identisch, nur war die Einrichtung hier wesentlich teurer und strahlte mit dem dunklen Koa-Holz und dem Leder sehr viel Männlichkeit aus. Das Dekor war nicht an tropischen Blumen orientiert, sondern eher maritim ausgerichtet, da überall Bilder von Segelschiffen in rauer See hingen.
»Wir wollten hören, wie es Ihnen geht«, sagte
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