Mrs Murphy 03: Mord in Monticello
beliebt.«
»Nicht bei allen«, sagte Paddy.
»Hurra!« Tucker sprang hoch, als sie den Transporter in der Einfahrt hörte. »Mom ist da.«
»Paddy, komm mit rein. Harry mag dich.«
»Ja, mach, dass du hier rauskommst, du Nichtsnutz«, rief Simon vom Heuboden herunter.
Die Eule steckte den Kopf unter ihrem Flügel hervor, dann zog sie ihn wieder zurück. Sie beteiligte sich selten an den Gesprächen der anderen Tiere, da sie die Nachtschicht schob.
Der Hund sprang voraus.
Der befrackte Kater und die getigerte Katze schlenderten gemächlich zur Haustür. Es schickte sich nicht, sich allzu aufgeregt zu zeigen.
»Wünschst du dir manchmal, wir wären noch zusammen?«, fragte Paddy. »Ich schon.«
»Paddy, die Beziehung mit dir war wie Dünger für meine Charakterfehler.« Ihr Schwanz schnellte in die Senkrechte, als Harry ihren Namen rief.
»Heißt das, dass du mich nicht leiden kannst?«
»Nein, es heißt, dass ich mich in der damaligen Situation nicht leiden konnte. Komm jetzt, Abendessen.«
20
Die zwei oberen Stockwerke von Monticello, die der Öffentlichkeit nicht zugänglich waren, dienten dem langbeinigen Kimball Haynes als Refugium und Arbeitszimmer. Die wertvollen Jefferson-Dokumente befanden sich größtenteils in der Raritätenabteilung der Alderman-Bibliothek in der Universität von Virginia, in der Kongressbibliothek sowie der Virginia-Staatsbibliothek in Richmond. Monticello selbst verfügte nur über eine bescheidene Bibliothek.
Zu Kimballs Vergnügungen gehörte es, in dem rechteckigen Raum über dem Gewächshaus zu sitzen, das die achteckige Bibliothek mit Jeffersons privatem Studierzimmer verband. Hier hatte Kimball sich einen bequemen Ohrensessel hingestellt und eine Privatbibliothek eingerichtet, die unter anderem Kopien von Berichten enthielt, die Jefferson oder seine weißen Angestellten eigenhändig verfasst hatten. Er vertiefte sich in Kontobücher, Gästebücher und Wetterberichte des Jahres 1803. Da jenes Jahr mit Jeffersons erster Amtsperiode als Präsident zusammenfiel, hatte es der große Mann bei den Aufzeichnungen an Sorgfalt fehlen lassen. Erbsen, Tomaten und Mais waren angebaut worden wie immer. An einer Kutsche war eine Achse gebrochen. Die Reparatur war teuer. Das Vieh erforderte ständige Pflege. Ein Gast, der im November in einem Zimmer im zweiten Stock untergebracht gewesen war, hatte sich beklagt, dass er schrecklich fror. Die Beschwerde war berechtigt, denn dort oben gab es keine Kamine.
Zu fortgeschrittener Stunde hörte Kimball das erste Zirpen des Frühlings. Er liebte diese Laute mehr als Mozartklänge. Er blätterte in den Kopien, die von der Erde an seinen Händen schon ganz schwarz waren. Eingefressener Schmutz gehörte zum Berufsrisiko eines Archäologen. Er arbeitete seit Jahren mit diesen Papieren, und in die Sammlung seltener Bücher der Universität von Virginia begab er sich nur, wenn er seine Hände geschrubbt hatte, bis sie sich roh anfühlten.
Nachdem er sich eingehend mit den Zahlen befasst hatte, ließ Kimball die Blätter auf den Boden fallen und lehnte sich in dem alten Sessel zurück. Er schwenkte ein Bein über eine Armlehne. Fakten, Fakten, Fakten und nicht ein einziger Hinweis. Wer immer in Hütte Nummer vier vergraben worden war, ein Händler war es nicht. Ein Kesselflicker, Stellmacher, Frischfischlieferant oder auch ein Juwelier hätte nicht so kostbare Kleider getragen.
Es war der Leichnam eines vornehmen Herrn. Der derselben Gesellschaftsklasse angehörte wie der Präsident. 1803.
Nun wusste Kimball zwar, dass das nicht das Todesjahr des Mannes sein musste, aber ungefähr stimmte die Zeit. Was sich in jenem Jahr politisch ereignet hatte, mochte mit dem Mord in Zusammenhang stehen, aber Kimballs Menschenkenntnis sagte ihm, dass die Menschen in Amerika sich selten aus politischen Gründen umbrachten. Morde hatten persönlichere Motive.
Er wusste von einem Skandal im Jahr 1802, der Jefferson ins Mark getroffen hatte. John Walker, mit dem er von Kind an befreundet war, hatte Jefferson beschuldigt, seiner Frau Avancen gemacht zu haben. John Walker zufolge hatte die Affäre 1768 begonnen, als Jefferson noch nicht verheiratet war. Walker behauptete aber, sie habe bis 1779 angedauert, bis sieben Jahre nach Jeffersons Hochzeit mit Martha Wayles Skelton am 1. Januar 1772. Das Kuriose an diesem Skandal war, dass Mrs Walker erst nach 1784, als Jefferson in Frankreich war, beschloss, ihren Mann mit der Enthüllung ihrer Untreue zu
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