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Mr. Shivers

Mr. Shivers

Titel: Mr. Shivers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jackson Bennett
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Spaß. Er genoss es, wieder mit den Händen zu arbeiten, und er genoss es, helfen zu können. Er mochte es, Dinge zu entdecken, die nicht in Ordnung waren, und sie zu richten. Gegen Nachmittag schmerzten seine Muskeln, aber es war ein guter Schmerz. Sein Körper ließ ihn wissen, dass er etwas Lohnendes getan hatte.
    Er setzte sich, lehnte sich an ein Auto und betrachtete sein Werk. Er trank Wasser in der Mittagshitze und fühlte sich so zufrieden wie schon seit Wochen, sogar seit Monaten nicht mehr. Frankie setzte sich neben ihn, schaute ihn verstohlen an, um seine Haltung kopieren zu können. Connelly bot ihm seine Wasserflasche an, und der Junge nahm sie und trank mit todernstem Gesicht.
    »Wir fahren nach New Mexico.«
    »Du bist schon in New Mexico«, erwiderte Connelly.
    Der Junge dachte darüber nach. »Aber New Mexico ist doch da, wo es die Baumwolle gibt. Und Arbeit. Wo man Geld verdienen kann.«
    »Das kann man auch irgendwo dort draußen. Nur hier nicht.«
    Der Junge dachte erneut nach. »New Mexico ist da, wo wir ein neues Haus bauen können«, sagte er und schaute Connelly mit ernster Miene an. »New Mexico, dort gehe ich hin, habe ich Jeff gesagt.«
    »Jeff?«
    »Jeff ist mein Hund«, erklärte er stolz.
    »Du hast deinen Hund Jeff genannt?«
    »Aber natürlich. Jeff ist ein guter Name. Da gab es einen Mann namens Jeff im Nachbar-County, der konnte einen zehn Pfund schweren Stein weiter als alle anderen werfen.«
    »Tatsächlich?«
    »Ja. Und deshalb nannte ich meinen Hund Jeff, weil … ihn danach zu benennen schien eine gute Sache zu sein. Als wir aufbrachen, sagte ich ihm, wir würden nach New Mexico gehen. Pa sagt, ich hätte mich von ihm verabschieden sollen, aber ich kenne Jeff. Jeff wird schon wissen, was zu tun ist. Vermutlich ist er bloß ein paar Straßenbiegungen weit weg.« Mit großem Ernst dachte er über etwas nach. »Jeff ist mein Freund«, sagte er dann. »Ich habe ihm gesagt, dass wir ein Haus haben werden. Ein Haus genau wie das, das wir hatten. Ich werde ihn wiedersehen.«
    »Davon bin ich überzeugt.«
    Der Junge schaute in die Sonne und beschattete die Augen. »Ich hoffe, er ist glücklich.«
    »Das hoffe ich auch«, erwiderte Connelly.
    Der Junge sah ihn mit plötzlicher Verlegenheit an, dann sprang er auf die Füße und rannte weg. Connelly blickte ihm nach.
    »Er ist bald wieder da«, sagte Missy.
    »Was habe ich falsch gemacht?«, wollte Connelly wissen.
    »Sie? Gar nichts. Aber man kann einen Jungen nicht einfach entwurzeln und erwarten, dass das in Ordnung ist.«
    »Er ist ein guter Junge.«
    »Er erträgt es besser als die meisten«, sagte sie. »Ein paar der anderen … Nun, sie sind nicht so hoffnungsvoll wie Frankie. Sie können gut mit Kindern umgehen, wissen Sie das?«
    »So gut bin ich auch wieder nicht.«
    »Sicher sind Sie das«, sagte Missy. »Sie verstehen, was in einem solchen Jungen vorgeht. Zum Beispiel wissen Sie, dass man ihn nicht wie einen Jungen behandeln darf. Haben Sie eigene Kinder?«
    Connelly verzog keine Miene. Dann sagte er: »Nein.«
    »Nein? Wollten Sie sich denn nie irgendwo niederlassen?«
    Er schüttelte den Kopf.
    »Nun, ich vermute, das ist nicht für jeden etwas«, sagte sie und lächelte freundlich. »Es scheint für manche nur eine Zeitverschwendung zu sein, das ist alles.« Ihr Lächeln verblich. »Habe ich etwas Falsches gesagt?«
    »Nein«, antwortete Connelly und stand auf.
    »Ich … ich wollte Ihnen nicht zu nahe treten oder …«
    »Es ist schon in Ordnung«, sagte er. »Ich will nur Wasser aus dem Bach holen.«
    Er wandte sich ab und ging auf die Flussbiegung zu, wo ein silbriger Strom das Weideland durchschnitt. Der Wind wurde stärker und wirbelte Staubsäulen in die Luft. Er hörte Rufe und sah den Jungen mit einem Stock in der Hand über das Feld laufen, während er einen unbekannten Angreifer anbrüllte oder vielleicht auch unsichtbare Kameraden antrieb. Stach zu und parierte, fintierte und wich aus. Dann ertönte ein barscher Schlachtruf; seine Füße wirbelten Staubwolken auf, während er gegen die Luft kämpfte.
    Connelly begab sich zum Bach und füllte seine Flasche. Er tauchte die Hände ins Wasser und fühlte, wie Finger und Handgelenke Wirbel verursachten. Dann zog er sie zurück, ging ein Stück weiter, setzte sich auf einen Stein am Ufer und tat sein Bestes, um nicht zu weinen.

FÜNFZEHN
    Den nächsten Tag verbrachten sie mit weiteren Reparaturen und den Vorbereitungen zur Weiterreise. Sie verteilten die Ladung um

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