Mr. Pattapu und das Geheimnis des alten Hauses
Miauen.
„Schon gut, ich hör ja schon auf, Kleiner.“
Sie legte die Bürste beiseiteund stand auf. „Ich mache jetzt das Abendessen für uns. Wenn ihr
also Hunger habt, dann kommt einfach in die Küche.“ Damit verließ sie das Zimmer.
„Wir müssen dafür sorgen, dass die Donuts am Wochenende nicht da sind“, überlegte der
Kater. „Irgendwelche Vorschläge?“
Melody schüttelte den Kopf. Keine Ahnung, wie sie die ungebetenen Gäste aus dem Haus
kriegen sollten. Lola kletterte aus dem Puppenhaus und hüpfte auf das Bett. „Am Sonntag ist
Derby in Ascot. Da könnten wir sie hinschicken. Genau das richtige für diesefeine Dame“,
schlug sie spöttisch vor.
„Und was machen wir dann mit Mr. Donut?“
„Na,
seine Frau wird bestimmt nicht ohne ihn fahren! Außerdem wettet der gerne, so wie der
aussieht.“
„Hm“, überlegte der Kater. „Gut, versuchen wir es. Lola, sieh zu, dass Stanley eine Zeitung
auf sein Zimmer erhält, damit er und seine Gattin darüber informiert werden. Ich bin sicher,
sie werden sich dieses Ereignis nicht entgehen lassen.“
Dabei setzte er ganz auf das
Prestigedenken von Mary Donut. Sie würde bestimmt gerne wieder einmal einen ihrer
wagenradgroßen und reich verzierten Hüte in der Öffentlichkeit tragen. Hier im Ort waren
diese übertrieben modischen Dinge völlig deplatziert.
Gesagt, getan. Lola schleppte die Zeitung mit der Ankündigung des größten Pferderennen
Englands auf der Titelseite in das Zimmer der Donuts und legte sie so auf den Boden, dass
sie unmöglich übersehen werden konnte. Jetzt blieb den Tieren nur noch hoffen und warten.
Am Abend ging der Plan auf. Mit vollen Einkaufstüten und einem
etwas schlechtem
Gewissen kehrte Mary Donut nach Whitstable Manor zurück. Ihr Gatte schlief immer noch.
Auf dem Boden lag die London Times mit einer Riesentitelstory über die diesjährigen
Derbyfavoriten. Mit einem Blick auf ihre schicken neuen Kleider lächelte die junge Frau. Das
war die beste Gelegenheit, endlich wieder unter zivilisierten Leuten zu sein. Und Stanley
musste mit, ganz egal wie sehr ihn sein Hinterteil noch schmerzen würde! Etwas Charme und
Überredungskunst würde dazugehören, aber das war es ihr wert. Morgen früh würde sie ihm
das Frühstück ans Bett bringen und über einen Besuch in Ascot reden! Voller Vorfreude ging
Mary Donut zu Bett. Und mit noch größerer Vorfreude konnte Lola am nächsten Morgen das
Gespräch zwischen den Eheleuten Donut belauschen. Stanley gab schließlich dem Drängen
und Bitten seiner Frau nach und die beiden beschlossen, bereits am Freitagmorgen mit dem
Wagen nach Ascot zu reisen und dort in einem Hotel bis Montagmorgen zu bleiben.
Bahn frei für Rosie und Henry! dachte Pattapu zufrieden, als Lola den Katzen Bericht
erstattete.
Er streckte
sich
ausgiebig, gähnte
und rollte sich auf
seinem Lieblingssofa
zusammen. Besser konnte es gar nicht für sie laufen!
* * *
Das nächste Wochenende kam schneller als gedacht und Rosie war schon ganz aufgeregt. In
den letzten Tagen hatte sie verstärkte Aufmerksamkeit auf ihre Frisur und ihr Aussehen
gelegt, was Mary Donut missbilligend zur Kenntnis nahm. Die ehemalige Haushälterin des
Majors freute sich am meisten darüber, dass sie die lästigen Gäste wenigstens für ein paar
Tage aus dem Haus hatte und Henry sie ungestört besuchen konnte. Wie geplant, holte der
Notar die Dame des Hauses erst zu einem Besuch des Jahrmarktes in Whitstable ab. Bei
dieser Gelegenheit ergriff Henry Hainsworth zum ersten Mal schüchtern Rosies Hand und sie
bummelten gemeinsam über den gut besuchten Platz mit Losbuden, Karussells und anderen
Lustbarkeiten. Am Ende kaufte Henry seiner Rosemary ein buntes Lebkuchenherz mit der
Aufschrift „Dein für immer“. Rosie lächelte verlegen, als sie es entgegennahm, doch ihre
Augen leuchteten mit einem ganz besonderen Glanz. Henry brachte sie am Nachmittag nach
Hause und nun saßen die Beiden bei einem selbstgemachten Eistee auf der Terrasse. Mr.
Hainsworth hatte die ganze Zeit ein sehr geheimnisvolles Lächeln auf den Lippen, das Rosie
neugierig machte. Doch sie wagte nicht, zu fragen. Nun rückte er mit der Sprache heraus: „Ich
habe Postaus Ontario!“ Rosie horchte auf. Henry zog einen Brief aus seiner Jackettasche.
„Das hier besagt, dass Major Fowley tatsächlich einen Neffen namens Stanley hatte.“ Rosies
Gesicht verdunkelte sich vor Enttäuschung, was Henry mit einem leisen Lächeln zur Kenntnis
nahm. Dann fuhr ermit
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