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Mrs Murphy 03: Mord in Monticello

Mrs Murphy 03: Mord in Monticello

Titel: Mrs Murphy 03: Mord in Monticello Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rita Mae Brown
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Mangel an guten Manieren oder Gespür. Menschen, die nicht das Glück hatten, in Virginia geboren zu sein, oder nicht so klug waren, nach Old Dominion zu ziehen, mussten ja nicht unbedingt auf diese schmerzliche Wahrheit hingewiesen werden. Es verdross die Außenstehenden nur.
    Als Warren sein Loblied beendet hatte, kam Harry wieder auf den Bodenbelag zu sprechen. »Darf ich fragen, was das Zeug kostet?«
    »Achtzig Dollar der Quadratmeter und neun fünfzig die Antirutschbeschichtung.«
    Harry überschlug grob die Quadratmeterzahl, die sie vor sich sah, und kam auf den schwindelerregenden Betrag von 45 000 Dollar. Sie schluckte. »Oh«, quiekte sie.
    »Das hab ich auch gesagt, aber ich kann dir sagen, Harry, ich brauche mich nie mehr wegen dicker Knie oder irgendwelcher Verletzungen zu sorgen. Früher habe ich Zedernspäne genommen. Also, das war vielleicht eine Schinderei, dauernd die Späne mit dem Kipper anschleppen, dazu die Arbeitsstunden für den Transport, das Zeug im Gang immer wieder auffüllen, rechen und dreimal täglich sauber machen. Meine Jungs und ich haben bis zur Erschöpfung geschuftet. Und der Staub, wenn wir die Pferde drinnen trainieren mussten – das war weder gesund für die Pferde in den Boxen noch für die, die trainiert wurden, also mussten wir sprengen, was auch eine Menge Zeit gekostet hat. Aber für die Boxen nehme ich immer noch Zedernspäne. Ich zerkleinere sie etwas und mische sie mit normalen Spänen. Ich lege Wert auf einen guten Stallgeruch.«
    »Der schönste Stall in ganz Virginia«, sagte Harry bewundernd.
    »Mäusealarm!« Mrs Murphy kam kreischend zum Stehen, schlich mit schwenkendem Hinterteil in die Futterkammer und stürzte sich auf ein Loch in der Ecke, in das sich das vorwitzige Nagetier geflüchtet hatte. Tucker steckte die Nase in die Futterkammer. »Wo?«
    »Hier«, rief Mrs Murphy aus der Ecke.
    Tucker duckte sich, steckte den Kopf zwischen die Pfoten. Sie flüsterte: »Soll ich mucksmäuschenstill sein wie du?«
    »Nee, der kleine Scheißer weiß, dass wir hier sind. Er wird warten, bis wir weg sind. Weißt du, dass eine Maus in einer Woche ein Kilo Körner vertilgen kann? Da sollte man doch vermuten, dass Warren Stallkatzen hat.«
    »Hat er vermutlich auch. Sie haben dich gewittert und sind getürmt.« Tucker lachte, während die Tigerkatze murrte. »Komm, gehen wir Mom suchen.«
    »Noch nicht.« Mrs Murphy steckte ihre Pfote in das Mauseloch und tastete umher. Sie angelte ein Bällchen aus fusseligem Stoff heraus, der zweifellos aus einem Hemd genagt worden war, das im Stall hing. »Da, ich fühle noch etwas.«
    Mrs Murphy zog mit einer Kralle ihrer linken Vorderpfote ein Stück Papier aus dem Loch. »Verdammt, wenn ich die Maus doch bloß erwischen könnte.«
    Tucker sah sich den Schnipsel aus hochwertigem Pergament an. »Sie wühlt auch im Abfall.«

    »Tust du auch.«
    »Aber nicht oft.« Der Hund setzte sich. »Guck mal, da steht was geschrieben.«
    Mrs Murphy, die einen dritten Versuch mit dem Mauseloch unternommen hatte, zog die Pfote zurück. »Tatsächlich. ›Liebster Schatz‹. Uff. Liebesbriefe machen mich krank.« Die Katze sah noch einmal auf das Papier. »Es ist zu zerbissen. Sieht nach einer Männerhandschrift aus, findest du nicht?«
    Tucker sah sich den Schnipsel genau an. »Besonders schön ist sie jedenfalls nicht. Schätze, hier im Stall treffen sich Liebespaare. Komm jetzt.«
    »Okay.« Sie gingen zu Harry, die gerade eine Stute begutachtete, die Warren und sein Vater auf der Januarauktion in Keeneland gekauft hatten. Da dies eine Versteigerung von Vollblütern aller Altersklassen war, im Gegensatz zu den Spezialauktionen für ein- oder zweijährige Tiere, konnte man zuweilen einen günstigen Kauf tätigen. Bei den Jährlingsauktionen passierte es, dass die Taschen der Leute beim Hammerschlag plötzlich leichter waren als Luft.
    »Ich versuche, ihnen Ausdauer anzuzüchten. Sie hat das im Blut.« Er überlegte einen Moment, dann fuhr er fort: »Hast du dich je gefragt, Harry, wie das sein muss, wenn man seine Herkunft nicht kennt? Einer, der durch Ellis Island geschlurft ist zum Beispiel – ein Vorfahre, meine ich. Würde er das Gefühl haben hierherzugehören, oder gäbe es da eine diffuse romantische Bindung an die alte Heimat? Ich meine, es ist doch sicher verwirrend, ein neuer Amerikaner zu sein.«
    »Bist du schon mal bei der Einbürgerungsfeier in Monticello gewesen? Sie findet an jedem 4. Juli statt.«
    »Nein, bis jetzt nicht, aber

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