Mrs Murphy 01: Schade, dass du nicht tot bist
ihren Beinen rieb. Die Lebenskraft strömte langsam in ihre Gliedmaßen zurück, die sich, als Bob ins Postamt gekommen war, vor lauter Angst so schwer angefühlt hatten. Sie hoffte, der Rest des Tages würde besser verlaufen. Doch leider wurde Harrys Tag eher schlimmer.
Mrs Hogendobber fuhr in ihrem Falcon vor. Sie spannte einen Regenschirm auf. Mrs H. sah keinen Grund, sich ein praktischeres Auto zuzulegen, und ihrer Meinung nach wurden für einen Autokauf auf Raten ohnehin Wucherzinsen erhoben. Dennoch fuhr sie einmal im Monat zu Art Bushey, dem Fordhändler, um ihm die Möglichkeit zu geben, ihr einen neuen Wagen zu verkaufen. Art wusste genau, dass sie nicht die geringsten Kaufabsichten hegte. Sie schmachtete ihn an, und galant, wie er war, führte er sie jedes Mal, wenn sie auf seinen Parkplatz einbog, zum Mittagessen aus.
»Harry! Ich habe einen Fehler gemacht, einen winzig kleinen Fehler, aber ich dachte, Sie sollten es wissen. Ich hätte es Ihnen schon früher sagen sollen, aber ich habe nicht daran gedacht. Ich hab’s einfach vergessen. Als Sie von der Party, oder wie Sie das bei Josiah nennen wollen, weggegangen sind, bin ich noch dageblieben. Mim und ich sprachen über den Zustand der Moral heutzutage. Dann erwähnte Mim, dass Sie Little Marilyn ermutigt hätten, sich mit Stafford in New York in Verbindung zu setzen. Ich sprach von Vergebung, und sie sagte mir hochmütig, sie brauche keine Predigt, dafür würde sie in die St. Paulskirche gehen, und ich sagte, Vergebung erstrecke sich auch auf die übrigen sechs Wochentage.«
»Es tut mir leid, dass sie so unhöflich zu Ihnen war.« Harry lehnte sich an den Schalter.
»Nein, nein, darum geht es nicht. Sehen Sie, dann sprach Josiah davon, dass die Regierung, die Bundesregierung, denjenigen, die sich um Steuern zu drücken versuchten, nie richtig verziehen habe, und Ned, der kam, als Sie schon gegangen waren – er wirkte sehr abgespannt, muss ich sagen –, also, Ned lachte und sagte, das Finanzamt verzeihe niemandem. Die Macht, Steuern zu erheben, sei die Macht zu zerstören, und ich sagte, es sei vielleicht gut, dass Maude tot ist, weil sie sie früher oder später erwischt hätten.«
»Oh nein!«, rief Harry aus.
»Das Gespräch ging dann zu anderen Themen über, und es ist mir erst jetzt wieder eingefallen.«
»Wieso jetzt?«
»Das weiß ich nicht genau. Der Regen hat mich an das viele Wasser in Mims Boot erinnert. Was, wenn – wenn der Mörder es gar nicht auf Mim abgesehen hatte? Mim kann schließlich schwimmen.«
»Ich verstehe.« Harry rieb sich die Schläfen. Das war schlimmer als Kopfschmerzen. Die Geschichte, wie Mim mit ihrem Ponton baden gegangen war, war in der ganzen Stadt bekannt, weil die Arbeiter, von denen Jim das Boot auf seinen Laster laden ließ, den Schaden gesehen hatten. Mittlerweile zog jedermann aus allem voreilige Schlüsse, und überall in der Stadt wurde getratscht, dass Mim das ausersehene Opfer gewesen war.
Mrs Hogendobber atmete tief durch. »Was mach ich jetzt?«
»Wenn irgendwer auf Ihren Schnitzer zu sprechen kommt – Sie wissen schon, wenn jemand eine Suggestivfrage über Maude oder das Finanzamt stellt –, rufen Sie mich sofort an. Oder besser, rufen Sie Rick Shaw an.«
»Ach du liebe Güte.«
»Mrs H., Sie müssen mir vertrauen. Der Mörder gibt ein Signal, bevor er zuschlägt – ich kann Ihnen nicht sagen, was für eines. Er gibt ein Warnzeichen, und deswegen frage ich mich, ob der aufgeschlitzte Ponton wirklich Ihnen galt.«
»Glauben Sie, er will mich umbringen? Wollen Sie das damit sagen?«
Ihre Stimme war ganz ruhig.
»Das will ich nicht hoffen.«
»Wenn ich es Rick Shaw erzähle, wird er wissen, was wir getan haben.«
»Ich finde, wir sollten es ihm lieber sagen. Was wird er tun? Uns verhaften? Hören Sie, Sie müssen sich genau erinnern, wer dort war, nachdem ich gegangen bin.«
»Ich, Mim, Little Marilyn, Jim, der alte Dr. Johnson und Ned. Dabei fällt mir ein, was ist mit Ned und Susan los? Oh, Susan war natürlich auch da.«
»Besinnen Sie sich nur auf die Namen, dann erzähle ich Ihnen von Ned.«
Das gab ihr Auftrieb. »Hmm, Fair und Josiah – na ja, das ist ja klar.«
»Gar nichts ist klar. Sind Sie sicher, dass sonst niemand da war? Wie steht’s mit Market? Oder mit den Kindern?«
»Nein. Market war nicht da und Courtney auch nicht.«
»Das sieht nicht gut aus.«
Mrs Hogendobber stützte sich mit dem Rücken gegen die Wand. Sie wischte sich die Stirn. »Ich bin es nicht
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