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Mr. Shivers

Mr. Shivers

Titel: Mr. Shivers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jackson Bennett
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zurück, und ich gehe mit dir. Ich komme mit, wohin du auch immer willst.
    Aber er tat es nicht. Er schwieg. Schaute nach unten zwischen seine Füße, und als er wieder aufblickte, war sie verschwunden.
    Connelly rieb sich die Arme, kämpfte gegen die kühle Nacht an. In der Dunkelheit schrie ein Tier. Irgendwo in den Hügeln ertönte eine Antwort.
    Er schaute wieder zu den Sternen hinauf und dachte über diesen Landstrich nach, über diesen Baum, unter dem er saß. Dieses leere Land hatte es immer schon gegeben, und es würde es immer geben. Für diesen Ort war er nicht mehr als ein Traum. Und er musste an die denken, die zuvor über diese Ebenen gewandert waren. Menschen, die hier vorbeigezogen waren, bevor es Namen gegeben hatte. Tiere, die aus dem Schutz der Dunkelheit traten. Vielleicht hatte es sich so abgespielt.
    Er berührte die grobe Erde. Irgendwann vor langer Zeit war an dieser Stelle etwas gestorben. Davon konnte man ausgehen. Ein Tier hatte sich an genau diese Stelle geschleppt oder war vielleicht gefallen und hatte die Glieder von sich gestreckt, während sein Lebensblut in der Erde versickerte. Und dann hatte es möglicherweise die unwissenden Augen zur Unendlichkeit über sich erhoben, hatte genau wie Connelly jetzt in die endlose, juwelengeschmückte Dunkelheit gestarrt und einen Laut ausgestoßen, einen wimmernden Schrei. Hatte eine Frage gestellt. Noch um ein paar Sekunden mehr gebettelt. Und dann war es verendet und hatte seine Frage vielleicht zurückgelassen.
    Mindestens ein Tod. Vielleicht waren hier auch hundert Wesen gestorben. Tausende. Millionen. Und vielleicht hatten sie alle ihre letzten Augenblicke damit verbracht, die Sterne vorbeiziehen zu sehen.
    Connelly schaute lange Zeit in den Himmel. Er fragte sich, ob die Sterne wussten, was in ihren Tiefen lebte. Ob sie überhaupt etwas wussten.

SECHZEHN
    Am Morgen bereiteten sie sich auf ihre Abreise vor. Pike nahm die Lebensmittel an, welche die Hopkins entbehren konnten, auch wenn er zuerst aus Höflichkeit ablehnte. Connelly warf einen letzten Blick auf die Autos und ihre Ladung, als Lottie zu ihm kam.
    »Wir müssen reden«, sagte sie.
    Sie entfernten sich von dem Kreis aus Fahrzeugen. Sie führte ihn zum Bach und sagte: »Ich komme nicht mit.«
    »Ich weiß«, erwiderte er.
    »Wieso?«
    »Ich dachte es mir.«
    »Sind … sind Sie mir böse?«
    Er schüttelte den Kopf.
    »Ich dachte mir, Sie wären das vielleicht.«
    »Nein. Das bin ich nicht.«
    Sie schloss die Augen. »Ich dachte mir, Sie wären das vielleicht. Ich sagte, ich wäre dabei, ich sagte, ich will diesen Mann tot sehen.«
    »Ich weiß«, sagte er wieder.
    »Ja, aber wissen Sie auch warum?«
    »Nein. Das muss ich nicht.«
    »Aber ich will, dass Sie es wissen. Lassen Sie mich es erklären.« Sie rieb sich die Schläfe. »Vor Kurzem auf dem Zug, haben Sie es gesehen?«
    »Was gesehen?«
    »Als ich … als ich auf diesen Mann schoss, konnten Sie da sehen, ob … haben Sie gesehen, was ich … was ich …«
    »Ich habe es gesehen.«
    »Habe ich … habe ich ihn getötet?«
    Connelly dachte nach. Er schaute zu Boden und sagte: »Nein.«
    Sie atmete tief aus. »Nein? Habe ich nicht?«
    »Nein. Sie haben danebengeschossen. Aber Sie haben ihm Angst gemacht. Er zog sich zurück, und als er nachladen wollte, da verlor er das Gleichgewicht und stürzte.«
    »Ich hätte schwören können, dass ich …«
    »Das haben Sie nicht«, sagte Connelly tonlos.
    Sie berührte ihre Wange, die Finger liebkosten die Stelle, auf der die Blutspritzer gelandet waren. Sie schüttelte sich. »Es tut mir leid. Ich will niemanden töten. Ich will mir das niemals aufbürden. Es wäre gut, wenn der Mann, den wir verfolgen, tot und begraben wäre, aber ich glaube, zwischen euch allen und ihm geht es um mehr, als ihn zu töten. Ist Ihnen das klar?«
    Connelly nickte.
    »Ich habe nachgedacht, Connelly …«, sagte sie. »Sie … Sie sollten auch nicht weitergehen. Ich glaube kaum, dass ich einen der anderen davon überzeugen könnte, aber, nun … ich glaube nicht länger, dass es das wert ist. Ich meine, Sie haben diese Familie hier kennengelernt. Sie würden uns mitkommen lassen. Sie sind nett, und es warten gute Dinge auf sie. Das weiß ich. Ich spüre es in meinen Knochen.«
    Connelly stand lange da. Dann schüttelte er den Kopf.
    »Um Gottes willen, Connelly, da sind Männer gestorben  …«
    »Es gab schon davor Tote«, erwiderte Connelly. »Lange davor.«
    »Aber …«
    »Wir sprechen für

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