Mrs Murphy 03: Mord in Monticello
sind noch keine vierzig.«
Sie zuckte die Achseln und grinste. Sie war keineswegs erpicht darauf, ihn zu korrigieren.
Kimball mit seinen dreißig Jahren dachte noch nicht an die Vierziger. »Wir mit unserem Jugendkult! Die Menschen, die diese Tagebücher, Briefe und Aufzeichnungen geschrieben haben, legten Wert auf Erfahrung.«
»Die Menschen, die das hier geschrieben haben, wurden nicht täglich mit Fotos und Fernsehsendungen bombardiert, in denen schöne junge Frauen präsentiert werden. Und auch Männer. Die eigene Ehefrau, hoffentlich jeweils die beste, die man finden konnte, musste nicht unbedingt schön sein. Es schadete zwar nicht, Kimball, keineswegs, aber ich glaube, unseren Vorfahren lag viel mehr an einer robusten Gesundheit und einem starken Charakter. Die Vorstellung von einer Frau als Schmuckstück – die wurde uns erst durch Königin Victoria aufgezwungen.«
»Da haben Sie recht. Frauen und Männer haben als Gespann gearbeitet, und zwar in jeder gesellschaftlichen Schicht. Sie brauchten sich gegenseitig. Ich stoße bei meinen Nachforschungen immer wieder darauf, Lulu, es war einfach eine Notwendigkeit. Ein Mann ohne Frau war zu bedauern, und eine Frau ohne Mann steckte in einer Sackgasse. Alle haben mit angepackt. Sehen Sie sich nur mal die Haushaltsbücher an, die Charlotte Graff, Samsons Urgroßmutter, geführt hat. Nägel, die damals unerhört teuer waren, wurden aufgezählt, Stück für Stück. Hier, schauen Sie sich das Haushaltsbuch von 1693 an.«
»Samson sollte diese Sachen wirklich der Alderman-Sammlung seltener Bücher stiften. Er will sich nicht von ihnen trennen, und irgendwie kann ich es ja verstehen, aber diese Informationen sollten der Öffentlichkeit zugänglich sein, und wenn schon nicht der Öffentlichkeit, dann wenigstens der Wissenschaft. Wesley Randolph war genauso. Ich traf Warren gestern zufällig, als er aus Larry Johnsons Praxis kam, und ich habe ihn gefragt, ob er die Sachen schon mal gelesen hat. Er sagte Nein, weil sein Vater vieles davon in dem riesigen Tresor im Keller des Hauses aufbewahrte. Wesley wollte, dass die Papiere im Falle eines Feuers in Sicherheit waren.«
»Leuchtet ein.«
Lulu las weiter. »Immer, wenn ich Briefe an und von Jefferson-Frauen lese, werde ich ganz konfus. So viele Marthas, Janes und Marys, und diese Namen gibt es in jeder Generation.«
»Sie wussten eben nicht, dass sie mal berühmt sein würden. Sonst hätten sie die Vornamen vielleicht variiert, um es uns später leichter zu machen.«
Lulu lachte. »Glauben Sie, dass irgendwer in hundert Jahren was über uns lesen wird?«
»Für mich wird sich schon zwanzig Minuten nach meinem Tod keiner mehr interessieren – jedenfalls kein Archiv.«
»Wer weiß?« Sie griff entschlossen nach Charlotte Graffs Haushaltsbuch und las. »Ihre Buchführung ist verständlich. Neulich habe ich Samsons Geschäftsbuch in die Hand genommen, weil es auf dem Schreibtisch lag – Samson hatte vergessen, es wegzuräumen. Ich bin nicht daraus schlau geworden. Ich denke, die Erbanlagen sind degeneriert, zumindest auf dem Gebiet der Buchführung.« Sie stand auf und zog ein dickes schwarzes Buch mit rotem Rücken vom unteren Bord eines Bücherschranks. »Sagen Sie, wer von beiden hat es besser gemacht?«
Arglos schlug Kimball das Buch auf. Das strahlend weiße Papier mit den senkrechten blauen Linien bildete einen scharfen Gegensatz zu den vergilbten Papieren, die er zuvor gelesen hatte. Er blinzelte. Er las ein bisschen, erbleichte dann, klappte das Buch zu und gab es Lulu zurück. War er auch kein buchhalterisches Genie, so wusste er doch genug über doppelte Buchführung, um zu erkennen, dass Samson Coles den Treuhandfonds seiner Klienten Geld entnahm. Ein Börsen- oder Immobilienmakler darf nie, niemals Geld von einem Treuhandkonto umbuchen, auch dann nicht, wenn er es binnen einer Stunde zurückzahlt. Die Entdeckung eines solchen Missbrauchs führt zum sofortigen Entzug der Zulassung, und kein Vorstand einer Immobilienfirma würde anders verfahren, und wenn der Schuldner der Präsident der Vereinigten Staaten wäre.
»Kimball, was haben Sie?«
Er stammelte: »Ähem, nichts.«
»Sie sind bleich wie ein Gespenst.«
»Ich hab zu viele Scones mit Marmelade gegessen.« Er lächelte matt und legte die Papiere zusammen. Da hupte Samson und kam mit seinem leuchtend roten Wagoneer die Auffahrt hochgefahren. »Lulu, stellen Sie das Buch weg, bevor er hereinkommt.«
»Kimball, was ist mit Ihnen?«
»Stellen Sie
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