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Mrs. Alis unpassende Leidenschaft

Mrs. Alis unpassende Leidenschaft

Titel: Mrs. Alis unpassende Leidenschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helen Simonson
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einfach nicht in Ruhe.« Alec war jetzt auf allen vieren und fuhr mit den Händen in die Grasbüschel. »Sie macht mich ganz verrückt mit diesem Umweltschwachsinn und jetzt auch noch mit dem Ball.«
    »Ah, der alljährliche Ball.« Der Major lächelte; er wusste, dass er gemein war. »Und welches Thema haben wir dieses Jahr?« Den Major ärgerte es sehr, dass aus den einstmals kultivierten Schwarz-Weiß-Bällen mit Steaks und einer guten Band von Mal zu Mal aufwendigere Themenabende geworden waren.
    »Sie haben sich noch nicht entschieden.« Alec gab auf. Er erhob sich und klopfte den Schmutz von seiner Golfhose.
    »Wird schwer werden, ›Die letzten Tage von Pompeji‹ zu überbieten«, sagte der Major.
    »Erinnere mich nicht daran«, bat Alec. »Ich habe heute noch Alpträume von diesem Gladiatorenkostüm, in das Alma mich damals gesteckt hat.« Alma hatte sich von einem Londoner Geschäft unbesehen Kostüme ausgeliehen, und der arme Alec musste den ganzen Abend hindurch in einem Metallhelm herumscheppern, der so eng saß, dass ihm der Hals schwoll. Für sich selbst hatte Alma ein Isis-Kostüm kommen lassen, das sich als grellbunte durchsichtige Hetärentoga entpuppte. Der violette Rollkragenpulli und die Radlershorts, die sie dem Kostüm rasch hinzugefügt hatte, vermochten den Gesamteindruck nur unwesentlich zu verbessern.
    In Kombination mit kostenlosen Getränken bis Mitternacht hatte das Thema des Abends damals zu einem geradezu grotesken Niveauverlust geführt. Das übliche sowohl erwartete als auch erwünschte Geschäker, die neckischen Komplimente und das gelegentliche Kneifen in einen Po hatten sich zu offenen Ausschweifungen aufgeschaukelt. Der alte Mr. Percy war so betrunken gewesen, dass er seinen Spazierstock von sich warf und schließlich, während er eine kreischende Frau über die Terrasse jagte, in eine Glastür stürzte. Hugh Whetstone und seine Frau hatten sich lautstark an der Bar gestritten und waren mit jeweils anderer Begleitung gegangen. Selbst Pater Christopher, in Ledersandalen und einem Hanfgewand, hatte ein bisschen zu viel getrunken, saß stumm auf einem Stuhl und versuchte, die Bedeutung eines langen senkrechten Risses in der Wand zu erkennen. Daisy hatte ihn zum Schluss fast zum Taxi schleppen müssen. Die Sonntagspredigt hatte damals in einem Aufruf zu einer asketischeren Lebensweise bestanden und war in heiserem Flüsterton gehalten worden. Die gesamte Veranstaltung war eines angesehenen Golfclubs gänzlich unwürdig gewesen. Der Major hatte mit dem Gedanken gespielt, einen Protestbrief zu verfassen, und sich in Gedanken bereits mehrere ernste, aber launige Versionen zurechtgelegt.
    »Könnten wir dieses Jahr doch nur wieder einen eleganten Ball abhalten«, sagte er. »Ich habe es satt, meinen Smoking zu tragen und ständig gefragt zu werden, als was ich mich verkleidet habe.«
    »Das soll heute Vormittag in einer Besprechung geklärt werden. Du kannst ja, wenn wir reingehen, kurz vorbeischauen und deinen Vorschlag unterbreiten.«
    »Ganz bestimmt nicht«, entgegnete der Major entsetzt. »Aber vielleicht könntest du in einer ruhigen Minute mit Alma darüber sprechen?« Alec schnaubte nur, zog einen Ball aus der Tasche und ließ ihn über die Schulter hinweg auf den Rand des Grüns fallen.
    »Ein Strafschlag macht für dich vier über Par, oder?«, fügte der Major hinzu und trug das Ergebnis in das kleine lederne Scorebook ein, das er in der Brusttasche seiner Golfjacke mit sich trug. Er lag jetzt komfortable fünf Schläge vorn.
    »Sagen wir, der Sieger spricht mit meiner Frau«, sagte Alec grinsend. Der Vorschlag machte dem Major zu schaffen. Er legte das Scorebook weg und nahm die Ansprechhaltung ein. Er schlug ein wenig hastig und toppte den Ball, der dann aber, nachdem er über eine blühende Pusteblume hinweggesprungen war, trotzdem im Loch landete.
    »Tja, guter Schlag«, sagte Alec.
     
    Am sechzehnten Loch, einer kargen Fläche vor einer mit stahlgrauem Wasser gefüllten Kiesgrube, fragte Alec, wie es ihm gehe.
    »Ach, weißt du, die Erde dreht sich weiter«, sagte der Major zu Alecs Rücken. Alec konzentrierte sich auf seinen Schlag. »Mal habe ich einen guten Tag, mal einen schlechten.« Alec schlug kraftvoll ab, und der Ball flog geradewegs fast bis zum Grün.
    »Freut mich, dass es dir wieder bessergeht«, sagte Alec. »Begräbnisse sind was Schlimmes.«
    »Danke.« Der Major trat vor, um seinen Ball auf das Tee zu legen. »Und was tut sich bei euch?«
    »Angelica,

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