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Mr Monk und die Feuerwehr

Mr Monk und die Feuerwehr

Titel: Mr Monk und die Feuerwehr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lee Goldberg
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ich hätte das schon vor fünf Minuten machen sollen. Aber ich stehe heute ein wenig neben mir«, entschuldigte sich Monk. »Ich hatte einen schwierigen Morgen. Sie wissen ja, wie das ist.«
    »Nein, Monk, das weiß ich nicht«, antwortete Stottlemeyer ein wenig müde. »Ich wünschte, ich wüsste es, aber ich weiß es nicht.«
    »Wie kommen Sie darauf, dass es seine Frau war?«, wunderte sich Disher. »Woher wollen Sie wissen, ob Lemkin überhaupt eine Ehefrau hat ?«
    »Weil er sonst keine Verwendung für dieses Liebesnest hätte«, sagte Monk.
    »Liebesnest?«, wiederholte Stottlemeyer.
    »Das ist ein Ort, den man für eine Affäre mit einer Frau benutzt, die nicht die Ehefrau ist.«
    »Ich weiß, was ein Liebesnest ist, Monk. Ich weiß nur nicht, wie Sie das herausgefunden haben.«
    Das war mir in diesem Moment auch ein Rätsel.
    »Alle Möbel sind nur gemietet, darum passen sie so gut zusammen, außerdem habe ich die Aufkleber an der Unterseite gesehen.«
    »Sie haben unter die Möbel geschaut?«, wunderte sich Disher.
    »Das macht er überall«, sagte der Captain.
    Ich wusste, dass das stimmte. Ich hatte sogar gesehen, wie er es in meinem Haus machte. Irgendetwas konnte sich unter einem Möbelstück befinden, und er hielt es nicht aus, wenn er das nicht wusste. Was, wenn sich dort Staub ansammelte? Der bloße Gedanke war für Monk unerträglich.
    »Die deutlichsten Hinweise sind die Kleidung und die Toilettenartikel«, erklärte Monk. »Lemkin hatte vier identische Hemden und Hosen im Schrank, damit er sich nach einem Rendezvous etwas Frisches anziehen konnte, ohne dass seine Frau davon etwas merkte. Seife und Eau de Cologne hatte er auf Vorrat, weil er vermeiden wollte, dass seine Ehefrau an ihm den Geruch einer anderen Frau feststellen konnte.«
    Ich sollte lernen, auf meine Instinkte zu achten oder sie zumindest zu deuten. Beim Hereinkommen war mir aufgefallen, dass alles hier wie nach einem Hotelzimmer aussah, aber ich hatte mir nicht die Mühe gemacht, den Grund für diesen Eindruck herauszufinden. Monk hingegen tat genau das. Er nimmt immer all die Dinge wahr, die wir für selbstverständlich halten, Dinge, die wir sehen, aber nicht wahrnehmen. Das ist einer der Unterschiede zwischen Monk und mir. Aber es gibt noch einen anderen: Ich muss nicht erst einen Wasserhahn desinfizieren, bevor ich einen Schluck Wasser trinke …
    »Okay, Monk, er hatte also Affären«, stimmte Stottlemeyer ihm zu. »Woher aber wissen Sie, dass seine Frau ihn erschossen hat und nicht irgendein aufgebrachter Ehemann oder ein Auftragskiller?«
    »Sie müssen sich dazu nur den Leichnam ansehen«, sagte Monk und ging ins Wohnzimmer.
    Wir folgten ihm, und sobald ich den Toten auf dem Boden liegen sah, kam in mir wieder dieses Unbehagen auf, dieses leise Summen der Furcht, das allmählich lauter wurde.
    Monk, Stottlemeyer und Disher dagegen hockten sich neben den Toten, als sei er nur ein weiteres Möbelstück. Sie waren gegen das immun, was mir so zu schaffen machte.
    »Der Schuss traf Lemkin ins Herz«, führte Monk aus. »Warum nicht ins Gesicht oder in den Kopf? Weil er seiner Frau das Herz gebrochen hatte. Sie können die symbolische Bedeutung dieser Tat nicht ignorieren.«
    »Wir sind hier nicht im Englischunterricht an der Highschool«, warf Disher ein. »Diese Sache mit dem Symbolismus ist sogar für Sie weit hergeholt.«
    »Nicht, wenn Sie sehen, dass der Mörder auch Lemkins Ehering an sich genommen hat.« Er deutete auf den hellen Hautstreifen am Ringfinger des Opfers. »Das geschah zweifellos wegen des sentimentalen Werts.«
    »Oder wegen des Goldwerts«, erwiderte Disher.
    »Warum hat der Mörder ihm dann nicht seine Rolex abgenommen?« Monk zeigte auf die große goldene Uhr am Handgelenk des Toten. »Und mehr noch. Der Mörder benutzte eine Waffe mit kleinem Kaliber, eine traditionelle ›Frauenwaffe‹. Und sehen Sie sich an, was der Täter als Schalldämpfer benutzt hat – ein Kissen. Etwas, was sie gehäkelt hatte, während er sie hier mit anderen Frauen betrog. Der unbeabsichtigte Symbolismus kommt praktisch einem Geständnis gleich.«
    Plötzlich wurde mir bewusst, dass ich auch neben der Leiche hockte. Mein Unbehagen war wie weggewischt. Indem ich versuchte, Monks Argumenten zu folgen, hatte ich begonnen, Lemkins Leichnam so zu betrachten wie die anderen: nicht als ein menschliches Wesen, sondern als ein Buch, in dem man lesen konnte, ein Puzzle, das zusammengefügt werden musste, ein Problem, das es zu lösen

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