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Mr Monster

Mr Monster

Titel: Mr Monster Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Wells
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der Geschwindigkeit den Kopf sauber fegen. Als ich wieder klar denken konnte, gab ich mir selbst die Antwort.
    Feuer.
    Der Drang baute sich in mir auf, ein Knoten zorniger Anspannung, der in mir bebte und strampelte wie ein Lebewesen. Das Feuer würde mich beruhigen. Ja, das Feuer.
    Wie ein Wilder raste ich zum alten Lagerhaus und kam auf dem Kies rutschend zum Stehen. Ich stieg aus, knallte die Tür zu und freute mich über den Lärm und die Erschütterung, die das ganze Auto zum Erbeben brachte. Niemand war in der Nähe. Ich stürmte hinein und sah mich nach Brennstoff um. Meinen Benzinkanister hatte ich nicht dabei, aber dort standen noch die Dosen mit Farbe auf Alkoholbasis. Ich nahm eine und kippte den Inhalt auf die Matratze und einen Holzstapel, den ich bei einem früheren Besuch aufgeschichtet hatte. Dann holte ich eine zweite Dose und warf sie durch den Raum. Sie prallte von einer Wand ab und vergoss ihren brennbaren Inhalt auf dem Boden. Mit einem Tritt wollte ich ein Fass umlegen, doch es blieb stehen. So trat ich wieder zu, steigerte mich immer mehr hinein, je länger sich das Fass widersetzte, bis es endlich umkippte.
    Dann dachte ich an Curt, der Lauren geschlagen hatte, und stieß abermals einen Schrei aus, der im leeren Lagerhaus widerhallte. Es klang nicht nach einem Menschen.
    In den Hosentaschen suchte ich nach einem Streichholzbriefchen – das Einzige, was ein Pyromane immer bei sich hat – und zog mit zitternden Fingern ein Hölzchen heraus. Dann knickte ich die Klappe ganz um, presste den Zündkopf mit der Pappe auf die Reibfläche und riss es heftig heraus. Der Kopf erwachte zum Leben, und das Streichholz fing Feuer. Mit ihm zündete ich das ganze Briefchen an. Begeistert sah ich die Stichflamme hochschießen. Ich atmete tief und schnell, als ich die Feuerkugel auf die mit Farbe getränkte Matratze fallen ließ. Die Flammen breiteten sich sofort aus, hell zuerst und dann kleiner, als der erste Brennstoff verzehrt war. Bald brannte die Matratze selbst, nicht nur die Farbe, und ich trat näher heran. Es war wundervoll.
    Die Flammen griffen rasch auf andere Gegenstände über – auf die Paletten, die ich darüber aufgestapelt hatte, auf die Bretter in der Nähe, auf den Farbklecks am Boden. Ich sah zu, wie es von einem Gegenstand zum nächsten überging, manchmal gemächlich und manchmal im Sprung, immer in Bewegung, wachsend und vor Freude knisternd. War die Katze da? Es war mir gleichgültig, wenn sie verbrannte. Ich blieb, bis es nicht mehr sicher war, und freute mich über die Befreiung. Das war es, was ich wollte, das war Macht! Wenn das Feuer sich meinen Wünschen fügte, war ich praktisch ein Gott.
    Langsam wich ich zurück und sah die Flammen tanzen. Als ich in der Tür stand, bemerkte ich eine schnelle Bewegung. Die weiße Katze rannte aus ihrem Versteck zur offenen Tür. Ich passte den Moment richtig ab und trat zu. Fauchend prallte die Katze gegen die Wand und schrie. Ich packte sie am Schwanz und riss sie zornig hoch, schleuderte sie herum und warf sie abermals gegen die Wand. Wieder schrie sie auf, und ich zog sie zurück und drosch sie auf der anderen Seite neben der Tür an die Wand. Mit einem bösen Knacken prallte sie auf den Stein.
    »Wolltest du das?«, schrie ich. »Wolltest du das?« Ich holte aus und warf die Katze mitten hinein in die jubelnden orangefarbenen Flammen. In hohem Bogen flog sie durch die Luft und landete auf einem Holzstapel. Noch einmal miaute sie, schwach und elend, dann wurde die Hitze zu stark, und ich musste das Gebäude verlassen.

ZWÖLF

»Sie wissen doch, was er ihr angetan hat. Können Sie denn gar nichts unternehmen?«
    Zwei Tage waren vergangen, seit Curt Lauren geschlagen hatte, doch Lauren wollte keine Anzeige erstatten, und deshalb durfte die Polizei nicht eingreifen. Den ersten Tag über hatte Mom gebrüllt – vor allem am Telefon, doch wir anderen hatten unseren Anteil abbekommen. Jetzt war sie müde und ausgelaugt. Pausenlos rief sie alle möglichen Stellen an und bat darum, jemand möge eingreifen und ihre Tochter retten, doch da sie bei allen, die vielleicht helfen konnten, auf Ablehnung stieß, wurden ihre Proteste nach und nach schwächer und verzweifelter.
    »Ja, Madam, ich kenne die Gesetze. Ich habe meinen Mann aufgrund dieser Gesetze verklagt, deshalb weiß ich …« Eine Pause. »Nein, sie sind nicht verheiratet. Was hat das denn damit zu tun? Ist ein tätlicher Angriff denn erst ein Verbrechen, wenn man verheiratet ist?«
    Ich

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