Mr Monk besucht Hawaii
dass Monk heute Abend mit nichts aufwarten könnte, das mich auch nur annähernd so sehr in Verlegenheit bringen würde.
Ich hätte es allerdings besser wissen sollen.
»Entschuldigen Sie, Kiki«, sagte er. »Sie sprachen gerade vom Essen. Es geht das alberne Gerücht um, wir müssten uns zum Essen auf den Boden setzen.«
»Das ist richtig, Sir. Es ist ein traditionelles Luau. Sie werden auf dem Boden vor den Lauhala-Matten sitzen, wo Ihnen authentische hawaiianische Gerichte serviert werden, zum Beispiel Poke.« Sie zeigte auf die Schüssel. »Das ist roher, marinierter Fisch.«
»Roh?«, stieß Monk aus.
Kiki lächelte. »Es ist wirklich köstlich, das können Sie mir glauben. Allerdings muss ich gestehen, dass wir heute Abend nicht völlig authentisch sind. Wäre dieses Luau so wie 1778, als Captain Cook die Inseln besuchte, dann müssten auch noch hawaiianische Priester anwesend sein, die Ihnen anbieten würden, das Fleisch für Sie vorzukauen.«
Monk sah mich so entsetzt an wie in dem Geschäft, in dem ich das T-Shirt gekauft hatte. Dann wandte er sich wieder Kiki zu.
»Wo ist das Besteck?«
»Wie bei den extravaganten und ausgelassenen Luaus zur Zeit von König Kamehameha II. werden Sie mit den Fingern essen«, sagte Kiki. »Umso mehr können Sie unseren berühmten Zwei-Finger-Poi genießen.«
»Gut, dass ich nicht unvorbereitet hergekommen bin«, flüsterte Monk mir zu, griff in seine Tasche und zeigte mir einen Plastikbeutel mit einem kompletten Besteck darin.
»Sie haben das aus dem Bungalow mitgebracht?«
Monk schüttelte den Kopf. »Von zu Hause.«
Zwei Hawaiianer in traditioneller Kleidung – mit anderen Worten so gut wie ohne Kleidung – stellten sich zu Kiki in den Kreis. Jeder von ihnen trug eine Schaufel.
»Das Hauptgericht am heutigen Abend wird ein Kalua-Schwein sein, das bereits seit neun Stunden in diesem Imu gekocht wird.« Kiki zeigte auf den Boden.
»Sie deutet auf den Boden«, sagte Monk.
»Ja, Mr Monk, das weiß ich.«
Die Männer begannen, den Sand zur Seite zu schaufeln, während Kiki noch redete. Rauch stieg aus dem heißen Sand auf, und fast sofort begannen die Männer wegen der Hitze zu schwitzen.
»Heiße Steine werden in einer zwei Meter tiefen Grube platziert, die mit Bananenblättern ausgelegt ist. Das Schwein wird gepökelt und in die Grube gelegt, mit Bananenblättern bedeckt, damit die Hitze nicht entweicht, und dann vergraben.«
»Vergraben?«, rief Monk, machte ein paar Schritte nach vorn und wandte sich den anderen Touristen zu. »Wir sollen etwas essen, was sie vergraben haben? Mit unseren Händen sollen wir es essen? Halten die uns denn für Wilde?«
»Mr Monk, bitte«, sagte ich und zog ihn zurück. »Sie machen hier eine Szene.«
»Warten Sie nur, bis die Gesundheitsbehörde davon erfährt«, erklärte Monk an Kiki gewandt. »Die wird den Laden hier sofort schließen.«
»Wir machen das schon seit Jahrhunderten«, meinte Kiki amüsiert. Das Lächeln wich nicht für eine Sekunde von ihren Lippen.
»Und heute Abend hat es ein Ende. Ich kassiere Sie ein, Lady.«
»Ich kann Ihnen versichern, Sir, dass Sie von einem Kalua-Schwein nichts zu befürchten haben.«
In diesem Moment stieß eine ältere Frau in der Menge einen gellenden Schrei aus. Alle drehten sich schlagartig zu ihr um. Ihr Blick war auf den Imu hinter Kiki gerichtet.
Die beiden Hawaiianer ließen erschrocken ihre Schaufeln fallen und wichen von dem Loch zurück, da eine verdrehte und von der Hitze rot verfärbte menschliche Hand aus dem rauchenden Sand ragte.
Ich verspürte instinktiv den Wunsch davonzurennen, und den anderen Gästen erging es nicht anders. Sie verließen alle fluchtartig den Garten. Nur Monk stand da und wirkte ungerührt. Es schien ihn nicht einmal überrascht zu haben. Er sah mich an und meinte seufzend: »Ich sagte doch, das sind Kannibalen.«
Lieutenant Kealoha fühlte sich nicht vor den Kopf gestoßen, als Monk später wiederholte, Hawaiianer seien Kannibalen.
»Ich glaube nicht, dass man den Mann zum Abendessen serviert hätte«, meinte er lakonisch. »Sonst hätten sie ihn erst ausgezogen und gut gewürzt. Zumindest machen wir das sonst so, wenn wir Menschen essen.«
Die Polizei hatte den Luau-Garten weiträumig abgesperrt, die Spurensicherung war damit beschäftigt, den Toten auszugraben und den Sand einzusammeln, da er möglicherweise wichtige forensische Spuren enthielt.
Der Tote trug teure hawaiianische Kleidung, doch sein Gesicht war bis zur
Weitere Kostenlose Bücher