Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Mrs Murphy 06: Tödliches Beileid

Mrs Murphy 06: Tödliches Beileid

Titel: Mrs Murphy 06: Tödliches Beileid Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rita Mae Brown
Vom Netzwerk:
bist. Da überläuft’s mich ganz warm.« Sie schlug höhnisch die Arme um sich.
    »Ich sollte -« Er verstummte.
    »Schlag mich doch. Nur zu. Alle glauben, dass ich das blaue Auge von dir habe.«
    Er warf die Zeitung auf den Boden. »Ich habe dich noch nie geschlagen.«
    »Ich werd’s nicht erzählen«, provozierte sie ihn.
    »Wer hat dich geschlagen?«
    »Ist beim Hockeytraining passiert. Hab ich dir doch gesagt.«
    »Ich glaube dir nicht.«
    »Schön, Dad. Ich bin eine Lügnerin.«
    »Ich weiß nicht, was du bist, aber du bist nicht glücklich.«
    »Du auch nicht«, höhnte sie.
    »Nein.« Er stand auf, schob die Hände in die Taschen. »Ich geh weg.«
    »Nimm mich mit.«
    »Warum?«
    »Ich will nicht bei ihr zu Hause bleiben.«
    »Du hast deine Hausaufgaben noch nicht fertig.«
    »Wieso darfst du weglaufen, und ich muss hierbleiben?«
    »Ich -« Er brach ab, weil Irene entschlossen wieder ins Wohnzimmer trat.
    »Father Michael sagt, er kann morgen früh um neun zu uns kommen«, verkündete sie.
    Mit gerötetem Gesicht gab Kendrick sich geschlagen und setzte sich wieder hin. »Schön.«
    »Wozu brauchst du eine Eheberatung, Mom? Du gehst jeden Tag zur Messe. Du siehst Father Michael jeden Tag.«
    »Jody, das geht dich nichts an.«
    »Wenn ihr das in meiner Gegenwart besprecht, dann geht es mich sehr wohl etwas an«, erwiderte sie schnippisch.
    »Da hat sie nicht unrecht.« Kendrick begriff, wie intelligent seine Tochter war und wie frustriert. Aber er wusste nicht, wie er mit ihr oder seiner – nach seiner Ansicht – herrischen Frau reden sollte. Irene erstickte ihn, und Jody irritierte ihn. Nur an seinem Arbeitsplatz fühlte er sich wohl.
    »Dad, wirst du St. Elizabeth eine Menge Geld spenden?«
    »Wenn, würde ich es dir nicht sagen.«
    »Warum nicht?«
    »Du würdest es als Vorwand nehmen, die Schule zu schwänzen.« Er lachte beinahe.
    »Kendrick« – Irene setzte sich wieder aufs Sofa –, »wie kommst du bloß auf so was?«
    »Entgegen anderslautenden Ansichten bin ich mal jung gewesen, und Jody schlägt gern -« Er streckte die Hand über dem Boden aus und machte eine Wedelbewegung.
    »Hab ich von dir gelernt«, brauste Jody auf.
    »Können wir nicht mal einen Abend Frieden haben?«, jammerte Irene, ohne wirklich ergründen zu wollen, warum sie es nicht konnten.
    »He, Mom, wir sind dysfunktional.«
    »Das ist ein Schwachsinnswort.« Kendrick hob seine Zeitung auf. »Diese ganzen Ausdrücke sind lächerlich. Focusing. Supervision. Herrgott im Himmel. Die Leute können die Realität nicht mehr akzeptieren. Sie haben ein Vokabular für ihre Illusionen entwickelt.«
    Frau und Tochter starrten ihn an.
    »Dad, willst du uns wieder deinen Vortrag über professionelles Opfertum halten?«
    »Nein.« Er steckte die Nase in die Zeitung.
    »Jody, mach deine Hausaufgaben fertig«, kommandierte Irene.
    Jody stand auf. Sie hatte nicht die Absicht, Hausaufgaben zu machen. »Es war furchtbar für mich, Mr Fletcher tot zu sehen. Euch beiden ist das egal. Es war ein Schock, versteht ihr.« Sie fegte ihre Bücher auf den Boden; je nach Gewicht plumpsten sie mit unterschiedlicher Lautstärke hinunter. Sie stampfte zur Haustür hinaus und knallte sie zu.
    »Kendrick, kümmere du dich darum. Ich war bei der Autowaschanlage, vergiss das nicht.«
    Er funkelte sie an, rollte seine Zeitung zusammen, warf sie auf den Sessel und marschierte hinaus.
    Irene hörte ihn nach Jody rufen.
    Keine Antwort.

 
25
     
    »Du hast geschummelt!«, blaffte Jody Karen Jensen wütend an.
    »Hab ich nicht.«
    »Du hast Macbeth überhaupt nicht kapiert. Du konntest in dem Test bei Mr Brashiers unmöglich fünfundneunzig Punkte kriegen.«
    »Ich hab’s gelesen und kapiert.«
    »Du lügst.«
    »Ich bin zu Brooks Tucker gegangen, sie hat mir geholfen.«
    Jody verzog spöttisch das Gesicht. »Hat sie’s dir laut vorgelesen?«
    »Nein. Brooks versteht das ganze Zeug. Mir fällt es eben schwer.«
    »Sie ist deine neue beste Freundin.«
    »Und wenn?« Karen warf die blonde Mähne zurück.
    »Du solltest lieber die Klappe halten.«
    »Du quatschst doch rum, nicht ich.«
    »Nein, tu ich nicht.«
    »Du hast nicht mehr alle Tassen im Schrank.«
    Jody kniff die Augen zusammen. »Ich bin ausgerastet. Das heißt noch lange nicht, dass ich spinne.«
    »Warum behauptest du dann, ich hätte geschummelt?«
    »Weil« – Jody sog die kalte Luft ein – »du ein Stipendium hast. Du bist auf gute Noten angewiesen. Und Englisch ist nicht dein Fach. Ich weiß nicht,

Weitere Kostenlose Bücher