Mr. Pattapu und das Geheimnis des alten Hauses
und
seine Truppe erwarteten sie bereits voller Ungeduld und standen jetzt stramm wie eine gut
gedrillte Armee. Pattapu gefiel das, er ließ sich jedoch nichts anmerken und erklärte kurz dem
Anführer der Ratten die Sachlage. Lolas Onkel übernahm daraufhin das Kommando wie ein
alter preußischerBrigadegeneral: „Also Leute, am besten, wir teilen uns auf. Ein Drittel ins
Kirchenschiff, ein Drittel in die Krypta und ein Drittel in den Dachstuhl. Achtet auf jede
Versteckmöglichkeit und dass es mir keine Verluste gibt! Auf geht´s, Marsch!“
Niemand wagte zu widersprechen. Die kleinen, graubraunen Nager schienen genau zu wissen,
was sie tun sollten und stoben auseinander.
Auch Pattapu und Melody begaben sich ins Kirchenschiff. Ein paar Kerzen und ewige Lichter
vor den Altären erhellten das Innere auf geisterhafte Weise und hüllten es in ein schummrigrotes Licht. Schatten tanzten an den Wänden und die beiden Katzen blickten sich voller
Ehrfurcht um. „Wie sollen wir in diesem riesigen Gebäude einen kleinen Ring finden?“,
flüsterte Melody und schaute ängstlich nach oben. Hoffentlich kam von da nicht auch
irgendetwas Achtbeiniges herunter geschwebt! Pattapu wusste, dass sie auch mit Hilfe der
zahlreichen Nager mehrere Stunden brauchen würden, um alles zu durchsuchen. Aber Panik
konnten sie sich nicht leisten! „Woher willst du wissen, dass der Ring überhaupt hier ist?“,
flüsterte Melody wieder und ihre großen, glänzenden Augen reflektierten das wenige Licht
wie gelbe Warnschilder. Am liebsten wäre sie wieder nach Hause gelaufen.
„Ich weiß es nicht. Aber wir haben bei uns alles durchsucht. Es ist die einzige Möglichkeit“,
antwortete der rote Kater neben ihr ungehalten. „Und jetzt fang an zu suchen!“
Die Stunden vergingen und eine Rattentruppe nach der anderen meldete sich bei Onkel Bert
ohne Ergebnisse zurück. Es war zum Verzweifeln. Müde und erschöpft war Pattapu auf eine
der Holzbänke gesprungen und blickte noch einmal die gothischen Säulengänge entlang. Das
Seitenschiff hatten die beiden Katzen und Lola systematisch durchsucht. Aber hier im
Hauptschiff war nichts außer dem Altar, den Bänken und den vielen Statuen von Heiligen, die
in den Nischen standen und auf die Betenden herabsahen. Plötzlich kam ihm ein Gedanke.
Barbara! dachte er. Die Frau von Major Fowley hieß Barbara und das dort ist eine Statue der
Heiligen Barbara. Er trat näher an die steinerne Figur heran, ja, er sprang sogar auf einen der
Zierbogen, um dort wie ein Seiltänzer auf einer der Zierfresken entlang zu turnen. Immer
näher an diese Statue. Melody, Lola und die anderen Ratten schauten ihm von unten bei
diesem waghalsigen Manöver zu. Die Heilige Barbara war mit einem Turm an ihrer linken
Seite abgebildet, der wesentlich kleiner als die Figur war. Er glich einem alten Burgfries mit
eckigen Zinnen. Pattapus Spürnase lag goldrichtig: nur von hier oben konnte man erkennen,
dass etwas auf dem Dach dieses Türmchens lag. Etwas, das in einem magischen Blau
leuchtete. Der Stern von Burma!
„Los, helft mir, er ist tatsächlich hier!“, rief der Kater zu seinem unten stehenden Publikum
und merkte erst jetzt, wie nah er am Abgrund stand. Oh Gott, wie komm ich nur wieder hier
herunter!?
Während Lola und ihr Onkel Bert die Säule hinaufkletterten, auf der die Statue stand, kam
Melody dem hilflosen Pattapu zu Hilfe. Sie wandte sich an die verbleibende Rattenschar und
befahl völlig furchtlos: „Los, holt ein großes Tuch und breitet es unter ihm aus. Dann kann er
dort hineinspringen!“ Etwa zwanzig der Nager machten sich auf den Weg in die Sakristei und
kamen wenig später mit einem Altartuch zurück. Lolas sämtliche Verwandten nahmen es
zwischen die Vorderzähne und zogen es auseinander, so dass ein Sprungtuch entstand.
Pattapu hatte der Aktion von obenzugeschaut. „Ist das dein Ernst?“, fragte er jetzt Melody.
Diese nickte und deutete auf das ausgebreitete Tuch. „Na los, du tapferer Held, und immer
dran denken: Wir Katzen fallen immer auf die Füße!“
Kunststück, du springst ja auch höchstens mal von der Anrichte im Flur, aber das hier ist sehr
viel höher als mein Sofa! Pattapu schloss die Augen, trat über den Rand des schmalen
Mauervorsprungs und – plumps. Er tippste noch einmal auf wie ein Tennisball, bevor er aus
dem Tuch rollte. Die Ratten applaudierten. „Na also, geht doch!“, meinte Melody hoch
zufrieden und half ihrem Kumpel auf die Beine. Dieser schüttelte sich heftig,
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