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Mr Monster

Mr Monster

Titel: Mr Monster Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Wells
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Sein Wissen war lückenhaft, und daran klammerte ich mich wie an einen Rettungsring. Wenn ich etwas wusste, das ihm nicht bekannt war, dann besaß ich damit Macht – keine große Macht, aber besser als gar keine. Jedenfalls wollte ich ihm nicht mehr erzählen als unbedingt nötig.
    »Es war ein Dämon«, sagte ich. »Es hatte große Klauen und scharfe Zähne. Viele Zähne. Mehr, als man so braucht. Große Augen, groß wie Untertassen, die im Dunkeln glühten.«
    Wir fuhren an einer Laterne vorbei, und ich erkannte, dass Forman lächelte. Dann ließen wir den Lichtkegel hinter uns. Wir waren jetzt außerhalb von Clayton und fuhren auf einer einspurigen Straße in den Wald hinein. Die roten Lämpchen des Armaturenbretts warfen einen gespenstischen Schein auf sein Gesicht. Er lächelte grausam, raubtierhaft.
    »Mkhai …«, wiederholte er.
    »Sie sagten doch, er sei … er sei ein Gott gewesen.«
    »Verglichen mit dir war er zweifellos ein Gott«, erklärte Forman. »Als deine Vorfahren aus dem Urschlamm krochen und in der Finsternis heulten, war er derjenige, der ihnen antwortete. Groß und furchtbar war er.«
    Schweigend beobachtete ich ihn. In seinen Augen flackerte ein schrecklicher Eifer.
    »Damals waren wir alle Götter«, fuhr er fort. »So haben uns die Menschen jedenfalls genannt. Mkhai war für manche der Gott des Todes, für andere der Gott der Rache. In einem Königreich am Nil galt er als die Gottheit der Gesichter. Doch die Zeit bleibt nicht stehen, und der Ruhm verblasst. Das hat uns am Ende umgebracht: die Zeit.«
    Er hatte uns gesagt. Ich hatte ihn für einen Jäger oder Anbeter gehalten, aber … war er am Ende vielleicht selbst ein Dämon, wie Crowley es gewesen war?
    »Du hast schon wieder Angst.« Er warf mir einen raschen Blick zu. »Stephanie auch, aber nicht vor mir. Nicht direkt. Vor einem Spiegelbild von mir vielleicht, das irgendwo in ihrem Unterbewussten aufflackert. Der Albtraum, der ich für sie bin, wenn sie schläft. Ich versichere dir, dass die Realität weitaus schlimmer ist.« Wieder warf er mir einen Blick zu.
    Dann konzentrierte er sich auf die Straße, packte das Lenkrad fester und gab Gas. Der Motor heulte auf, und wir rasten mit aberwitzigem Tempo weiter. Die Bäume neben der Straße verschwammen im Scheinwerferlicht, und ich hielt mich an der Armlehne fest.
    Forman stieß einen begeisterten Schrei aus.
    »Dazu komme ich leider nur selten!«, rief er. Wir fuhren viel zu schnell um eine Kurve, das Auto schleuderte, fast wären wir von der Straße abgekommen. »Die meisten, die bei mir mitfahren, halten mich für einen Agenten der Regierung, also kann ich nicht so mit ihnen umspringen. Die anderen, die bei mir mitfahren, sind natürlich bewusstlos wie sie.« Lachend bog er um die nächste Kurve, dieses Mal ging es scharf nach links. Die Reifen quietschten und verloren zum Glück die Bodenhaftung nicht. Das konnten wir unmöglich überleben – vielmehr würde ich es wahrscheinlich nicht überleben. Falls Forman tatsächlich ein Dämon war, dann konnte er sich einfach regenerieren und weitermachen, als wäre nichts geschehen.
    Abermals lachte er, und zugleich klang es auch nach einem Schrei. »Das gefällt mir, das gefällt mir!«
    »Sie werden uns noch umbringen!«, rief ich. Inzwischen brauchte ich beide Hände, um mich festzuhalten.
    »Ja, das werde ich!«, rief er oder kreischte beinahe. Anscheinend hatte er ebenso große Angst wie ich, doch er fuhr nicht langsamer. Die Straße war ein schmales helles Band, die Kurven und Buckel tauchten viel zu schnell auf, und wir rasten weiter ins Unbekannte hinein.
    »Wir sind fast zu Hause.« Er knirschte mit den Zähnen. »Ja, fast zu Hause. Meine Spielsachen hören uns kommen, sie werden mit ihren Ketten klappern. Da wären wir.«
    Er bog um eine letzte Ecke, das Auto schleuderte noch einmal heftig, als er bremste, und dann tauchte vor uns ein altes Haus auf, das mitten im Wald auf einer kleinen Lichtung stand. Auf der nackten Erde und dem Kies brach das Heck des Wagens aus und prallte lautstark gegen zwei Mülltonnen. Stephanie rutschte vom Rücksitz und schlug gegen die Rückenlehnen, ehe sie in den Fußraum fiel. Laut wie Gewehrschüsse explodierten die vorderen Airbags. Einer traf mich mit der Wucht eines kräftigen Faustschlags an der Schläfe. Noch einmal krachten wir gegen die Mülltonnen und pressten sie gegen die Hauswand, dann standen wir endlich.
    Forman gackerte wie ein Irrer. Ein lautes bellendes Lachen, das sich rasch in

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