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Mr Monster

Mr Monster

Titel: Mr Monster Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Wells
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kam ich hinaus, ohne von Mom aufgehalten zu werden.
    Ich war noch keine drei Schritte von meiner Zimmertür entfernt, als jemand klopfte.
    Mom, ausgezehrt und mit roten Augen, blickte vom Telefonbuch auf und starrte leer und verständnislos zur Tür, als wisse sie nicht, was das Geräusch zu bedeuten hatte. Wieder klopfte es.
    »Nun mach schon auf!«, fauchte sie mich an.
    Ich öffnete, und es zog mir den Magen zusammen. Vor mir stand Lauren, ein Auge blau und das Gesicht von getrockneten Tränen verkrustet. Sie lächelte gequält und berührte mein Gesicht, wo Rob Anders’ Faustschlag mich getroffen hatte.
    »Wir sind Zwillinge«, sagte sie leise und strich sanft über den dünnen Schorf auf meiner Wange.
    »Bitte sag mir, dass du zur Vernunft gekommen bist.« Mom stand auf. »Du kannst hierbleiben, wenn du …«
    »Nein, Mutter. Ich bin hier, um dir zu sagen, dass du aufhören sollst«, sagte Lauren. »Ich wollte anrufen, bin aber nicht durchgekommen, weil hier die ganze Zeit besetzt war. Bitte hör auf, die Polizei anzurufen!«
    »Aber du musst doch Anzeige erstatten!«
    »Nein, muss ich nicht!«, erwiderte Lauren. »An dem Tag, als ich herkam, hatte ich Angst und wusste nicht ein noch aus, aber jetzt ist mir alles klar. Du kannst das natürlich nicht verstehen …«
    »Glaubst du wirklich, ich könnte es nicht verstehen?« Mom trat einen Schritt näher auf Lauren zu. »Du weißt doch, was wir hier erlebt haben und was dein Vater mir angetan hat.«
    »Zieh nicht immer Dad hinein!«, rief Lauren. »Das hat nichts mit ihm zu tun, denn Curt ist nicht Dad, und ich bin nicht du. Curt liebt mich wirklich. Wir haben darüber geredet und wissen, dass es nie wieder passieren wird, und …«
    »Sei doch nicht so dumm, Lauren!«, rief Mom. »Wie kannst du nur glauben …«
    »Ich bin nicht hergekommen, um mich anschreien zu lassen.«
    »Nein, du hast jemanden zu Hause, der das für dich erledigt.«
    Ich drehte mich um und wollte in mein Zimmer zurück, doch Mom hielt mich am Arm fest. »Hau jetzt bloß nicht ab!«, fuhr sie mich an. »Du hast ebenso damit zu tun wie wir alle. Sag ihr, dass sie zur Polizei gehen muss.«
    »Zieh John nicht mit hinein!«
    »Sag’s ihr schon«, drängte Mom mich.
    Ich wusste nicht, wie ich darauf reagieren sollte, erwiderte hilflos den Blick meiner Mutter und dachte friedliche Gedanken: der Freak Lake im Winter, einsam und still, unsere Straße in der Nacht, wenn sich nichts rührte, eine Leiche auf dem Behandlungstisch, reglos und stumm.
    »Du kannst doch nicht so weiterleben«, sagte Mom zu Lauren. Dann wandte sie sich wieder an mich. »Sag ihr, dass es nicht so weitergehen kann.«
    »Ich will damit nichts zu tun haben«, erwiderte ich leise.
    »Du willst nichts damit zu tun haben!«, schrie Mom. »Bei jeder Gelegenheit flippst du aus, und jetzt reagierst du überhaupt nicht?«
    »Ich will nichts damit zu tun haben«, wiederholte ich.
    »Du hast sowieso schon damit zu tun!«, schrie sie. »Bin ich denn hier der einzige vernünftige Mensch? Bin ich der einzige Mensch auf der ganzen Welt, der es schlimm findet, wenn meine Tochter zusammengeschlagen wird? Dass sie sich wehren muss? Ich meine … Lauren, Kleines … hast du denn überhaupt kein Selbstwertgefühl?«
    »Warum bin ich eigentlich hergekommen? Genauso gut könnte ich mit einer Wand reden.«
    »Du bist hergekommen, weil du weißt, dass ich dir helfe«, schnaubte Mom aufgebracht und folgte Lauren ins Treppenhaus. »Das alles habe ich selbst durchgemacht und weiß genau, wie es dir geht.«
    »Nur weil du deine eigene Beziehung ruiniert hast, musst du nicht auch noch meine zerstören.« Lauren war schon halb die Treppe hinunter.
    Mom lachte – es war das humorlose, trockene Lachen, das eigentlich lieber ein Schrei oder ein Schluchzen geworden wäre. »Du meinst, ich hätte meine Beziehung zerstört? Glaubst du denn, die blauen Augen, der gebrochene Fuß und die Scheidung waren allein meine Schuld?« Ihre Stimme klang heiser und verzweifelt. »Glaubst du, dein blaues Auge sei deine Schuld? Ist das der springende Punkt?«
    Unten ging die Tür auf, doch ich hörte nicht etwa Laurens Schritte, die sich eilig entfernten, sondern Brookes Stimme.
    »Oh, hallo«, sagte sie fröhlich. »Du bist Lauren, oder?«
    »Ja«, antwortete Lauren langsam. Anscheinend erkannte sie Brooke nicht. »Willst du zu John?«
    »Hallo, Brooke«, sagte Mom oben auf dem Treppenabsatz. Sie wischte sich eilig die Augen trocken. »Komm doch rauf, Liebes.«
    »Ich will

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