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Mr Monster

Mr Monster

Titel: Mr Monster Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Wells
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ergänzte ich. »Aber den ersten drei Leichen fehlte nichts. Hat er denn der vierten Leiche etwas weggenommen?«
    »Zu viele Fragen, John.« Er betrachtete wieder die Landkarte und tippte in der Nähe des Sägewerks noch einmal darauf. Aus den Nachrichten wusste ich, dass ungefähr dort die neueste Leiche gefunden worden war. Forman setzte sich wieder und nahm eine andere Akte zur Hand. »Hör auf, Fragen zu stellen, und beantworte sie lieber. Du bringst nur alles durcheinander.«
    »Ich frage, weil ich die Antworten nicht kenne«, protestierte ich. »Sie verraten mir ja nichts.«
    »Nun sei nicht so enttäuscht.« Er blätterte die Akte durch.
    »Tun Sie das, um mich abzulenken? Ich will doch nur helfen und nicht abgewimmelt werden wie ein kleiner Junge.«
    »Du bist ein kleiner Junge, und der Einzige, der dir helfen kann, bist du selbst.« Er sah mich voll an. »Der Tod fasziniert dich, und du kannst es nicht erwarten, bis diese Leiche in der Leichenhalle auftaucht, also soll ich dir alles sofort erzählen. Deshalb bist du hier. Tu nicht so, als sei es anders.«
    Ich überlegte, was ich darauf antworten sollte, doch er unterbrach mich. »Du kannst mir trotzdem helfen, ob es dir nun bewusst ist oder nicht. Dazu musst du dich allerdings konzentrieren. Hier ist die zweite Frage, damit du bei der Sache bleibst: Warum hat der Clayton-Killer aufgehört?«
    Offenbar spielte er mit mir, aber was wollte er damit erreichen? Meine Meinung über den Clayton-Killer konnte ihm nicht wichtig sein. Er war ein Profi vom FBI und verfügte über alle nur denkbaren Möglichkeiten und Hilfsmittel, um gegen einen Serienmörder zu ermitteln. Was sollte ihm meine Meinung mehr bieten als das, was er auf andere Weise bekommen konnte? Warum stellte er mir alle diese Fragen? Wohin führte er mich?
    Einmal hatte ich seine Aufmerksamkeit gewinnen können. Vielleicht gelänge es mir ein zweites Mal, und ich erführe noch mehr, wenn ich weiter mit ihm redete.
    »Mir fallen zwei Gründe ein, weshalb er aufgehört haben könnte«, fuhr ich fort und ließ weiterhin mein tatsächliches Wissen unberücksichtigt. »Entweder war sein Bedürfnis gestillt, oder er ist tot. Serienmörder sind aber praktisch nie zufrieden. Der Drang wird immer stärker, bis sie die Beherrschung verlieren und der Killer wieder zuschlägt.« Ich musste an das brennende Lagerhaus und an die Katze denken.
    »Gut«, sagte Forman und blätterte die Akte durch. »Mach weiter.«
    »Viele Serienkiller arbeiten in Schüben«, fuhr ich fort. »Sie töten mehrere Monate lang, dann verschwinden sie für Monate oder gar Jahre. Der BTK -Mörder tauchte wieder auf, nachdem alle dachten, er sei längst verschwunden. Edmund Kemper stellte sich eines Tages der Polizei, weil er fand, es sei vorbei.«
    »Ja, das hat er getan«, murmelte Forman.
    »Sie glauben aber, dieser Killer habe von selbst aufgehört.« Ich beugte mich vor und wartete auf eine Reaktion in seinen Augen. Vielleicht bekam ich mehr heraus, wenn ich ihn direkt ansprach. »Sie sind ziemlich, aber wohl nicht hundertprozentig sicher, dass der Clayton-Killer nicht mehr da ist. Tot. Die vorliegenden Beweise lassen diesen Schluss jedoch nicht zu, also müssen Sie noch etwas anderes wissen.«
    Forman blickte auf. »Woher willst du wissen, welche Beweise ich habe?«
    Seine Augen waren dunkel, aber irgendwie auch strahlend und lebendig. Er wollte wachsam bleiben – meinte er das damit? Mir war, als trüge ich ein Duell gegen ihn aus. Immer wenn ich glaubte, die Oberhand zu gewinnen, parierte er und war genauso schnell wie ich.
    Genauso wachsam.
    Jetzt richtete er die Aufmerksamkeit auf mich. Es war Zeit, meinen Angriff vorzutragen. »Beim letzten Mal steckte ich mittendrin«, erklärte ich. »Ich sah alles, und nichts deutete darauf hin, dass er mit dem Töten aufhören wollte. Wenn überhaupt, dann ist die Tatsache, dass er Dr. Neblin nichts wegnahm, ein Beweis dafür, dass er noch nicht fertig war. Er musste weiter töten, um irgendwie zu einem Abschluss zu kommen.«
    Forman richtete die dunklen Augen auf mich, und ich erwiderte seinen Blick und machte weiter. »Sie sagten, zwischen den neuen und den alten Opfern bestehe eine Verbindung, aber wie kommen Sie zu dieser Hypothese?«
    »Ich muss das jetzt mal zurechtrücken«, erwiderte Forman. »Du lebst in einer kleinen Stadt. Es ist höchst unwahrscheinlich, dass hier kurz nacheinander zwei Serienmörder auftauchen, zwischen denen keinerlei Verbindung besteht.« Er wirkte jetzt

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