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Mr Nanny

Mr Nanny

Titel: Mr Nanny Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Holly Peterson
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verstohlenen Blick auf meine Uhr und kam zu dem Schluss, dass Goodman gut noch ein Weilchen ohne mich zurechtkäme.
    »Ach, ist das schön! Wolltest du mich hierherbringen, zu diesem Teich?«
    »Das ist nicht irgendein Teich, das ist der Schildkrötenteich. Ein Vogelparadies. Über hundertfünfzig Zugvögelarten machen hier Station. Und nein, das ist nicht unser endgültiges Ziel.« Er deutete mit dem ausgestreckten Arm auf ein Schlösschen, das zwischen Büschen, Ulmen und hohen Tannen hervorlugte. »Dort geht’s rauf. Belvedere Castle.«
    Wir begannen, die steilen, in den Fels gehauenen Stufen zu erklimmen, die sich wie erstarrte Lava den Hügel hinaufzogen. Als ich an einer Stelle ins Stolpern geriet, streckte Peter, ohne sich umzudrehen, seine Hand nach mir aus. Ich packte sie instinktiv und ließ mich von ihm über ein besonders steiles, rissiges Stück ziehen. Seine Hand war warm, und er drückte die meine kurz, bevor er sie freigab, eine Geste, die mir alles verriet, was ich bisher nicht sehen wollte: dass auch er etwas für mich empfand.
    Peter blieb vor einer wuchtigen Holztür stehen, zog sie auf und winkte mich hindurch. Wir durchquerten einen Raum voller staubiger Mikroskope, danach einen langen Gang, an dessen Wänden Bilder in Glasrahmen hingen, auf denen die Flora und Fauna des Parks erklärt wurden sowie die Arten von Zugvögeln, welche hier Station machten. Dann ging es eine Wendeltreppe hinauf. Nach drei Stockwerken erreichten wir eine zweite, kleinere, aber ebenfalls ziemlich dicke Holztür, die am oberen Rand mit einem mächtigen Eisenriegel verschlossen war.
    »Peter, da ist zugesperrt.«
    »Würdest du das bitte mir überlassen? Das ist Dylans absoluter Lieblingsplatz. Die Tür ist immer verriegelt.«
    Er hängte sich mit seinem ganzen Gewicht an den Riegel und zog den Eisenbolzen aus seiner Verankerung am oberen Türstock. Dann stieß er die Tür mit dem Fuß auf und wich beiseite, um mir den Vortritt zu lassen. Und ich trat hinaus auf den höchsten Balkon des Belvedere Castle, von wo aus man einen geradezu atemberaubenden Blick über den Central Park hatte: das lange Rechteck, das sich im Norden bis Harlem hinaufzog, im Osten und Westen von Manhattan flankiert wurde. Ich kam mir vor wie in einer Opernkulisse: die Baumkronen auf Augenhöhe, dahinter die gezackte Skyline von New York.
    »Ich bin noch nie hier gewesen.«
    »Kann ich mir denken.«
    »Was soll das heißen, ›Kann ich mir denken‹? Ich gehe oft zum Joggen in den Park. Na ja, nicht oft, aber...«
    »Hey, ich weiß, dass du gelegentlich hektisch telefonierend durch den Park geisterst, aber das würde ich nicht gerade ›die Natur genießen‹ nennen. Setz dich.«
    »Was? Da mach ich mir ja die Hose nass!«
    »Davon rede ich doch die ganze Zeit, Lady!«
    Wir mussten beide losprusten. Dann breitete er die mitgebrachte Decke über der Bank aus, und ich ließ mich gnädig darauf nieder. Ich war ziemlich angespannt. Das hatte viele Gründe, vor allem aber den, dass ich nicht wusste, was er mir zu sagen hatte. Die Ellbogen auf die Rückenlehne der Bank gestützt, blickte ich auf das Delacorte Theater hinunter, wo Schauspieler wie Kevin Kline Shakespeare aufführten. Ich wollte schon immer mal dorthin, aber Phillip hatte keine Lust, in ein Theater zu gehen, das nur nach einem kräftigen Fußmarsch zu erreichen war. Ich suchte den Teich nach Anzeichen von Leben ab, und tatsächlich: An den Uferrändern klebten zahlreiche Schildkröten auf Felsen, wie Entenmuscheln am Kiel eines Boots, und sonnten sich.
    »Im Übrigen wollte ich irgendwo mit dir hingehen, wo wir ungestört sind.«
    »Was ist? Du hast doch nicht Krebs oder so was?« Ich war derart nervös, dass mir diese taktlose Frage einfach herausgerutscht war.
    »Würdest du dich bitte beruhigen? Nein, ich habe keinen Krebs.«
    Okay , dachte ich. Aber was zum Teufel musst du mir nun so dringend sagen?
    Peter war ganz locker, ich dagegen gespannt wie ein Drahtseil. Ich warf sogar einen Blick in meine Jacke, weil mein Herz so heftig klopfte, dass ich meinte, es unter dem Pulli wummern sehen zu können.
    »Dylan und ich, wir kommen oft hierher.«
    »Ja?«
    »Klar. Der arme Junge wusste nicht mal, dass ein Baltimore-Pirol ein Vogel ist. Die sieht man hier überall um den Teich herum in den Bäumen sitzen. Man kann sich unten sogar Ferngläser ausleihen, wenn man will.«
    »Ist es das, was ihr immer macht, wenn ihr in den Park geht?«
    »Nein. Meistens gehen wir zum Harlem Meer und

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