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Mr Monster

Mr Monster

Titel: Mr Monster Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Wells
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Pause.
    »Die zentrale Frage beim Täterprofil ist folgende: Was musste ein Mörder nicht unbedingt tun und hat es doch getan?«
    »Bitte nicht schon wieder!« Max verdrehte die Augen.
    »Es funktioniert aber«, beharrte ich. »Es funktioniert sogar noch besser, wenn jemand da ist, der unpassende Ideen verwirft. Du hast mir beim letzten Mal wirklich sehr geholfen.«
    »Wenn ich dir so sehr geholfen habe, warum hast du den Täter dann nicht geschnappt?«
    Ich habe ihn ja geschnappt.
    »Der FBI -Agent hat mich zur Polizeiwache kommen lassen und mir die Fotos des neues Mordopfers gezeigt, ehe sie an die Presse gegangen sind«, fuhr ich fort. »Er hat mich um Hilfe gebeten.«
    »Halt die Klappe!«
    »Nein, ernsthaft.«
    »John, wir sitzen nur ein paar Meter von drei unglaublich heißen Mädchen in unglaublich kurzen Shorts entfernt. Deshalb habe ich keine Zeit, mit dir einen Mordfall zu analysieren.«
    Ich schloss die Augen. Brooke hatte sich mit zwei Freundinnen, Marci und Rachel, nur zwei Tische entfernt niedergelassen. Die einzige erlaubte Mittagsunterhaltung hatte ich allerdings schon mit ihr geführt, und auch meine beiden Pausenblicke waren verbraucht. Brooke hatte sich die Haare mit einem rosafarbenen Band zu einem Pferdeschwanz zusammengebunden. Sie trug ein rosafarbenes T -Shirt mit weißen Streifen und kurze Jeans, die ihre langen, schlanken Beine zur Geltung brachten. Ich durfte nicht einmal mehr an sie denken. Genau deshalb wollte ich ja den Killer analysieren.
    Es juckte mir in den Fingern, ich musste dringend etwas verbrennen.
    »Der Leichnam wies zahlreiche Verletzungen auf. Das haben sie in den Nachrichten erwähnt, und ich habe es auf dem Foto gesehen. Der Mörder hat ihr wehgetan, bevor er sie umgebracht hat. Er hat sie gefoltert. Warum hat er das getan?«
    »Keine Ahnung«, erwiderte Max. »Du bist hier der gefährliche Verrückte. Warum tätest du so etwas?«
    »Das ist beleidigend, aber du hast schon recht, denn wir versetzen uns ja mehr oder weniger in seine Situation.«
    »Ich mein’s ernst«, erklärte Max. »Wenn du jemanden auf diese Weise töten willst, was ich nicht mal völlig ausschließen kann, warum tätest du es dann?«
    Das ist besser als nichts. »Weil ich etwas brauche«, antwortete ich. »Wenn ich sie auf diese Weise umbringe, bekomme ich es vielleicht.«
    »Was willst du denn?«
    »Das weiß ich noch nicht. Genau das versuchen wir ja herauszufinden. Wir müssen es von hinten aufrollen.«
    »Na gut.« Max sah zur Decke hoch und wedelte mit den Händen. »Was hast du davon, wenn du jemanden so tötest, dass du bekommst, was du willst?«
    »Was habe ich davon, wenn ich jemanden auf diese Weise töte?«, fragte ich.
    »Das meine ich doch.«
    »Ich bekomme … Befriedigung.«
    »Das ist doch krank«, widersprach Max.
    »Ich rede nicht über mich. Der Killer findet Befriedigung.«
    »Das ist wirklich krank«, beharrte Max. »Was noch?«
    »Der Killer kann sich rächen. Und er gewinnt Macht.«
    »Der Killer findet Frieden und Ruhe«, schlug Max vor.
    »Wahrscheinlich nicht«, überlegte ich. »Wenn du lediglich jemanden zum Schweigen bringen willst, gibt es einfachere Methoden, als ihn zu Tode zu quälen.«
    »Wenn es aber jemand war, der dich dein ganzes Leben lang genervt hat, und du hältst es nicht mehr aus und willst, dass er leidet, ehe er stirbt? Dann erhältst du Frieden und Ruhe als Belohnung.«
    »Eigentlich sollten in diesem Fall Macht, Rache und Befriedigung als Belohnung winken. Du übernimmst die Kontrolle in deinem Leben und rächst dich an dem Menschen, der sie dir genommen hat.«
    »Und wenn du mit allem fertig bist«, fuhr Max fort, »dann findest du Ruhe und Frieden. Ich sag doch, es läuft immer darauf hinaus.«
    »Wirklich?«, fragte ich. »Wenn ich Ruhe und Frieden suche, dann lasse ich doch keine Leiche liegen, während sowieso schon wegen eines Serienmörders ermittelt wird. Der Todesfall findet größere Beachtung, die Zeitungen berichten, und die Ermittlungen sind gründlicher als bei anderen solchen Delikten in Kleinstädten.«
    »Schon gut, schon gut, ich geb’s auf«, brummte Max. »Also finde ich keinen Frieden und keine Ruhe. Ich bekomme … Krieg und Lärm. Ich bekomme einen lärmenden Krieg. Ich bin ein Terrorist.«
    Ein paar Puzzleteile fügten sich auf einmal zusammen. »Vielleicht bist du das.« Aufgeregt beugte ich mich vor. »Ich meine, du bist kein echter Terrorist, aber das Prinzip stimmt schon – du setzt Gewalt ein, um Aufmerksamkeit zu

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