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Mr. Postman

Mr. Postman

Titel: Mr. Postman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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für einen Schock sorgen, für ein kurzes Zögern, um selbst angreifen zu können.
    Und Mr. Postman hatte es gehört! Er stieß nicht zu. Zwar zuckte sein Arm noch, doch die gefährliche und tödliche Klinge trat nicht den Weg nach unten an. Zumindest nicht bis zum Körper. Nicht einmal auf dem halben Weg der Strecke kam sie zur Ruhe. Die Szene war erstarrt, und auch Glenda traute sich nicht näher. Sie wartete auf eine andere Aktion.
    Die Gegenseite sollte endlich aktiv werden, aber dort passierte nichts.
    Sie hörte nur das Jammern und Keuchen der Frau auf dem Bett. Sie litt unter furchtbaren Ängsten und war durch sie auch bewegungsunfähig geworden.
    Glenda wollte noch etwas sagen, doch der Knöcherne ließ sie nicht dazu kommen. Er bewegte sich jetzt und drehte seinen Körper langsam nach links. Es knackte nichts, es brach kein Gebein auseinander. Glenda sah nur das verdammte Messer und auch die Knochenhand, die den Griff hart umklammerte.
    Bis das Gesicht sie anstarrte! Es war schlimm, diesen Anblick ertragen zu müssen. Zum Glück war Glenda einiges gewohnt, so dass sie nicht durchdrehte, doch was sich ihr da präsentierte, das gehörte zu dem Schlimmsten, was sie je zu Gesicht bekommen hatte.
    Eine fürchterliche Fratze. Trotz der Postmütze nicht ins Lächerliche gezogen. Sie hatte sich der Gestalt ebenso angepasst wie die Uniform.
    Eine Fratze ohne Augen und Nase, aber mit dünnen Blutstreifen auf dem gelben Gebein.
    Obwohl die Augen nicht vorhanden waren, kam sich Glenda vor wie angestarrt. Leere Augenhöhlen, finstere Schächte, trotzdem gab es da etwas, mit dem sie nicht zurechtkam. Das möglicherweise auf dem Grund dieser Schächte lauerte und vielleicht sogar in der Hölle geboren war.
    Glenda spürte den Dunstkreis des Teufels, der seine Macht wieder in die Welt hineingedrückt und Grenzen überwunden hatte. Sie nahm allen Mut zusammen, bevor sie die Gestalt zum zweitenmal ansprach. »Geh weg! Hau ab! Verschwinde endlich!«
    Der Knöcherne schüttelte den Kopf. Diese kleine Geste reichte aus, um Glenda wissen zu lassen, dass sie hier auf verlorenem Posten stand.
    Sie musste etwas tun. Auch wenn sie nicht bewaffnet war. Es musste etwas geben, das ihn von seine eigentlichen Aufgabe ablenkte, und so blieb Glenda nicht mehr stehen, auch wenn es ein Risiko war. Wenn der Unheimliche von der Frau abgelenkt wurde und sich auf sie konzentrierte, dann konnte die andere möglicherweise die Chance ergreifen und flüchten. Darauf baute Glenda, und sie löste sich von der Türschwelle, wobei sie den ersten Schritt nach vorn und gleichzeitig zur Seite setzte. Nach links. Weg vom eigentlichen Geschehen, einen kleinen Bogen schlagend und die Aufmerksamkeit des Skeletts auf sich ziehend.
    Dazu brauchte man Nerven, und die hatte Glenda in diesen gefährlichen Augenblicken. Sie riss sich wahnsinnig zusammen. Sie wusste, dass der geringste Fehler tödlich sein konnte und war deshalb voll konzentriert. Nur verhindern, dass er zustach. Nur die Nerven behalten. Ihm nicht zeigen, wie groß die Angst tatsächlich war.
    Der Untergrund war mit hellem Teppichboden bedeckt, über den ihre Füße schleiften. Den Kopf hielt Glenda gedreht, denn sie musste den Knöchernen im Auge behalten. Glenda näherte sich der Bettseite, an der auch der Nachttisch mit der Champagnerflasche stand. Sie hatte bei ihrem Eintritt diese Szenerie schon wahrgenommen, die auf sie einen tödlichen und zugleich vom Rahmen her lächerlichen Eindruck gemacht hatte.
    Champagner und Blut - das passte nicht zusammen. Jetzt schon.
    Die Flasche konnte durchaus zu einer Waffe werden, falls Mr. Postman nicht vorher schon ahnte, was Glenda bezweckte. Danach sah es zunächst nicht aus. Er verfolgte ihren Weg und hatte sich dabei sogar aufgerichtet. Die Klinge wies nicht mehr direkt auf die blonde Frau.
    Wenn er jetzt zustach, würde er sie verfehlen.
    Glendas Gesicht war nicht mehr starr. So etwas wie ein Grinsen umfloss ihre Lippen. Es war allerdings mehr ein Zucken der Mundwinkel, der Auslöser einer irrsinnigen Spannung. Viel schoss ihr durch den Kopf. Nicht stolpern, nicht fallen, den Unheimlichen unter Kontrolle behalten, obwohl dies nicht einfach war, denn durch das Starren brannten ihre Augen.
    Er stand noch immer so verflucht nahe an seinem Opfer. Das gefiel Glenda nicht. Sie überwand sich selbst, als sie das lebende Skelett ansprach. »Na, komm her. Los, beweg dich. Komm zu mir, verdammt. Los, ich will, dass du es bei mir versuchst…«
    Eine Antwort hatte

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