Mr. Sex
schwummerig. Er wiegte mich, nicht wirklich im Takt, hin und her und mein Herz schlug so laut, dass es in meinen Ohren rauschte.
Seine Hände wanderten zu meinen Rücken und er hielt mich eng umschlungen. Es war wie ein Traum. Mein Kopf schwirrte und ich hatte das Gefühl, dass meine Knie jeden Augenblick nachgeben würden. Ich schaute zu ihm auf, schaute in seine wahnsinnigen schönen, grünen Augen und spürte, wie er seinen Kopf zu mir herunter beugte.
Ich spürte seine Lippen immer näher kommen, öffnete meinen Mund leicht und legte meinen Kopf ein wenig weiter in den Nacken. Sein Mund berührte meine Lippen, vorsichtig, ganz sanft.
Es war der zärtlichste Kuss, den ich je bekommen hatte.
Ich drückte meine Lipp en fester an ihn und jede Faser meines Körpers sehnte sich nach seinen Berührungen, als plötzlich ein lautes „Oooohhh!“ durch den Saal ging.
Wir erschraken und schauten auf. Die Gäste starrten alle auf die Tanzfläche - entgeistert, fassungslos.
So schlimm war unser Kuss jetzt ja auch nicht. Wigald blickte mich verwirrt an - jäh aus dieser innigen Umarmung gerissen - und zuckte die Achseln.
Die anderen Gäste, die ebenfalls auf der Tanzfläche waren, schauten an das Ende der Tanzfläche. Wir folgten ihren Blicken und sahen wie sich Lisa und Angelina wild knutschend in den Armen lagen.
Das an den beiden Pfosten befestigte Bettlaken, welches noch am Ende der Tanzfläche stand, war zu Boden gefallen und gab nun ungehemmt den Blick auf die beiden Frauen frei. Die beiden hatten noch gar nicht gemerkt, dass sie ertappt und von allen Gästen, den Eltern, den übrigen Verwandten und von Josh angestarrt wurden. Dieser erhob sich langsam von seinem Stuhl und ging wankend Richtung Tanzfläche. Die Musik hörte auf zu spielen und das Licht ging an.
Die Braut und Angelina ließen sich los und schauten blinzelnd in den Saal. Alle Farbe war aus ihren Gesichtern verschwunden, während Josh, dieser dafür feuerrot, Schritt für Schritt auf Lisa zuging. Eine beängstigende Stille breitete sich im Festsaal aus. Man hätte die sprichwörtliche Stecknadel fallen hören.
Al le starrten abwechselnd zu Lisa, Angelina und Josh, der mittlerweile nur noch einen Meter von den beiden Frauen entfernt stand.
„ Was soll das?“ fragte er leise zischend.
Lisa antwortete nicht. Dann schrie er:
„Was das soll?“
Lisa schaute zu Boden und fing an zu weinen. Totenstille herrschte und alle Gäste blickten angespannt auf das Geschehen. Lisa hob den Kopf nach oben, schaute Josh mit traurigen und mit Wimperntusche verschmierten Augen an und sagte leise:
„Es tut mir so leid. Bitte verzeih mir.“
Dann rannte sie, ihr wunderschönes Kleid mit den Händen hochhaltend, durch den Raum nach Draußen auf die Terrasse und in den Park.
Josh zitterte am ganzen Leib.
„Raus!“ schrie er Angelina an: „Raus, du Hexe.“
Mit zitternder Stimme sagte sie:
„Ich habe mich einfach in sie verliebt, Josh. Es ist passiert. Genauso, wie du dich in sie verliebt hast. Sie ist wundervoll. Ich wollte sie dir nicht wegnehmen. Es ist einfach passiert…“
Sie rannte Lisa hinterher.
Josh schaute ihr fassungslos nach. Dann drehte er sich zu seinen Gästen um:
„Raus, ihr alle. Raus. Haut ab. Verschwindet. Die Hochzeit ist vorbei!“
In diesem Augenblick kam die kleine, dicke Nicole in den Saal, die mit viel Mühe selbstgebackene Hochzeitstorte stolz vor sich her tragend. Vor lauter Schreck kippte ihr die dreistöckige Torte um und landete auf ihrem großen Busen. Entsetzt schaute sie an sich herunter und dann zu Josh. Sie verstand gar nichts mehr.
Josh sank auf die Knie und fing laut zu schluchzen an. Ich hätte ihn am liebsten in den Arm genommen und ihn wie ein kleines Kind hin und her gewiegt, aber ich traute mich nicht in seine Nähe. Ich wusste nicht, ob er jetzt nicht einfach lieber nur alleine sein wollte.
Nicole trat auf ihn zu:
„Aber ihr wolltet doch eine dreistöckige Hochzeitstorte?! Ich hab mir so viel Mühe gegeben.“
Sie knallte die bereits in sich zusammen gefallene Torte auf den Boden und rannte ebenfalls weinend nach Draußen.
Ich hatte jetzt nicht den Nerv, ihr zu erklären, dass Josh nicht wegen dieser beschissenen Hochzeitstorte sauer war.
Wigald sagte leise zu mir:
„Hilf mir bitte, die Gäste nach Draußen zu bringen. Ich denke, Josh will jetzt einen Augenblick lang seine Ruhe haben.“
So ließen wir uns beide los und gingen zu den ersten Tischen und baten die Gäste zu
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