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Mr Monster

Mr Monster

Titel: Mr Monster Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Wells
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Brooke.
    »Und John«, fuhr Marci fort. »Ich hätte nicht damit gerechnet, dich hier zu treffen. Super, dass du auch da bist.«
    »Danke.« Ich starrte ihre Füße an. Weil ich aber nicht wie ein Freak dastehen wollte, hob ich den Blick – zuerst zu Brookes und dann zu Marcis Gesicht. Auch am Rand meines Gesichtsfelds war ihr Ausschnitt noch beeindruckend, und ich blickte rasch in die Ferne über den See. »Ein schöner Abend.«
    »Du musst uns was sagen«, drängte Brooke. »Riechen Bäume grün?«
    »Was?« Marci lachte.
    »Grün!«, wiederholte Brooke. »Die Bäume hier riechen grün.«
    »Du bist verrückt«, meinte Marci.
    »Wer ist hier verrückt?«, wollte Rachel Morris wissen. Sie gesellte sich zu uns, und ich lächelte sie höflich an. Vor allem war ich dankbar, dass sie etwas zurückhaltender gekleidet war als ihre Freundin.
    »Brooke findet, dass die Bäume grün riechen.« Marci kämpfte mit dem Lachen.
    »Unbedingt.« Rachel nickte energisch. »Die ganze Gegend hier riecht grün und ein bisschen braun wegen des Rauchs.«
    »Genau!«, rief Brooke.
    Marci wandte sich an mich. »Ist das zu fassen?« Ich konzentrierte mich auf ihr Haar und vermied es, irgendetwas anderes anzusehen.
    »Es muss eine gemeinsame Sinnestäuschung sein«, erklärte ich. Dann hielt ich inne, weil ich keine psychologische Hypothese aufstellen wollte. Das war vermutlich nicht das richtige Gesprächsthema für diesen Anlass.
    Es kam mir komisch vor, mit Marci zu reden – teilweise wegen ihrer Aufmachung, vor allem aber deshalb, weil wir uns nicht gut kannten. Genau wie die Leute im Auto vor uns war Marci ein Mensch, den ich theoretisch kannte, obwohl wir uns in der Praxis kaum jemals unterhalten oder miteinander zu tun gehabt hatten. Ich sah mich rasch zu der Masse von Jugendlichen um. Mit ihnen zusammen war ich aufgewachsen, doch ich hatte keinen Kontakt zu ihnen, es gab keine gemeinsamen Erfahrungen. Kaum zu glauben, dass wir in derselben Kleinstadt zur Welt gekommen und groß geworden waren, dass wir Jahr um Jahr die gleichen Klassenstufen durchlaufen hatten, ohne jemals wirklich miteinander in Kontakt zu treten. Max hätte sich darum gerissen, eine Weile mit Marci zu reden – und ihr in den Ausschnitt zu linsen –, doch ich war in erster Linie beunruhigt. Mein Leben war auch ohne diese vielen Leute bisher ganz gut verlaufen.
    »Könnt ihr noch andere Farben riechen?« Marci verschränkte die Arme vor der Brust und nahm Brooke und Rachel ins Verhör.
    »Es ist nicht die Farbe«, widersprach Brooke. »Es sind die Bäume. Grün ist nur ein Wort, um zu beschreiben, wie ein Baum riecht, wenn er neue Blätter bekommt.«
    »Es ist der Frühling«, fügte Rachel hinzu, »nur dass Frühlingsduft so altmodisch klingt.«
    »Und grün klingt dagegen völlig normal«, antwortete Marci. »Ah ja.«
    Vom See wehte ein kühler Wind herüber, und Marci bekam eine Gänsehaut auf den Armen. Bevor ich sie daran hindern konnte, wanderten meine Augen zu Brookes Beinen. Ebenfalls Gänsehaut.
    »Sollen wir zum Feuer gehen?« Brooke nickte sofort, und Marci und Rachel folgten uns. Wir sahen das Lagerfeuer schon durch die Bäume, ein leicht unregelmäßiger Kreis aus orangefarbenen Flammen. Allerdings war der Himmel noch zu hell, und das Feuer kam nicht recht zur Geltung. Der Wald war hier licht, stellenweise wuchsen eher Büsche als Bäume, und das Feuer war auf einer großen freien Fläche nur ein paar Schritte neben der Straße entfacht worden. Als wir uns näherten, erkannte ich, dass die Organisatoren – wer immer es war – weder Mühe noch Kosten gescheut hatten. In der Mitte des Feuers lagen große Holzblöcke und Bündel von Kaminholz, im Hintergrund vor den Bäumen stapelten sich Stöße von Holzscheiten. Die glühenden Scheite knackten und knallten, der Saft kochte heraus und zischte, unterlegt vom dumpfen Rauschen des Sauerstoffs, der in die gierigen Flammen hineingesogen wurde. Das Feuer sprach mit mir.
    »Hallo«, antwortete ich flüsternd. Ich trat näher heran und streckte die Hände aus, um die Hitze zu spüren. An einigen Stellen genau richtig, an anderen zu kühl und oben zu heiß. Der Aufbau in der Mitte war offener als nötig. Das Feuer würde heiß und stark brennen, aber rasch verglühen. Solche dicken Blöcke hielten die ganze Nacht, wenn man sie sorgfältig einsetzte und durch anderes Holz ergänzte.
    Wie es aussah, kümmerte sich niemand so recht um das Feuer. Am Rand lag ein anderthalb Meter langer Ast mit verkohlter Spitze,

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