Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Mrs Murphy 02: Ruhe in Fetzen

Mrs Murphy 02: Ruhe in Fetzen

Titel: Mrs Murphy 02: Ruhe in Fetzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rita Mae Brown
Vom Netzwerk:
Pfoten waren weiß, seine Augen leuchtend grün und sein Fell glänzend rot. Eines Nachts veranstalteten die Menschen einen großen Ball, und Dragoner kam auch hin. Dort sah er eine junge weiße Angorakatze, die ein blaues Seidenband am Hals trug. Er ging zu ihr, und auch andere Kater umringten sie, so überwältigend war ihre Schönheit. Und er sprach zu ihr und machte ihr den Hof. Sie sagte, ihr Name sei Silverskins. Er bot Silverskins an, sie nach Hause zu begleiten. Sie spazierten durch die Straßen der Stadt und aufs Land hinaus. Die Grillen zirpten, und die Sterne funkelten. Als sie sich einem kleinen Steinhäuschen und einem Hügel mit einem Friedhof darauf näherten, blieb die hübsche Katze stehen.
    ›Ich verlasse dich hier, Dragoner, denn meine alte Mutter wohnt da drinnen, und ich will sie nicht aufwecken.‹ Sprach’s und sprang davon.
    Dragoner rief ihr nach: ›Ich komme dich morgen abholen.‹
    Den ganzen nächsten Tag konnte Dragoner sich nicht auf seine Pflichten konzentrieren. Er dachte nur an Silverskins. Als die Nacht anbrach, marschierte er durch die Stadt, ohne auf die Zurufe seiner bummelnden Freunde zu achten. Er ging hinaus auf den schmalen Feldweg und kam bald zu dem Häuschen. Er klopfte an, und eine alte Katze öffnete.
    ›Ich komme Silverskins abholen‹, sagte er zu der alten weißen Katze.
    ›Treib keine Späße mit mir, junger Spund‹, fauchte die alte Katzendame.
    ›Ich spaße nicht‹, sagte er. ›Ich habe sie gestern Abend nach dem Ball nach Hause begleitet.‹
    ›Du findest meine Tochter auf dem Hügel.‹ Die alte Katze zeigte auf den Friedhof und schloss die Tür.
    Dragoner stürmte den Hügel hinauf, aber von Silverskins war nichts zu sehen. Er rief ihren Namen. Keine Antwort. Er sprang von einem Grabstein zum anderen. Keine Spur von ihr. Er kam ans Ende einer Reihe mit Menschengedenktafeln und sprang auf einen kleinen eckigen Grabstein. Darauf stand: ›Hier ruht mein hübscher Liebling Silverskins. Geboren 1699. Gestorben 1704.‹ Und auf dem Grab lag ihre blaue Seidenschleife.«
    Die Kätzchen schrien, als die Geschichte zu Ende war.
    Harry sah zu den verängstigten Babys hinüber. Mrs Murphy lag vor ihnen auf der Seite, die Augen halb geschlossen.
    »Mrs Murphy, triezt du die Kätzchen?«
    »Hihi«, feixte Mrs Murphy nur.

 
58
     
    Keine Kobolde polterten in der Nacht, auch keine menschlichen Schreckgespenster. Harry, Cynthia und Blair erwachten an einem kristallklaren Morgen. Harry konnte sich an keinen Wintertag erinnern, der so gefunkelt hätte wie dieser.
    Womöglich hatte Harry überreagiert. Vielleicht stammten die Spuren von jemand, der verbotenerweise nach Tieren Ausschau hielt, die er in eine Falle locken konnte. Vielleicht war der Laster oder Pkw, den Cynthia in Blairs Zufahrt einbiegen hörte, einfach jemand gewesen, der sich im Schnee verfahren hatte.
    Als Harry mit der Arbeit begann, kam sie sich wegen ihrer Ängste ein bisschen dämlich vor. Vor den Fenstern sah sie Straßenarbeiter die großen Schneepflüge lavieren. Ein Kleinwagen am Straßenrand war vollkommen mit Schnee bedeckt.
    Mrs Hogendobber wuselte herum, und die zwei tratschten bei der Arbeit. Boom Boom war die Erste, die ins Postamt kam. Sie hatte sich kurz vor dem Sturm beim Autohändler einen Wagoneer mit Allradantrieb ausgeliehen. Gekauft hatte sie ihn noch nicht. »Wie günstig, so einen langfristigen Kredit zu haben«, bemerkte Mrs Hogendobber.
    »Orlando kommt heute an. Mit der Maschine um halb elf. Blair hat gesagt, er holt ihn ab, und heute Abend essen wir zusammen. Wartet nur, bis ihr ihn seht. Er ist wirklich was Besonderes.«
    »Fair auch«, verteidigte Harry ihren Ex-Ehemann. Wenn sie vorher nachgedacht hätte, hätte sie vermutlich den Mund gehalten, aber das war es ja eben: Sie dachte nicht nach. Was immer ihr in den Sinn schoss, sie sprach es im selben Moment aus.
    Boom Booms lange Wimpern flatterten. »Aber sicher. Er ist ein lieber, süßer Kerl, und er ist mir nach Kellys Tod ein großer Trost gewesen. Ich hab ihn sehr gern, aber, nun ja, er ist provinziell. Er kennt nichts als seinen Beruf. Gib’s zu, Harry, dich hat er auch gelangweilt.«
    Harry warf die Post, die sie in der Hand hielt, auf die Erde. Mrs Hogendobber trat klugerweise an Harrys Seite … für alle Fälle.
    »Wir alle langweilen uns gelegentlich gegenseitig. Niemand ist immer und überall aufregend.« Harrys Gesicht lief rot an.
    Mrs Murphy und Tucker spitzten die Ohren.
    »Ach, hör auf. Er war nicht der

Weitere Kostenlose Bücher