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Mr Monster

Mr Monster

Titel: Mr Monster Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Wells
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hätte mich beinahe erwischt, und deshalb ist völlig klar, dass ich mir wegen eines neuen Killers Sorgen mache.«
    »Du hattest aber keine Angst, als ich die Existenz eines anderen Killers erwähnte«, widersprach Forman gelassen. »Du hattest Angst, als es darum ging, den neuen Killer zu schnappen . Genauer gesagt hattest du Angst, als wir darüber sprachen, dass der neue Killer den alten umgebracht hat. Möchtest du mir dazu etwas sagen?«
    Fieberhaft erwog ich verschiedene Möglichkeiten und suchte einen Ausweg. So genau konnte er mich nicht durchschaut haben. Ich hatte mein Leben lang trainiert, zu erkennen, was in anderen Menschen vorging, und ihre Gefühle anhand äußerer Signale zu deuten, weil ich ihre Emotionen nicht mitfühlen konnte. Sogar ich hätte Mühe gehabt, eine Andeutung von Angst in der Miene eines geübten, emotionslosen Soziopathen zu erkennen. Forman aber war es gelungen.
    Er hatte mich in eine Falle gelockt, und ich spürte förmlich, wie sie zuschnappte. Er hatte keinen Beweis dafür, dass ich den Clayton-Killer getötet hatte, doch er hatte die Witterung aufgenommen und folgte der Fährte wie ein Bluthund. Ich hatte nicht damit gerechnet, dass Forman mir eine Falle stellen würde – dazu war er zu offen und zu direkt. Mit Informationen über die letzten beiden Leichen war er unmittelbar nach ihrer Entdeckung an die Presse gegangen und hatte dem Reporter sogar verraten, dass es einen Zusammenhang zum Clayton-Killer gab, lange bevor er etwas Handfestes gefunden hatte. So verhielt sich kein Mann, der bei anderer Gelegenheit eher raffiniert vorging. Genau das hatte er aber getan, und jetzt lag seine Waffe auf dem Schreibtisch, während ich mich aus einer Falle zu befreien versuchte, die ich nicht einmal erahnt hatte.
    Mühsam beruhigte ich mich und dachte nach. Ich starrte Forman an, und er erwiderte meinen Blick, die Hand auf die Waffe gelegt. Es passte doch einfach nicht zusammen, dass er manchmal raffiniert war und manchmal nicht – alles oder nichts, so hätte es sein müssen. Warum offenbarte er nun etwas, das den Killer dazu trieb, sich zu verkriechen?
    Es sei denn, er wollte den Mörder damit aufscheuchen.
    »Sie haben die Toten als Köder benutzt«, sagte ich.
    Er sah mich scharf an. »Als Köder?«
    »Sie haben dem Reporter erzählt, die neuen Leichenfunde würden mit den früheren Morden zusammenhängen, weil Sie wussten, dass es den neuen Killer treffen und er sich möglicherweise offen zeigen würde. Die ganze Ermittlung war eine Falle.«
    »Eine Falle, in der ich offensichtlich dich gefangen habe«, stellte er fest. »Ich hätte nur nicht damit gerechnet, dass du in mein Büro spaziert kommst.«
    »Wenn Ihr einziger Vorwurf gegen mich darin besteht, dass ich Sie zu einer ungünstigen Zeit aufgesucht habe, dann dürften Sie vor Gericht einen schweren Stand haben.«
    Er hob den Lauf der Waffe ein wenig an. »Sehe ich so aus, als müsste ich irgendetwas vor Gericht beweisen?«
    »Wollen Sie mir etwa drohen, mich auf einer Polizeiwache zu erschießen?«
    »Ich habe es nicht eilig«, erwiderte er eiskalt. »Ich kann dich überall erschießen.«
    Seine Hände waren ruhig, sein Blick schwankte nicht, sein Gesicht war so hart wie Granit. Das war Neuland für mich – ich hatte Monate neben einem Mörder gewohnt, der jedoch erst am Ende erfahren hatte, wer ich war. Ich war immer in Sicherheit gewesen. Es war etwas völlig anderes, dass Forman mich jetzt beobachtete und von Angesicht zu Angesicht mein Leben bedrohte. Selbst wenn er mich nicht erschoss, er war jedenfalls von meiner Schuld überzeugt, und deshalb musste ich möglicherweise den Rest meines Lebens vor Gericht und im Gefängnis verbringen.
    Oder auf der Flucht. Wenn ich aus dem Gebäude entkam, ohne erschossen zu werden, konnte ich weglaufen und würde nie mehr zurückkehren.
    Aber nein, er war zu dicht vor mir und wusste sicher mit der Waffe umzugehen. Er hatte die Situation völlig im Griff, und ich war hilflos. Die Hilflosigkeit entfachte in mir eine wachsende Wut.
    »Sie müssen der schlechteste FBI -Agent auf der ganzen Welt sein«, sagte ich. »Ja, auf der ganzen Welt. Wollen Sie jeden Jugendlichen erschießen, der hier reinkommt und Ihnen was erzählt? Keine Aufklärung von Verbrechen, kein ordentliches Verfahren? Sie stellen nicht einmal vernünftige Fragen – Sie holen einfach nur die Kanone raus, wenn Ihr magischer Angstdetektor anspricht, und bedrohen Ihre Besucher. Das ist wirklich hervorragende

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