Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Mrs. Alis unpassende Leidenschaft

Mrs. Alis unpassende Leidenschaft

Titel: Mrs. Alis unpassende Leidenschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helen Simonson
Vom Netzwerk:
dem Baby unserer Tochter, geht es jetzt viel besser. Das Bein konnte gerettet werden.« Es entstand eine kurze Pause, weil der Major sich nun seinerseits wieder in Ansprechposition begab und einen leicht verzogenen Drive vollführte, der den Ball nur bis zum Rand des Fairways brachte.
    »Krankenhäuser sind was Schlimmes«, sagte der Major.
    »Ja, danke.« Sie nahmen ihre Golftaschen und begannen, den grasbewachsenen Hang hinunterzugehen.
    Als sie vom achtzehnten Loch zum Clubhaus zurückkamen, sah der Major, dass die große Uhr über dem Terrassenportikus 11 : 45 anzeigte. Alec tat so, als vergliche er die Zeit mit der auf seiner Armbanduhr.
    »Ah, genau richtig für einen Drink und eine Kleinigkeit zu essen«, rief er. Er sagte das jede Woche, ganz egal, wann die beiden mit ihrer Runde fertig waren. Einmal waren sie schon um elf Uhr an der Bar gesessen. Diese Erfahrung hätte der Major nur sehr ungern wiederholt. Da es erst ab zwölf Uhr Mittagessen gab, hatten sie beide mehrere Drinks zu sich genommen, die ihm, zusammen mit dem Glas Wein zu den Hühnerklößchen in Rahmsauce, hinterher starke Magenbeschwerden bereiteten.
    Sie stellten ihre Golfwagen in dem praktischen, seitlich am Gebäude angebauten Schuppen unter und überquerten die Terrasse in Richtung Grill-Bar. Als sie das Solarium passierten – das die Damenbar gewesen war, bevor der Club Frauen den Aufenthalt im Restaurant erlaubte –, klopfte jemand an die Glasscheibe, und eine schrille Stimme ertönte.
    »Huu-huu, Alec, komm doch bitte mal rein!« Das war Alma, die sich jetzt heftig winkend aus einem Kreis von Damen löste, die um einen langen Tisch herum saßen. Auch Daisy Green kommandierte die beiden Männer mit einer Geste zu sich. Die anderen Frauen drehten ihre hutgeschmückten Köpfe und fixierten Alec und den Major mit kaltem Blick.
    »Sollen wir abhauen?«, flüsterte Alec und winkte seiner Frau weiterhin zu, obwohl er sich gleichzeitig in Richtung Bar zu verdrücken suchte.
    »Ich halte es für aussichtslos«, wandte der Major ein und ging auf die Glastür zu. »Aber keine Sorge, ich steh dir bei.«
    »Wir könnten doch so tun, als müssten wir dringend auf die Toilette …«
    »Du meine Güte, Mann – es ist doch nur deine eigene Frau«, sagte der Major. »Los jetzt, reiß dich am Riemen!«
    »Wenn ich mich noch mehr am Riemen reiße, schnüre ich mir die Luft ab«, erwiderte Alec. »Aber bitte, wenn du meinst – treten wir dem Feind entgegen!«
     
    »Wir brauchen die Meinung eines Gentleman«, sagte Daisy Green. »Sind Ihnen alle diese Damen bekannt?«
    Sie machte eine Handbewegung, die sämtliche Versammelten umfasste. Ein, zwei unbekannte Gesichter waren darunter, aber diese Frauen schienen sich zu sehr vor Daisy zu fürchten, als dass sie es wagten, sich vorzustellen.
    »Dauert das lange?«, wollte Alec wissen.
    »Wir müssen uns heute auf das Thema festlegen«, erklärte Daisy, »und wir haben ein, zwei unterschiedliche Ideen. Ich glaube zwar, dass mein Vorschlag eine, sagen wir, große Anhängerschaft hat, aber ich finde, wir sollten alle Optionen prüfen.«
    »Und Sie sollen sagen, was Ihnen am besten gefällt«, fügte Grace hinzu.
    »In rein beratender Funktion natürlich«, sagte Daisy und warf der errötenden Grace einen bösen Blick zu. »Zur Intensivierung unserer eigenen Überlegungen.«
    »Wir haben, um ehrlich zu sein, gerade eben draußen auf dem Platz über den Ball gesprochen«, erklärte der Major. »Und wir waren uns darin einig, dass es schön wäre, ihn so zu veranstalten wie früher. Abendgarderobe, Champagner und so fort.«
    »Eine Art Noël-Coward-Themenabend?«, fragte eine der unbekannten Damen, eine ziemlich junge Frau mit roten Haaren und dickem Make-up, das ihre Sommersprossen aber nicht abzudecken vermochte. Der Major überlegte, ob es möglicherweise eine unausgesprochene Anordnung von Daisy gab, wonach jüngere Frauen hässliche Anglerhüte aufsetzen und sich älter machen mussten, um ihren Komitees beitreten zu dürfen.
    »Noël Coward steht als Thema nicht zur Debatte«, sagte Daisy.
    »Abendgarderobe ist kein Thema, sondern die von Menschen mit Lebensart bevorzugte Kleidung«, erklärte der Major.
    Ein Abgrund von Schweigen tat sich auf. Der jungen Frau mit dem hässlichen Hut blieb der Mund so weit offen stehen, dass der Major eine Füllung in einem hinteren Backenzahn erkennen konnte. Grace hustete in ein Taschentuch. Einen Augenblick lang hielt der Major es für möglich, dass sie lachte. Daisy

Weitere Kostenlose Bücher