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Mr Monster

Mr Monster

Titel: Mr Monster Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Wells
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aber nicht stören«, wandte Brooke ein.
    »Nein, schon gut.« Sie winkte in Richtung Wohnzimmer. »Alles in Ordnung, komm nur rein.«
    »Was ist denn mit deinem Auge passiert?«, fragte Brooke.
    »John hat auch so eins.« Lauren zog es wohl vor, die Frage nicht zu beantworten. »Das liegt in der Familie.«
    Mom zog ein böses Gesicht.
    »Hoffentlich tut es nicht weh«, sagte Brooke.
    »Ich wollte gerade gehen«, erwiderte Lauren. »Mach’s gut, John!«
    Ich zögerte kurz, dann rief ich ihr hinterher: »Mach’s gut, Lauren!« Und schon hörte ich die Tür quietschen. Mom machte Platz, um Brooke hereinzulassen. Sie war wie immer gekleidet, helle Sommerfarben. Ich war noch nicht einmal angezogen und schlich in meinem zerknitterten schwarzen Schlafanzug herum.
    »Hallo, John.« Sie strahlte mich an und lachte. »Nicht übel, jetzt noch im Schlafanzug herumzulaufen.«
    »Da hörst du’s.« Hinter ihr starrte Mom düster die Treppe hinunter und spielte offenbar mit dem Gedanken, Lauren zu folgen und sich draußen weiter mit ihr zu streiten.
    »O nein«, sagte Brooke auf einmal verlegen. »Ich wollte nicht … ich wollte mich nicht über dich lustig machen, verdammt.« Sie schloss die Augen. Es gab eine bedrückende Pause, dann lächelte sie wieder. »Das war ein ganz schön verrückter Abend neulich, was?«
    »Und ob«, stimmte ich zu. Draußen knallte Laurens Autotür zu, und gleich darauf ließ sie den Motor an.
    »Jedenfalls«, sagte Brooke, »hab ich … also, es ist vielleicht dumm, aber … ich hab dir ein Gedicht geschrieben.«
    Fassungslos starrte ich sie an. »Echt?«
    »Es ist ziemlich kitschig, aber meine Mutter hatte den Einfall. Ich meine, das Gedicht zu schreiben, war der Einfall meiner Mutter, aber es ist schon von mir, und du sollst nicht glauben …« Verlegen verdrehte sie noch einmal die Augen, dann lächelte sie fröhlich. »Ich bring alles durcheinander, was?«
    Hinter ihr weinte Mom lautlos.
    Ich zögerte. »Hast du es denn mitgebracht?«
    »Oh!«, murmelte Brooke. »Entschuldige, ich bin so nervös. Ja, hier.« Sie drückte mir einen Zettel in die Hand. »Es ist nur ein kurzes Gedicht. Glaub nicht, du bekommst jetzt ein großes Sonett, denn dann wärst du enttäuscht … also … da hast du es.«
    Wieder lächelte sie und sah mich an. »Erst wollte ich es für dich aufsagen, aber danach wäre ich vermutlich in ein Loch gekrochen und vor Verlegenheit gestorben, also musst du jetzt allein damit klarkommen. Tut mir leid.«
    Ich betrachtete das Blatt. Es waren vier Zeilen, geschrieben mit einer geschwungenen, leicht verschnörkelten Handschrift. Sie hatte es geschrieben und dann übertragen, damit es nett aussah.
     
    Wir gingen zum Lagerfeuer in finsterer, stürmischer Nacht.
    Keinen Spaß, sondern Angst hat uns der Abend gebracht.
    Ich will es noch mal versuchen, mach dich darauf gefasst.
    Also hol mich morgen Abend ab, falls dir das passt.
     
    Nach allem, was geschehen war, wollte sie noch einmal mit mir ausgehen. Nach allem Schrecklichen der letzten Woche wollte sie ein Date mit mir. Ich wusste nicht, ob ich mir so weit trauen konnte.
    »Ich weiß, es ist ein dummes Gedicht«, sagte sie und schlug die Augen nieder. »Aber ich dachte, es wäre ganz nett, weil wir doch mit unserem letzten Date nicht … ich meine, irgendwie hatten wir ja kaum angefangen und …«
    Die Leichenhalle stand mir nicht mehr zur Verfügung, um den Druck abzulassen, und das Feuer hatte nicht funktioniert – ich war nur noch nervöser geworden und keineswegs ruhiger. Vielleicht bot Brooke mir einen Ausweg, alles zu vergessen und mich normal zu fühlen.
    Sie schürzte die Lippen und lief rot an. Mir wurde bewusst, dass ich noch gar nichts gesagt hatte. »Ja, das klingt doch toll.« Sofort strahlte sie wieder. »Morgen Abend?«
    »Ja«, bestätigte sie. »Um fünf?«
    »Klar.« Ich überlegte. »Was willst du denn unternehmen?«
    »Überlass das einfach mir«, sagte sie. »Es reicht, wenn du kommst. Bring dein Auto mit.« Sie lachte.
    »Na gut«, willigte ich ein. »Ich hole dich also um fünf ab.«
    »Cool!«, rief sie. »Super!« Dann wandte sie sich um, lächelte meiner Mom zu, winkte mir noch einmal und polterte glücklich die Treppe hinunter. »Bis morgen!«
    »Das passt.« Mom kam vom Treppenabsatz herein und schloss die Tür. »Das einzige Mitglied in dieser Familie mit einer normalen Beziehung ist ein Soziopath.« Sie lachte unsicher und setzte sich aufs Sofa.
    Im Hinterkopf hörte ich ein kleines Stimmchen

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