Mr Monk besucht Hawaii
Monk.
»Ich habe mir die Hand verbrannt, als ich mir Frühstück machen wollte«, erwiderte Swift und zeigte uns eine hässliche Blase in der Handfläche unter dem Eisbeutel. »Ansonsten geht es mir gut. Wenn Geister von einem Besitz ergreifen, führt das unmittelbar danach zu Desorientierung und Kopfschmerzen, aber zu bleibenden körperlichen Auswirkungen kommt es normalerweise nicht.«
»Ich dachte mehr an Ihre Interviews mit der Presse«, gab Monk zurück. »Mich überrascht, dass Ihre Stimme noch da ist.«
»Je mehr ich bei der Allgemeinheit ein Verständnis für das Leben nach dem Tod erreichen kann, desto besser werden die Menschen in der Lage sein, Tod und Trauer zu verarbeiten.«
Es war ein solcher Unsinn, dass ich nicht an mich halten konnte. »Sie versuchen doch nur, aus Helen Grubers Tod Kapital zu schlagen und für sich selbst zu werben – für Ihre Bücher, Ihre Seminare, Ihre Sendung. Es ist widerlich.«
»Ich dachte, Sie würden mich besser kennen, Natalie.«
»Das dachte ich auch, aber dann habe ich gelesen, was Sie den Zeitungen erzählt haben.«
»Jemand im Krankenhaus oder einer der Polizisten muss die Medien informiert haben. Ich war das nicht. Ich habe nur nach bestem Wissen und Gewissen die Fragen beantwortet.«
»Vielleicht können Sie mir auch ein paar Fragen beantworten«, warf Monk ein.
»Selbstverständlich.«
»Natalie sagte, Sie hätten eine Nachricht für mich.«
Swift schien sich zu entspannen, er nickte und setzte sich hin, dann bedeutete er uns, auf der Couch ihm gegenüber Platz zu nehmen.
»Ich hatte gehofft, dass Sie mich danach fragen würden. Nach unserer ersten Begegnung hatte ich eine erschreckende Vision, die eine Hand mit sechs Fingern betraf. Ich dachte zunächst an einen Zusammenhang mit dem Mord an Helen, aber gestern Abend sah ich das Bild erneut, nachdem der Mord geklärt war. Da wusste ich, es hat etwas mit Ihnen zu tun. Ich nehme vor allem den Buchstaben ›T‹ wahr. Gibt es jemanden mit diesem Buchstaben im Namen, der Ihnen nahesteht?«
»Meine Frau Trudy.«
»Ist sie verstorben?«
Monk nickte. »Sie wurde ermordet. Mit einer Autobombe.«
Ich wunderte mich, dass Monk mitspielte und Swift diese Informationen gab. Wollte er Swift aus der Reserve locken? Konnte er seiner eigenen Neugier nicht widerstehen? Oder seinem Wunsch, noch einmal von Trudy zu hören, auch wenn diese Nachricht eine Lüge war?
»Ich spüre sehr große Frustration, große Ungewissheit. Es gibt Fragen, die Trudy beantwortet haben möchte. Sonst kann sie keinen Frieden finden.«
»Das kann ich auch nicht. So war es immer zwischen uns«, sagte Monk. »Wir haben immer gleich empfunden. Es war so, als wären wir zwei eine einzige Person.«
»Das ist Liebe, Mr Monk, die stärkste Kraft im Universum. Sie verbindet uns sogar im Tod.«
Mich erstaunte, dass Monk einem Mann so viel über sich verriet, dem er gar nicht traute. Monk spielte nicht nur mit, er öffnete sich Swift völlig. War das der Preis, um Swift zu entlarven? Oder hoffte Monk, dass er etwas über Trudy erfuhr?
»Sie müssen wissen, was geschehen ist«, fuhr Swift fort. »Sie müssen wissen, warum sie gestorben ist.«
»Das weiß ich nicht«, erwiderte Monk traurig. »Ich hatte gehofft, sie könnte es mir sagen.«
»Es gibt Dinge, die sie Ihnen sagen möchte. Dinge, die Sie vielleicht in die Lage versetzen, die Fragen zu beantworten, von denen Sie beide verfolgt werden.«
»Sagen Sie sie mir«, forderte Monk ihn auf.
»Es gab andere Todesfälle. Frauen. Viele Frauen. Aber nicht in San Francisco. Ich fühle so viel Schrecken, so viel Schmerz. Ich sehe einen Buckligen, der eine Christusstatue auf seinen Schultern trägt.«
»Corcovado«, rief ich.
Monk und Swift sahen mich an. »Corcovado bedeutet ›Buckliger‹. Das ist der Berg in Rio de Janeiro, auf dem die Christusstatue steht. Von der ganzen Stadt aus kann man sie sehen.«
»Rio de Janeiro. Ja, ich kann die Statue jetzt sehen, sie hält die Arme ausgestreckt und …« Swift stockte der Atem. »Eine Hand hat sechs Finger.«
»Nein, das ist nicht wahr«, widersprach ich.
»Was ich sehe, ist nicht wörtlich zu nehmen«, sagte Swift. »Es ist eine Metapher, eine Art Symbol, das eine Nachricht übermitteln soll. Trudy will uns damit wohl sagen, dass der von Ihnen gesuchte Mann in Brasilien zu finden ist.«
Monk erhob sich. »Danke.«
Auch Swift und ich standen auf. »Viel Glück, Mr Monk. Ich hoffe, Sie finden Ihre Antworten.«
Ich sah Swift in die Augen.
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