Mr Monk und die Feuerwehr
Monk zeigte auf den Blumenladen. »Dieser Strauß ist eine ihrer persönlichen Kreationen, auf die sie sehr stolz ist.«
»Gut für Flo«, meinte Stottlemeyer.
»Lucas Breen hat genau solch einen Strauß am Donnerstag bei Flo gekauft.«
»Und?«
»Er war für seine Geliebte. Lizzie Draper«, sagte Monk. »Ich habe gestern bei ihr zu Hause den gleichen Strauß gesehen.«
Ich habe keine Ahnung, wie Monk den Strauß überhaupt bemerken konnte, wo doch sein Blick die ganze Zeit über auf Lizzie Drapers Ausschnitt gerichtet war. Aber offenbar war er in der Lage, Dinge wahrzunehmen, die sich am Rande seines Gesichtsfelds abspielten. Es war der Strauß, den sie als Vorlage für ihr Bild genommen hatte.
»Selbst wenn das stimmt«, gab der Captain zurück. »Was soll das mit dem Mord an Esther Stoval zu tun haben?«
»Esther Stoval hat ihren Nachbarn nachspioniert, sie hat mit dem Fernglas die anderen Häuser beobachtet und Fotos gemacht«, sagte Monk. »Einmal hat sie einen Nachbarn bei der Kabelgesellschaft gemeldet, weil er mit einem illegalen Decoder ESPN gesehen hat.«
»Mich wundert, dass die Frau überhaupt so alt geworden ist«, meinte Stottlemeyer. »Man stellt sich nicht zwischen einen Mann und seinen Lieblingssport.«
»Ich vermute, Esther besaß belastende Fotos von Lucas Breen und Lizzie Draper, und sie hat ihm gedroht, sie seiner Frau zu zeigen, wenn er das Projekt nicht aufgibt. Eine Scheidung hätte ihn ein Vermögen gekostet, deshalb hat Breen Esther ermordet.«
Stottlemeyer schüttelte den Kopf. »Das ist ziemlich weit hergeholt, Monk, sogar für Ihre Verhältnisse.«
»Aber es lief so ab«, gab Monk zurück.
Ich war mir sicher, er hatte recht, und Stottlemeyer war auch davon überzeugt. Wenn es eine Sache gibt, bei der Monk immer recht hat, dann ist es Mord. Und Monk wusste, dass wir das wussten – was die Situation für den Captain nur noch frustrierender machte.
»Und das ist der einzige Beweis?«, wunderte sich Stottlemeyer.
»Wir haben auch noch ihre Knöpfe«, sagte Monk.
»Ihre Knöpfe?«
»Ich konnte nicht anders, als von ihnen Notiz zu nehmen.«
Das war wohl die größte Untertreibung, die Monk sich an diesem Tag geleistet hatte.
»Auf den Knöpfen standen die Buchstaben ›LB‹«, fuhr Monk fort. »Bislang dachte ich, es sei eine Marke, aber das stimmt nicht. Es handelt sich um ein Monogramm. Das Hemd, das sie trug, war für Lucas Breen maßgeschneidert worden.«
11. Mr Monk und der verdächtige Geruch
Wir setzten uns in Stottlemeyers Büro wieder zusammen, wo er den Blumenstrauß in einen besonders großen, mit Wasser gefüllten Becher stellte. Vasen waren im Morddezernat des San Francisco Police Department nicht so leicht zu finden.
Disher kam herein und sah Monk erschrocken an. »Was ist los? Geht es Ihnen gut?«
»Ja, es geht mir gut«, antwortete Monk.
»Sicher?«
»Ganz sicher. Wieso fragen Sie?«
»Na ja, es ist nur so, ich habe Sie noch nie so … so …« Disher suchte nach dem richtigen Wort. »So aufgeknöpft gesehen.«
»Aufgeknöpft?«, wunderte sich Monk.
Disher deutete auf seinen Hemdkragen. »Ihre beiden obersten Knöpfe stehen offen.«
»Oh mein Gott!« Er wurde prompt rot und machte verlegen die beiden Knöpfe zu. »Wie lange laufe ich denn schon nackt herum? Warum haben Sie mir das nicht gesagt?«
»Es waren doch nur zwei Knöpfe, Mr Monk«, beschwichtigte ich ihn.
»Vermutlich hat sich das bereits im ganzen Police Department herumgesprochen!«
»Ganz bestimmt hat niemand etwas davon mitbekommen«, sagte Stottlemeyer.
»Ich bin halb nackt hereinspaziert. Die Leute sind nicht blind.« Er vergrub das Gesicht in den Händen. »Das ist mir so peinlich.«
»Sie sind hier unter Freunden.« Der Captain kam um seinen Schreibtisch herum, legte eine Hand auf Monks Schulter und drückte sie zuversichtlich. »Niemand wird irgendetwas sagen. Sie haben mein Wort.«
Betroffen sah Monk ihn an. »Könnten Sie mit ihnen reden?«
»Klar«, erwiderte Stottlemeyer. »Und mit wem?«
»Mit allen«, sagte Monk. »Mit jedem Officer im Haus.«
»Okay, das kann ich machen. Aber könnte ich damit warten, bis wir besprochen haben, wie wir beweisen können, dass Lucas Breen der Mörder von Esther Stoval ist?«
»Das wird nicht leicht sein«, meinte Disher. »Es gibt keine Spuren, die belegen, dass er im Haus war, als Esther ermordet wurde.«
»Das gilt auch für jeden anderen«, sagte Stottlemeyer.
»Er war es«, beharrte Monk. »Wenn wir uns von dort rückwärts
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