Mr Nanny
was ich damit sagen will, ist: Vielleicht ist das ja symptomatisch für dich. Machst du diese Story, weil Goodman dich dazu drängt? Was glaubst du?«
»Hör auf. Hör sofort damit auf. Tut mir leid, aber du bist naiv.« Er hatte meine Gefühle verletzt. »Und arrogant obendrein.«
»Ach ja? Naiv und arrogant?«
»Natürlich fragt sich jeder, ob sie lügt! Glaubst du etwa, dass wir - ich, Goodman, die gesamte obere Riege - uns nicht darüber den Kopf zerbrochen haben? Wir stehen auf dem Standpunkt, dass sie ihre Wahrheit erzählt - und dass der Zuschauer selbst entscheiden kann, wem er glaubt und wem nicht.Was du nicht zu verstehen scheinst, ist, dass es Storys gibt, die so viel Wirbel verursachen, dass man sie einfach nicht ignorieren kann .«
Ich weiß selbst nicht, warum ich so wütend auf ihn war.Warum ich mir so unbedingt beweisen wollte, dass er unrecht hatte, dass seine Meinung nichts wert war. Doch, ich wusste es: Wenn ich seine Meinung vom Tisch fegen könnte, dann vielleicht ja auch meine Gefühle für ihn. Dann wären sie nicht mehr so gefährlich für mich. Dann käme ich nie wieder in eine so lächerliche Situation, wo ich nach einem Kuss schmachtete wie ein Teenager.
»Nicht mal ein seriöser Nachrichtensender wie unserer kann sich da raushalten. Das ist wie ein Tornado, ein Wirbelsturm, der alles und jeden mitreißt«, fuhr ich fort, »angesichts von Hartleys Prominenz, seiner Haltung zur Familie - und ich meine damit nicht nur zur Abtreibung -, auch, wie er mit seiner Frau, seinen vier Kindern angibt. Und dann natürlich diese Analverkehrsache - wo er genau das unter Strafe stellen will. Und wenn die Zentralfigur eines Medienwirbels endlich bereit ist zu reden, dann werden wir - mithilfe unserer Anwälte - eben ihre Seite der Geschichte bringen.«
Aber was ich wirklich sagen wollte, war dies: dass Phillip nicht immer so ein Arschloch gewesen war. Dass wir anfangs unglaublich tollen Sex hatten, ein Grund dafür, warum ich ihn geheiratet hatte. Dass es keinen Besseren gab, wenn es um wirklich kritische Situationen ging. Und dass Peter sich nicht vorstellen konnte, wie es war, in einer Ehe ohne Liebe festzustecken und sich über eine Scheidung Gedanken machen zu müssen, wenn man drei Kinder hatte.
»So stellt ihr das aber nicht dar - nur als ihre Seite der Geschichte.«
»Ach, das verstehst du nicht.«
»Komisch«, schoss er zurück. »Das Gleiche habe ich von dir gedacht.«
»Du bist ziemlich unverschämt.«
»Als ich gestern nach Mitternacht heimkam, konnte ich nicht gleich einschlafen. Da hab ich mich noch mal ins Internet gehängt, alle möglichen rechtslastigen Sites durchforstet, die Lieblingsblogs von meinem Vater. Ich dachte, vielleicht finde ich mehr über die Frau raus.«
»Und du glaubst nicht, dass wir das alles bereits gemacht haben? Dass wir sie auf Herz und Nieren geprüft haben? Natürlich versuchen die, sie zu diskreditieren. Natürlich wollen die Hartley, das Aushängeschild der Ultrarechten, schützen. Mir ist klar, dass du weißt, wie man sich im Web bewegt, aber du vergisst, dass ich nicht erst seit gestern Journalistin bin.«
»›Sich im Web bewegen‹. Das sagt wirklich keiner.«
»Gott, was bist du für ein grober Klotz! Was weißt du schon, du in deiner Hackerhöhle in Red Hook? Mann! Du hast sie nie kennen gelernt. Du weißt ja nicht, wovon du redest. Klar? Kapiert?«
»Ich will dir mal was sagen«, erwiderte er in scharfem Ton, »das sind meine Leute. Ich bin mit denen aufgewachsen, stamme aus einem erzkonservativen Elternhaus. In unserem Staat gibt es hunderte von Militärbasen, und für meinen Dad ist Ronald Reagan ein Heiliger. Hartley kommt gleich dahinter. Ich hab jetzt dutzende von rechten Kolumnen über diese Frau durchgeforstet - darunter anerkannte Sites! -, und der allgemeine Tenor ist folgender: Die Frau ist aus dem Nichts aufgetaucht, keiner kennt sie. Und sie lügt. Vielleicht ist sie ja eine von der Sorte, die auf Teufel komm raus ins Rampenlicht will. Wer weiß das schon?«
»Also gut, Mr. Internet-Genie. Freut mich, dass du mit der rechten Bloggergemeinschaft auf so vertrautem Fuße stehst, aber da gibt es etwas, das du nicht weißt.«
Er seufzte. »Okay. Was weiß ich nicht?«
»Dass uns Theresa kurz vor dem Interview mit allen möglichen Souvenirs überrascht hat, aus ihrer Zeit mit Hartley: Streichhölzer, Servietten, Hotelrechnungen, Restaurantquittungen, die beweisen, dass sie zu der Zeit an den Orten war, wo auch Hartley sich aufhielt.
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