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Mr Nanny

Mr Nanny

Titel: Mr Nanny Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Holly Peterson
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benehmen. Ich suchte mein Heil bei Montgomery, meinem Peter-Ersatz, der mir schelmisch zuzwinkerte. Er fand ebenfalls, dass dieser Gholam ein aufgeblasener Schwätzer war. Ich nahm meine Muschelohrringe ab, stützte die Ellbogen auf den Tisch und das Kinn in die Hände und machte mich auf eine lange, öde Rede gefasst.
    Phillip, der es liebte, vor Publikum anzugeben, stellte eine Frage zur Uranförderung des Iran. Was Jussuf prompt noch mehr anstachelte, gab es ihm doch die Gelegenheit, sein Wissen noch deutlicher herauszukehren. »Wenn Sie die Zukunft des Iran begreifen wollen, müssen Sie einen Blick auf die Ereignisse werfen, die dort im letzten Viertel des achtzehnten Jahrhunderts stattfanden...« Himmel hilf! Sorry, Jussuf, aber da habe ich im Geschichtsunterricht gerade geschlafen, als wir das durchnahmen.
    Ich brauchte mehr Wein.
    Ich hatte Labertaschen wie ihn schon zur Genüge auf Dinnerpartys erlebt. Die Park-Avenue-Gang verfügt über eine ganze Sammlung davon: Schriftsteller, Zeitschriftenredakteure und Auslandspolitikexperten. Die Experten gewinnen die ersehnte Aufmerksamkeit und außerdem Zugang zu den Machtzentren der Stadt. Und die Gastgeberinnen erhalten im Gegenzug jede Menge Dankschreiben für den schönen, faszinierenden Abend. Aber die Experten wissen auch, dass sie eine Vorstellung für ihre Gastgeber geben müssen, wie Seehunde im Zoo, wie angemietetes Personal. Prominente Namen aus Politik und Gesellschaft fallen zu lassen ist beispielsweise unerlässlich.
    »... was mir in den Sinn kam, als ich mich gerade im Oval Office aufhielt - übrigens ein kleinerer Raum, als man denken möchte! Ich dachte bei mir - ich half dem Präsidenten gerade beim Aufsetzen einer Rede zur Lage der Nation -, dass er wahrhaftig die Feinheiten des arabischen Dilemmas begreift.«
    Ich tippte mit der Fingerspitze auf den Rand meines leeren Weinglases und flüsterte einem der in schwarzseidene Mao-Jacken gehüllten, am Rand wartenden Kellner ein »Bitte« zu.
    »Und das wiederum erinnert mich an das Konzept von virtu , aus Machiavellis Der Fürst natürlich. Bush verkörpert virtu , Machiavellis Idee von menschlicher Energie: das, was Ruhm und Reichtum schafft. Er trägt in sich sowohl die Subtilität von Cicero als auch die Brutalität von Cäsar.«
    Wovon redete der Kerl?
    »Bush ist natürlich kein Intellektueller, aber man kann dennoch sagen, dass er, auf profunde Weise, Genius entdeckt hat. Man kann nicht umhin, an die Medici zu denken, wenn man an Bush denkt.«
    Mr. Newsweek und der Vertreter der Vereinten Nationen fochten wie Luke Skywalker und Darth Vader mit ihren Lichtschwertern um die Kosten, die nötig wären, um die amerikanischen Häfen wirklich sicher zu machen. Jussuf konnte nicht umhin, auch hier seinen Senf dazuzugeben. Der Newsweek -Redakteur gab sich alle Mühe, das Gespräch wieder auf ein etwas verständlicheres Niveau zu bringen, und lenkte Jussufs Augenmerk auf die realen Gefahren, die Amerika drohten. Jussuff sagte salbungsvoll: »Ich muss Sie alle davor warnen, sich zu sicher zu fühlen. Die Gefahr ist noch nicht vorbei. Terroristen sind geduldig...«
    Jussuf begeisterte sich regelrecht für seine Schreckenszenarien. Ich hätte lieber noch ein paar Modetipps von Montgomery gehabt - alles, nur nicht dieses Gerede über die Gefahr, inderwir NewYorker-und damitmeine Kinderschwebten. Wie jede New Yorker Mutter hatte ich schon genug mit meinen Ängsten zu kämpfen und wollte mich nicht noch paranoider machen lassen, als es ohnehin schon der Fall war. Ich träumte davon, nach Hause zu ziehen, doch dann fiel mir ein, dass Jussuff gerade die Mall of America in Minneapolis als mögliches Ziel eines Terroranschlags genannt hatte. Phillip machte sich erneut mit einer Frage wichtig, die oberflächlich betrachtet fürchterlich klug klang, im Grunde jedoch nur heiße Luft war. »Wenn Bush senior die Schiiten in der südlichen Region des Irak 1991 nicht so schändlich im Stich gelassen hätte, dann hätte Bush junior jetzt ja vielleicht wenigstens einen Teil des Landes auf seiner Seite. Würden Sie mir zustimmen, Jussuf?«
    Christina Patten hatte sich wohlweislich aus den geopolitischen Diskussionen herausgehalten, doch nun brannte ihr offenbar etwas so sehr auf den Nägeln, dass sie nicht länger schweigen konnte. »Mr. Gholam, was würden Sie sagen: Brauchen wir wirklich immer noch Klebeband und Plastikfolien? Ich meine, auch jetzt noch, wenn man in New York lebt und Kinder hat? Oder haben da bloß mal

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