Mr Monk besucht Hawaii
wiederholte Swift. »Ich fühle, wie sie als Baby in diese Decke eingewickelt wurde. Ich fühle, wie sie an einer Ecke lutschte, als sie die ersten Zähne bekam. Sie konnte nicht einmal als Erwachsene ohne sie einschlafen. Und Sie haben ihr die Decke ins Grab gelegt, richtig, Adrian?«
Monk nickte. »Damit sie sich immer sicher fühlen konnte.«
Einige Zuschauer waren von der Geschichte so gerührt, dass ihnen die Tränen kamen. Wenn ich ehrlich sein soll, musste auch ich mit den Tränen kämpfen.
»Es hat funktioniert, Adrian«, sagte Swift. »Die Decke hält sie in ihrem ewigen Schlaf warm und gibt ihr Sicherheit. Die Decke schmiegt sich so an sie, wie Sie es früher taten.«
Monk begann zu lächeln, aber nicht vor Glück, sondern wie ein Sieger. »Sie haben mir soeben geholfen, noch einen Mord aufzuklären.«
»Den Mord an Ihrer Frau?«
»Nein, den Mord an Martin Kamakele, dem Manager des Grand Kiahuna Poipu.«
»Und den haben Sie hier gelöst? In meiner Sendung? Dank der Nachricht von Ihrer Frau?«
»Ohne Sie hätte ich ihn nicht lösen können.«
»Unglaublich«, meinte Swift. Das Publikum setzte zum Applaus an, und Swift aalte sich für einen kurzen Moment in dieser Bewunderung. Dann bedeutete er den Zuschauern, doch bitte wieder aufzuhören. »Dieses Lob habe ich nicht verdient. Es sind die Geister, die diese Arbeit leisten. Ich bin nur der Überbringer ihrer Botschaften, und Adrian Monk ist ihr Werkzeug, damit ihnen Gerechtigkeit widerfährt. Sagen Sie uns, Adrian: Was haben Sie mit Hilfe der Geister herausgefunden?«
Monk stand auf und deutete auf Stottlemeyer. »Ich möchte Ihnen gern Captain Leland Stottlemeyer vom San Francisco Police Department vorstellen.«
Der Captain stand auf, und Swift gab ihm die Hand.
»Ist mir ein Vergnügen, Captain«, sagte Swift.
»Vor einigen Tagen habe ich Captain Stottlemeyer von Hawaii aus einen notariell beurkundeten Brief zugeschickt, den er bisher noch nicht geöffnet hat«, erklärte Monk. »Captain, würden Sie bitte den Brief herausholen und uns den Poststempel zeigen?«
Er nahm den Brief und hielt ihn hoch, und auf dem Monitor sah ich, dass die Kamera heranfuhr und den Poststempel von vor zwei Tagen zeigte.
»Würden Sie auch bitte den Brief öffnen und ihn vorlesen?«, fuhr Monk fort.
»Gern.«
Swift trat nervös von einem Fuß auf den anderen und lächelte gezwungen, während Stottlemeyer den Umschlag aufriss und den Brief herauszog.
»Es ist ein von Ihnen handgeschriebener Brief, der von einem Notar mit Datum beurkundet wurde«, sagte der Captain und hielt den Brief so, dass die Kamera das notarielle Siegel erfassen konnte. Dann begann er vorzulesen: »›Gestern Abend habe ich in unserem Bungalow des Grand Kiahuna Poipu in Anwesenheit meiner Assistentin Ms Natalie Teeger – weitere Personen waren nicht anwesend – eine Geschichte über meine Frau Trudy und ihre Schmusedecke erzählt, die ich Nachtinacht nannte. Ich sagte, in diese Decke sei sie als Baby eingewickelt worden, sie habe an einer Ecke gelutscht, als sie ihre ersten Zähne bekam, und sie habe niemals ohne sie einschlafen können. Ich sagte, sie habe die Decke ihr Leben lang bei sich gehabt und ich hätte sie ihr ins Grab gelegt.‹«
Stottlemeyer hielt einen Moment inne und sah Swift, dann las er mit einem breiten Grinsen den Rest vor. »›Die Geschichte, die Dylan Swift Ihnen heute erzählte, hat sich nie zugetragen. Sie ist eine Lüge, die ich mir gestern Abend ausgedacht habe.‹«
Aus dem Publikum waren erschrockene Laute zu hören. Swift blickte drein, als hätte man ihn geohrfeigt. Die Augen hatte er weit aufgerissen, sein Gesicht lief rot an. Ungläubig schüttelte er den Kopf. Ich erinnerte mich an Monks gerührte Miene, als er mir die Geschichte erzählte. Ich hatte sie ihm geglaubt, und ich tat es jetzt immer noch, obwohl ich den Inhalt des Briefs gehört hatte.
»Die Geschichte ist wahr. Dieser Brief ist eine Lüge«, wehrte sich Swift. »Ich weiß genau, was ich fühle. Trudy hatte ihre Nachtinacht, und sie hält sie in diesem Moment in ihren Armen. Ich kann es klar und deutlich sehen. Und was soll das mit dem Mord an Martin Kamakele zu tun haben?«
»Es zeigt, warum Sie ihn umbrachten«, sagte Monk. »Es erklärt auch, warum Sie Helen Gruber töteten und den Mord ihrem Ehemann Lance anhängten.«
»Okay, das reicht jetzt.« Swift drehte sich um und sah in die nächstbeste Kamera. »Wir stoppen die Aufnahme.«
»Mir ist egal, ob Sie die Aufnahme stoppen oder
Weitere Kostenlose Bücher