Mr. Pattapu und das Geheimnis des alten Hauses
seiner Erklärung fort: „Doch der Neffe hieß nicht Donut, sondern
Dowell. Stanley Dowell verstarb vor einem halben Jahr bei einem Unfall in einer Goldmine in
Alaska. Die Sterbeurkunde bekommeich noch zugesandt.“ Rosies rundliches Gesicht mit den
rosa Wangen leuchtete wieder auf.
Der Notar nahm einen Schluck aus seiner Teetasse aus feinstem Porzellan und räusperte sich.
Er war offensichtlich noch nicht fertig. „Unser Mr. Donut war der Bankier von Major
Fowleys Neffen. Dadurch waren ihm die Familienverhältnisse bekannt. Offensichtlich bekam
er Wind hier von dem Erbe in England und da er selbst ständig in Schulden steckte – was er
teilweise seiner Frau zu verdanken hat– haben die beiden wohl beschlossen, dass Stanley sich
für den Verstorbenen ausgeben sollte. Das alles können wir aber erst beweisen, wenn ich das
Dokument aus Alaska habe, was wiederum dauern kann.“
Rosie atmete tief durch. Was für Neuigkeiten! Trotzdem schien es ihr, als ob sie noch nicht
auf der sicheren Seite wären. Denn für einen endgültigen Beweis reichte es nicht, um das
Haus vor der Habgier der Donuts zu retten. Unbemerkt waren auch die Katzen auf die
Terrasse gekommen und hatten den letzten Teil des Gespräches mit angehört. Sie strichen um
die Beine der beiden Menschen, ihre feinen Ohren gespitzt. Diese Gauner, dachte Mr. P. und
Melody war da ganz seiner Meinung. Sie miaute zustimmend. Rosies Hand fuhr hinunter, um
sie zu streicheln.
„
Leider habe ich von der erbetenen Audienz noch nichts gehört. Die Königin befindet sich
übrigens derzeit in Ascot zum Derby.“ Er seufzte gedankenvoll. „Am besten wäre es, wir
würden dieses Treuepfand der Königin an den Major finden. Der Stern von Burma würde das
Haus und unsere Zukunft retten“, überlegte Henry leise und schaute auf seine Taschenuhr.
Rosie nickte nur. Sie hatten bereits jeden Winkel durchsucht und nichts gefunden!
Mr. Pattapu horchte bei diesem letzten Satz auf. Der Stern von Burma war doch hier
und er
konnte ihn sofort herbeiholen.
„Ich muss leider bald gehen“, seufzte Henry bevor er seinen Eistee austrank. „Ich muss
meinen Hund noch bei meiner Schwester abholen.“
Pattapu sauste wie von der Tarantel gestochen zurück ins Haus, dass die langen dichten Haare
um seinen massigen Körper flogen, wie die eines Leadsängers bei einem Heavy Metal
Konzert. Immer weiter die Treppen hinauf, bis in SEIN Zimmer. Ratte Lola schaute verdutzt
aus dem Puppenhaus, als Pattapu schnaufend davor bremste. So dicht, dass seine rosa Nase
die von Lola fast berührte. Seine Krallen gruben sich dabei tief in die gewachsten Holzbohlen.
Rosie würde sich bestimmt nicht über die Kratzer freuen!
„Um Himmels willen, wo brennt es denn?“
, piepste das Rattenmädchen
und wich
erschrocken zurück. Sie hatte gerade noch geschlafen und war von dem Gepolter auf der
Treppe geweckt worden.
„Der Ring – schnell– Henry braucht ihn“, keuchte Mr. P.
„Wer ist Henry?“ fragte Lola misstrauisch und verschränkte trotzig ihre Ärmchen. Sie hatte
nicht vor, ihren Schatz an irgendeinen Wildfremden herauszugeben.
„Henry Hainsworth, unser Notar. Schon gut, der will uns helfen. Los, gib mir den Ring“,
forderte Pattapu ungeduldig.
„Na schön“, brummelte Lola widerstrebend und holte das Juwel aus seinem Versteck. „Und
pass gefälligst gutdarauf auf!“
Pattapu nahm es wieder vorsichtig zwischen die Zähne und machte sich auf den Rückweg.
Der Notar war gerade dabei, sich zu verabschieden. Er bedankte sich an der Haustür bei Rosie
für den schönen Tag und gab ihr einen zarten Kuss auf die Wange, worauf sie erneut errötete.
Auf den letzten Stufen ins Foyer kam der dicke Kater ins Rutschen, stolperte und schlinderte
quer durch das Foyer bis vor die Füße des Notars, der ihn verwundert anschaute.
„Unser Dicker hat es aber eilig“, lachte er amüsiert.
Mr. P. schüttelte sich und schaute zu dem Notar hoch. Dabei blitzte es golden zwischen
seinen Zähnen auf.
„Nanu, was hat er denn da?“ Henry
Hainsworth beugte sich hinunter, streichelte dem roten
Kater über den Kopf und nahm vorsichtig den kleinen Gegenstand aus dessen Maul.
Ehrfürchtig betrachtete er den Ring mit dem herrlichen tiefblauen Stein darin, dessen Facetten
blaue Funken in die Eingangshalle zu sprühen schienen.
„Oh mein Gott. Rosemary, schau nur. Er hat ihn gefunden!
Das hier ist der Stern von
Burma .“, rief er aus und seine graublauen Augen weiteten sich vor Staunen.
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