Mrs Murphy 01: Schade, dass du nicht tot bist
Knochen spendiert.«
»Wir haben vermutlich ein Teil von dem Puzzle zusammengesetzt«, verkündete Mrs Murphy.
»Sie haben unter einer Decke gesteckt, Kelly und Maude, mit irgendwas -«, rief Tucker.
»Nachts, wenn’s keiner sehen konnte«, unterbrach Mrs Murphy.
»Ist ja gut, Mädels, beruhigt euch.« Harry lächelte.
Mrs Murphy sprang entmutigt in den Postbehälter. »Ich geb’s auf! Sie ist so begriffsstutzig.«
Tucker erwiderte: »Versuch mal, es ihr auf andere Weise beizubringen.«
Mrs Murphy steckte den Kopf aus dem Behälter. »Gehen wir nach draußen.« Sie sprang heraus.
Tucker und die Katze flitzten zur Hintertür. Tucker bellte und winselte ein bisschen.
»Sag bloß nicht, dass du mal musst. Du bist gerade erst reingekommen«, schalt Harry.
Tucker bellte noch ein wenig. »Was machen wir, wenn wir draußen sind?«
»Weiß ich noch nicht.«
Harry öffnete ungehalten die Tür, und Tucker rannte sie beinahe über den Haufen.
»Corgis sind viel schneller, als man denkt«, bemerkte Susan.
Susan und Harry waren das gestrige Gespräch mit Fair noch einmal durchgegangen, und nun waren sie beide deprimiert. Harry kippte den letzten Postsack aus, der drei viertel voll war. Susan stürzte sich auf die Postkarten. Sie hielt den Atem an. Eine Reihe italienischer Postkarten erschreckte sie, aber auf der Vorderseite waren keine Friedhöfe abgebildet, und beim Umdrehen wurde jeweils eine Ziffer in der rechten Ecke sowie die Unterschrift ihrer reisenden Freundin Lindsay Astrove sichtbar. Susan und Harry atmeten gleichzeitig aus.
»Ich lese dir Lindsays Karten vor, während du die Post in die Fächer verteilst.« Susan setzte sich auf einen Hocker, schlug die Beine übereinander, ordnete die Postkarten und begann:
»Ein Auslandsaufenthalt ist so toll nun auch wieder nicht. Ich bin mit dem Zug über die Alpen gefahren, und als er in Venedig ankam, blieb mir fast das Herz stehen. Es war wunderschön. Von da an ging’s nur noch bergab.
Die Venezianer sind so ungehobelt, wie man es sich kaum vorstellen kann. Ihr Leben besteht darin, die Touristen nach Strich und Faden auszunehmen. Sie lächeln nie, auch nicht untereinander. Ich war jedoch entschlossen, diese irdische Plage gewissermaßen zu überwinden und die Schönheit der Stadt in mich aufzunehmen. Voller Blasen und erschöpft bin ich von einem Ort zum anderen gelatscht und habe Gott den Herrn auf einem Gemälde nach dem anderen gesehen. Ich sah Jesus am Kreuz, vom Kreuz abgenommen, im Mantel, im Lendentuch, mit Nägeln, ohne Nägel, blutend, nicht blutend, Haare hoch, Haare runter. Was man sich nur vorstellen kann, ich hab’s gesehen. Neben den Gemälden gab’s noch diverse andere künstlerische Darstellungen des Herrn mitsamt seinen engsten Freunden und Verwandten.
Natürlich gab es viele, viele, viele Abbildungen der jungfräulichen Mutter Maria (ein kleiner Widerspruch in sich). Jedoch ist es mir in ganz Venedig nicht gelungen, einen einzigen Schnappschuss von Josef und dem Esel aufzutreiben. Ich konnte daraus nur schließen, dass sie sich seiner Dummheit schämen, Marias Geschichte über sich und Gott und dieser Empfängnismasche geglaubt zu haben, und dass sie ihn bloß Weihnachten hervorholen.
Ich bin zu dem einzig logischen Schluss gekommen, dass diese Kunstwerke, da sie alle gleich aussehen, möglicherweise von ein und demselben Mann stammen. Ich finde es plausibel, dass einer sie alle geschaffen und viele Namen benutzt hat. Oder vielleicht haben alle kleinen italienischen Jungen, die zwischen 1300 und 1799 geboren wurden und deren Nachname auf ›i‹ oder ›o‹ endete, ein Malbuch gekriegt, wo man Ziffern auf gestrichelten Linien verbinden muss. Bestimmt gibt es für dies alles eine logische Erklärung.
Noch ein Gedanke zum Abschluss, dann mache ich mich auf nach Rom. Ich bin froh, dass Jesus in Italien offenbar so viel besser angekommen ist als in Spanien. Die ganze Kunst wäre sonst in Neonfarben auf Samt statt in Öl auf Leinwand gemalt worden.
Auf nach Rom – die Eklige Stadt. Rom vereinigt die schlimmsten Eigenschaften von New York und Los Angeles. Das Einzige, was die Römer gut können, ist hupen. Die lauteste Stadt der Welt. Die Römer machen den Venezianern im Ungehobeltsein Konkurrenz. Das Essen ist in beiden Städten nicht annähernd so gut wie beim schlechtesten Italiener von San Francisco.
Wie Du Dir vermutlich denken kannst, musste ich ins Vatikanische Museum hinein. Ich musste auch aus dem Vatikanischen Museum
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