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Mr Nanny

Mr Nanny

Titel: Mr Nanny Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Holly Peterson
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gerade erst angefangen und müsse sich stärken für das, was noch kommen sollte.
    »Der Rolli: zu dunkel. Da muss was her, was sexier ist, ein bisschen Bohemien, ein Kontrast zum strengen Schnitt Ihres Samtanzugs: Sie brauchen eine transparente Spitzenbluse, Seide, die Ärmel sollen aus der Jacke hervorschauen, ganz lässig. Kein BH, zeigen Sie ruhig ein bisschen Brust. Und egal was passiert: auf gar keinen Fall die Blusenärmel zuknöpfen!«
    Wo war mein Notizblock?
    »Der Blusenkragen sollte übers Revers fallen, aber nicht zu weit. Die Ohrringe: völlig falsch, passen überhaupt nicht zu dem Look. Solche Muschelohrringe kann man im Winter überhaupt nur zu einem engen schwarzen Pulli und einer schwarzen Hose oder Jeans tragen. Aber zu einer schicken Abendgarderobe? Schwierig, schwierig! Muscheln sind was für den Sommer, das sind Strandohrringe, keine Stadtohrringe. Tun Sie diese Babys in Ihre L.L.-Bean-Tasche und kutschieren Sie sie in Ihrem Jeep zu Ihrem Strandhaus!« Ich musste lachen, denn genau das würde ich tun.
    »Sie sollten große Goldohrreife tragen oder irgendwelche dicken Klunker. Haben Sie die? Sie sehen so aus, als ob Sie welche hätten.« Ich nickte. Phillip hatte mir zu Michaels Geburt große, mit Diamanten eingefasste Saphir-Tropfenohrringe geschenkt. »Also gut. Okay. Sie gehören zur Park-Avenue-Crowd, also müssen Sie besonders sexy aussehen, ansonsten sehen Sie aus wie eine Matrone. Ich sag Ihnen, große goldene Reifohrringe, das passt zu Ihrem Gürtel! Diese teuren Muschelohrringe können Sie im Sommer anziehen, zu einem weißen T-Shirt - aber es sollte schon von Petit Bateau sein - und weißen Jeans. Besorgen Sie sich einen Flechtgürtel für den Sommer. Und ein Paar Kork-Plateauschuhe. Die sind ein absolutes Muss. Kork-Plateauschuhe.«
    War es nun so weit? War ich dabei, den schwer fassbaren Fashioncode zu knacken? Niemand hatte mir je Kleidung so klar und einprägsam erklärt. Mit Hilfe dieses Montgomery-Clift-Verschnitts würde ich endlich den Look finden. Die High-Society-Moms würden sich nach mir umdrehen, würden auf mich neidisch sein. Und Starfotografen wie Punch Parish würden mir auf Partys hinterherrennen. Ich würde, ich würde …
    Klink . Klink . Susannah klopfte mit einem riesigen Besteckmesser gegen ihre Champagnerflöte. Es wunderte mich, dass das Glas nicht zu Bruch ging. »Entschuldigen Sie bitte! Dürfte ich um ein wenig Ruhe bitten?«
    Montgomery berührte mich am Ellbogen. »Sehen Sie sich das Messer an. Heben Sie Ihres mal hoch. Sehen Sie, wie schwer es ist? Das ist pures Sterlingsilber. Sechshundertfünfzig Dollar pro Stück.«
    »Für ein Messer?«
    »Oh ja. Und sie hat drei Gabeln pro Gedeck, zwei Messer … Sicher das komplette Set für vierundzwanzig... Das macht … Das macht’ne Menge.«
    Susannah klopfte noch einmal lächelnd gegen ihr Glas. Sie freute sich über die angeregte Unterhaltung ihrer Gäste, denn es bedeutete, dass ihre Dinnerparty ein Erfolg war. »Ich möchte einen Toast ausbringen, auf einen wirklich wundervollen Freund von mir.«
    »Von dir? Wer hat euch bekannt gemacht?«, warf ihr Mann Tom neckend ein. Gehorsames Gelächter.
    »Okay, ein Freund von uns . Mr. Jussuf Gholam. Jussuf hat nun schon drei Regierungen in Fragen des Nahostproblems beraten. Er ist der Autor von neun, zählen Sie es nach, neun Büchern zu diesem Thema. Jussuf hat außerdem dutzende von Artikeln veröffentlicht - einer davon hat sogar den National Magazine Award for Public Interest bekommen, was offiziell bedeutet, dass er« - sie warf einen diskreten Blick auf ein Kärtchen, das unter ihrem Dessertteller hervorschaute - »›das Potenzial hat, nationale oder lokale Politik und Gesetzgebung zu beeinflussen‹. Ich übergebe an Sie, mein lieber Jussuf.«
    Jussuf stellte sein Weinglas ab. »Ladys und Gentlemen«, sagte er ernst. Dann senkte er den Kopf und beschloss, lieber aufzustehen und seinen Vortrag stehend zu halten. »Ladys und Gentlemen. Ich sehe dies nicht als das Ende von Diktatoren, aber ich denke, wir haben das, was ich als den ›Herbst der Angst‹ bezeichne, überstanden...«
    Die Reichen aus der Park Avenue lieben es, sich mit Politikexperten zu schmücken, deren Geschwätz überhaupt keinen Sinn ergibt; sie denken, dass sie einfach zu dumm sind, um es zu verstehen, tun aber natürlich, als würden sie’s. Ich schenkte Phillip einen schicksalsergebenen Blick, den er mit einem strengen erwiderte, als wäre ich ein Kind, das man ermahnen müsse, sich zu

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