Mr Pink Floyd
euch keine Sorgen«, und wo ich sage, dass wir ihn verloren hätten, steht: »Nein.«
VIERUNDZWANZIGSTES GESTÄNDNIS
Die Ratte (5)
Ja und? Darf man jetzt nicht mal mehr Boot fahren? Pink Floyd haben einen Lyriker und einen Musiker, da wird ja wohl noch Platz für einen Seefahrer sein? Und nur dass Nick Bescheid weiß, er wird der Autofahrer.
Wie nervig! Ich Blödmann hab mich in diese nutzlose Diskussion über Rock und Pop verwickeln lassen, als würde mich das irgendwie interessieren … Immer muss jede Musik ein Etikett kriegen, psychedelische, kosmisch-Science-Fiction-mäßige, progressive, wisst ihr überhaupt, was das alles bedeutet? Einfach nur gute und schlechte Musik gibt’s wohl nicht mehr … Ich erinnere mich noch an eines der ersten Interviews mit der Band: Auf die Frage, wer unsere Lieblingsmusiker sind, haben die anderen fast alle das Gleiche geantwortet, Beatles , Cream , Who , Hendrix, Syd hat sogar noch Bo Diddley hinzugefügt! Ich hab als Erstes Bach genannt und, bevor ich zu den Beatles kam, noch sechs, sieben andere aufgezählt. Außerdem wollten sie wissen, was wir am meisten hassten. Ich erwiderte: Lärm, Betrunkene, Unordnung, Gewalt. Drogensüchtige habe ich nur aus Rücksicht auf Syd nicht erwähnt. Vielleicht war ich aber auch nur zu feige und hab’s verschwiegen, um unsere Fans nicht vor den Kopf zu stoßen … Roundhouse, UFO, Marquee, Alexandra Palace, Olympia, egal, wo wir spielten, immer waren wir von einem Meer zugedröhnter Leute umgeben, und stellt euch mal vor, als Syd einmal plötzlich aufhörte zu spielen und reglos mit aufgerissenen Augen stehen blieb, haben wir,
anstatt weiterzumachen, als wäre nichts passiert, ebenfalls aufgehört und uns zurückgezogen, damit er ja wieder zu sich kommen möge. Wir sind erst nach gut zwanzig Minuten wieder auf die Bühne. Meint ihr, die Zuschauer wären ungeduldig geworden, hätten protestiert oder uns ausgepfiffen? Nichts, sie hatten in vollkommener Selbstgenügsamkeit ausgeharrt, hatten sich mit ihren Grastüten gemeinsam auf die Erde gehockt und sind mit benebeltem Blick und dämlichem Grinsen hin und her getaumelt … Da habe ich mich zum ersten Mal ernsthaft gefragt, was für einen Sinn es hat, vor solch einem Publikum zu spielen, aber ist schon komisch, am Ende war es Roger, der deswegen in die Luft gegangen ist, obwohl mir zuerst Zweifel an unseren Fans gekommen waren… Die Sache ist, dass es für Roger nur ein Thema auf der Welt gibt: Roger. Ob er nun über Krieg oder Schule schreibt, über Kinder oder Fans, immer schreibt der Lyriker über sich selbst. Allerdings habe ich Syd nicht bedacht, der in seine Texte hineinkriecht und sie infiziert. Aus diesem Grund kann die Trauer um den Vater auch zur Trauer um Syd werden. Darum kann Roger mit bestem Wissen und Gewissen behaupten, Wish you were here habe eine allgemeine Bedeutung, die über Syd hinausgehe. Weil er mit seinen eigenen Ängsten abgerechnet hat, als er den Song schrieb, ohne sich jedoch bewusst zu werden, dass seine größte Angst Syd heißt… Nick hat sich dagegen ganz nach seiner Art wie ein braves Hündchen angepasst: Was ich weniger verstehe, ist Daves stillschweigendes Dulden … Aber eins sage ich euch: Lasst euch nicht von seinem hübschen Lächeln und seiner Verlässlichkeit täuschen, Dave ist und bleibt ein Rätsel. Habt ihr ihm mal richtig in die Augen geschaut? Und ich sag euch noch was, über das nie einer spricht: Er war es, der Syd Gitarrespielen beigebracht hat. Dave.
DREIUNDDREISSIGSTE ZEUGENAUSSAGE
David Gale (3)
Ich fahre direkt mal dazwischen, da ich Ricks letzte Aussage bestätigen kann. Dave und Syd kannten sich seit ihrer Kindheit, worauf Roger schon immer mordseifersüchtig war, allerdings hat er, das muss zu seiner Ehre gesagt werden, als es darum ging, Ersatz für Syd zu finden, Dave gerade wegen dieser alten Freundschaft ausgesucht. Nicht, dass sie häufig verabredet waren, aber jedes Mal, wenn man in Cambridge irgendwo Musik spielen oder hören konnte, liefen sie sich mit Sicherheit über den Weg. Syd ging auf die County High School, Dave auf die Perse, aber 1964 trafen sie sich auf dem Technical College wieder. Zu dieser Zeit gehörte Syd, der bereits in einer Band namens Geoff Mott and the Mottoes gespielt hatte, zu den Those Without , aber technisch gesehen war er kein großer Meister. Dave dagegen kam von den Newcomers , wo er mit seinem Können bereits brillieren konnte, und hatte soeben die Jokers Wild gegründet, die seinerzeit
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