Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Mr Monster

Mr Monster

Titel: Mr Monster Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Wells
Vom Netzwerk:
ausgegangen, und ich meinerseits konnte mich zumindest ordentlich kleiden.
    Ich schlich näher und behielt die beiden rückwärtigen Fenster im Auge. Die Küche hatte eine gläserne Schiebetür, die auf eine kleine Terrasse führte. Drinnen bewegte sich jemand. War es Brooke oder ihre Mom? Auf einmal öffnete sich die Tür, und ich verzog mich hinter einen Baum. Brookes kleiner Bruder Ethan schoss heraus. Wenn er mich nun entdeckte? Würde sie dann das Date absagen? In der Deckung einiger Büsche schlich ich geduckt zurück. Auf einmal drang vom Haus eine klare, schöne Stimme herüber.
    Brooke.
    Ich richtete mich vorsichtig auf und spähte durch die Bäume. Sie stand in der Tür und rief Ethan wieder nach drinnen. Wie immer trug sie kurze Jeans, dazu ein rosafarbenes Top mit weißem Blumenmuster. Sie sah hinreißend aus. Ethan lief wieder hinein, und Brooke schob die Tür zu.
    Na bitte, es war überhaupt nichts passiert, und es war eine gute Idee gewesen, die Regel zu vergessen und einen Blick auf Brooke zu werfen.
    Das Date würde ein totaler Erfolg werden.
    Daheim wählte ich die richtigen Sachen aus – gut, aber trotzdem bequem und zu dem Outfit passend, das Brooke getragen hatte. Dann duschte ich ausgiebig und wusch mir fünfmal die Hände, bis ich sicher war, dass der Geruch von Erde und Grillen verschwunden war. Ich hatte fast den ganzen Tag im Wald verbracht, und jetzt war es beinahe Zeit, sie abzuholen.
    Rasch zog ich mich an und nahm Brieftasche und Schlüssel, die auf meiner Kommode bereitlagen. Dabei fiel mein Blick auf das alte Taschenmesser, das ich damals bei den Pfadfindern bekommen hatte. Vor ein paar Tagen hatte ich es geschärft, und jetzt fragte ich mich, ob ich es mitnehmen sollte. Höchstwahrscheinlich würde ich es nicht brauchen, aber man konnte ja nie wissen. Wenn ich es beispielsweise bei mir gehabt hätte, als wir im Schilf die Tote gefunden hatten, dann hätte ich die Fesseln zerschneiden können. Außerdem wusste ich gar nicht, was Brooke für den Abend geplant hatte. Vielleicht stießen wir irgendwo auf eine lockere Schraube oder auf eine, die zu fest saß, vielleicht mussten wir eine Flasche öffnen oder eine Dose anbohren. Brooke war hübsch, aber lässig gekleidet, und sie hatte beim letzten Mal gesagt, dass sie gern zum Angeln an den See ging. Also konnte es doch gut sein, dass wir dorthin fuhren, und möglicherweise musste ich dann einen Fisch entschuppen und ausnehmen.
    Nimm es nicht mit.
    Unfug. Das Messer war geschärft und gewetzt und genau richtig, um in einen Fischbauch zu gleiten und ihn vom einen bis zum anderen Ende aufzuschlitzen. Das würde Brooke gefallen. Ich steckte das Messer in die Hosentasche und lächelte. Es war Zeit, sie abzuholen.
    Tatsächlich kam ich etwas zu früh an, und als ich klopfte, hörte ich drinnen einen Ruf. Dann polterte jemand eilig die Treppe herunter. Als Brooke mit strahlendem Lächeln öffnete, runzelte ich die Stirn und wich zurück. Sie war ganz anders gekleidet als vorhin. Ihr Shirt war blau, weiß und schwarz und hatte gezackte Streifen. Ich runzelte die Stirn und wich zurück.
    »Hallo, John«, sagte sie.
    Warum hatte sie sich umgezogen?
    »Stimmt was nicht?«, fragte sie.
    »Alles klar.« Ich setzte ein falsches Lächeln auf. Tausend Gründe schossen mir durch den Kopf: Sie wusste, dass ich sie beobachtet hatte, und hatte aus Rache das Shirt gewechselt; sie hatte es vermutet und sich umgezogen, um mich zu überrumpeln und ein Geständnis aus mir herauszuholen. Der Grund spielte keine Rolle – es war ein anderes Shirt, und das fühlte sich falsch an. Alle Bilder, die ich mir für den Nachmittag ausgemalt hatte, zerkrümelten zu Staub, zerstört von diesem neuen, unbekannten, ungeplanten Shirt.
    »Geht es dir auch wirklich gut? Du siehst irgendwie krank aus«, meinte sie.
    Sie machte sich Sorgen um mich, und das bedeutete, dass ich ihr wichtig war. Also war es dumm, mich so aufzuregen. Eigentlich störte mich auch nicht das Shirt, sondern vielmehr die Veränderung – der schockierende Unterschied zwischen meinen lebhaften Phantasien und der düsteren, schlichten Wahrheit. Das neue Hemd war schön – es war tailliert, saß aber trotzdem locker und betonte ihre Figur, ohne zu viel zu zeigen. Ich musste darüber hinwegkommen.
    Wieder lächelte ich und trat ihr entgegen. »Ja, mir geht’s gut. Das Shirt ist schön.«
    »Das Shirt?« Sie machte ein verwirrtes Gesicht. Ich dachte rasch nach.
    »Mein Kragen hat vorhin gekratzt, aber jetzt

Weitere Kostenlose Bücher