Mr Monk besucht Hawaii
aus, ging bis zum Geländer und genoss die Aussicht. Im Gegensatz zum trockenen, staubigen Grand Canyon war hier alles dicht bewachsen, und ich konnte einen Wasserfall sehen. Ich würde Ihnen gern mehr über die Landschaft erzählen, aber mein Ausflug währte nur kurz, da Monk nach höchstens einer Minute in Panik die Hupe betätigte und ich zum Wagen zurücklaufen musste.
Das war alles, was ich vom Canyon zu sehen bekam, außer den Fotos in meinem Reiseführer. Um Monks Hyperventilieren zu beenden, wendete ich und fuhr so schnell wie möglich zu der auf dem flachen Land gelegenen Stadt Waimea. Als wir dort ankamen und ich den Wagen vor einem der Geschäfte abstellte, hatte sich Monk wieder beruhigt, auch wenn er noch etwas wacklig auf den Beinen war.
»Ich glaube, ich bin höhenkrank«, sagte er.
»Sie waren nur ein paar Minuten da oben. Ihr Apartment in San Francisco liegt höher über dem Meeresspiegel als dieser Berg.«
»Ich weiß. Deshalb versuche ich zu Hause auch, möglichst nie etwas aus dem obersten Regalfach zu holen.«
Wir standen vor einem Souvenirladen. T-Shirts hingen im Fenster, und an der Tür stand ein Ständer mit Ansichtskarten.
»Ich gehe rein, um nach einem Geschenk für Julie zu suchen«, sagte ich zu Monk. »Vielleicht sollten Sie inzwischen die Postkarten nach geografischer Lage, Größe oder Papierart sortieren.«
»Ich will ihr auch etwas mitbringen.«
Also betraten wir zusammen das winzige Geschäft, das mit billigen T-Shirts, Badeanzügen, Shorts, Mützen und Badetüchern vollgestopft war. Im Angebot befanden sich außerdem Videos über die Inseln, CDs mit hawaiianischer Musik, Schmuck, Kona-Kaffee, Taro-Chips, Macadamia-Nüsse und Macadamia-Kekse, Sonnenschutzcreme, billige Sonnenbrillen und Hula-Puppen.
Ich suchte nach etwas Besonderem, das Julie zu Hause nicht kaufen konnte. Während ich durch die Gänge schlenderte und mir dies und jenes ansah, entdeckte ich auf einmal eine Auswahl an Red-Dirt -Shirts. Ich sah sie durch, um eines in Julies Größe zu finden, als Monk zu mir kam und eine Verpackung in der Hand hielt.
»Ich habe etwas gefunden«, sagte er.
Ich sah mir an, was er bei sich trug. » Q-Tips? «
»Das sind hawaiianische Q-Tips.«
»Ja, aber die gleichen bekommt sie auch zu Hause«, erwiderte ich.
»Aber ich kaufe sie hier.«
»Sie sollten etwas mitbringen, was es nur auf Hawaii gibt, wie zum Beispiel diese Red-Dirt-Shirts. Die werden hier auf Kauai hergestellt.«
Ich erzählte ihm die Geschichte über diese T-Shirts, die beinahe so ungewöhnlich ist wie die Shirts selbst. Der Hurrikan Iniki zerstörte eine T-Shirt-Fabrik auf der Insel und ertränkte den gesamten Bestand in Wasser und roter Erde. Der Fabrikant dachte zunächst, er müsse alles wegwerfen, doch dann sah er, dass die Erde den Stoff auf eine ganz einzigartige Weise gefärbt hatte. Anstatt den Bestand auf den Müll zu schmeißen, machte er Stoffe mit roter Erde darauf zu seinem neuen Geschäftserfolg.
»Sie kaufen ein schmutziges T-Shirt?« Monk sah mich ungläubig an.
»Die sind gefärbt, aber da klebt kein Dreck dran. Das ist ein Unterschied.«
»Ist es nicht.«
»Die Leute hier färben ihre Shirts mit allem Möglichen, mit Kaffee, Bier, Hanf, Schokolade und Wein. Das ist witzig.«
»Das ist abscheulich. Was geht hier vor sich? Tragen die Leute diese T-Shirts erst eine Woche lang, um sie dann zu verkaufen?«
»Es sind keine benutzten T-Shirts«, erklärte ich. »Die hat noch niemand getragen.«
Plötzlich wurde Monk darauf aufmerksam, dass er zu allen Seiten von diesen T-Shirts umgeben war, woraufhin er die Arme eng an den Körper anlegte und versuchte, keine Stelle seines Körpers mit der Ware in Kontakt kommen zu lassen, was in einem so beengten Geschäft nicht allzu einfach war.
»Warum wollen Sie Ihrer Tochter ein T-Shirt mitbringen, das voller Bier, Schweiß und Erbrochenem ist?«
»Ich habe nie von Schweiß und Erbrochenem gesprochen. Sehen Sie irgendwo so etwas?«
»Vermutlich hält man die für besondere Gelegenheiten zurück«, meinte er. »Zum Beispiel Menschenopfer.«
»Finden Sie nicht, dass Sie ein wenig übertreiben?«
»Wir reden hier von Leuten, die schmutzige Kleidung kaufen und in Restaurants essen, in denen es von Echsen nur so wimmelt.« Monk senkte die Stimme, damit der hawaiianische Verkäufer ihn nicht verstehen konnte. »Vermutlich haben wir es hier auch mit Kannibalismus zu tun.«
Ich nahm zwei Red-Dirt-Shirts vom Tisch und hielt sie Monk hin. »Was gefällt
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