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Mrs Murphy 06: Tödliches Beileid

Mrs Murphy 06: Tödliches Beileid

Titel: Mrs Murphy 06: Tödliches Beileid Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rita Mae Brown
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Michael, während seine Gedanken sich überschlugen.
    »Ich habe meine Frau betrogen. Ich kann nicht dagegen an. Ich habe starke Begierden.« Er brach ab.
    Father Michael beriet ihn mechanisch und gab ihm als Buße eine Anzahl »Gegrüßet seist du, Maria« und Novenen auf. Er rieb unentwegt an seiner Armbanduhr, bis sein Handgelenk schmerzte. Kaum war die letzte Sekunde seiner Zeit im Beichtstuhl verstrichen, stürmte er hinaus, griff nach dem Telefon und rief Rick Shaw an.
    Als Coop sich meldete, bestand er darauf, den Sheriff persönlich zu sprechen.
    »Sheriff Shaw?«
    »Ja.«
    »Hier spricht Father Michael. Ich weiß nicht« – er hatte Schweißperlen auf der Stirn; er durfte das Beichtgeheimnis nicht verletzen –, »es könnte sein, dass ein Mord geschehen ist.«
    »So ist es, Father Michael.«
    Die Hände des Priesters zitterten. »Oh nein. Wer?«
    »Roscoe Fletcher.« Rick atmete tief durch. »Der Laborbericht ist gekommen. Er wurde mit Malathion vergiftet. Ist in dieser Gegend nicht schwer dranzukommen, viele Farmer benutzen es. Es wirkt mit Lichtgeschwindigkeit, also muss er es in der Waschanlage zu sich genommen haben. Wir haben die Erdbeerbonbons in seinem Wagen untersucht. Nichts.«
    »Ein Irrtum ist ausgeschlossen?«
    »Ja. Wir müssen uns unterhalten, Herr Pfarrer.«
    Als Father Michael aufgelegt hatte, musste er seine Gedanken sammeln. Er ging nach draußen und befand sich alsbald auf dem Friedhof. Die Chrysanthemen auf Ansley Randolphs Grab blühten wunderschön.
    Eine Seele war in Gefahr. Aber wenn die Beichte, die er gehört hatte, stimmte, dann war eine weitere unsterbliche Seele in Gefahr. Er war Priester. Er sollte etwas tun, aber er wusste nicht, was. Da kam ihm der Gedanke, dass er selbst in Gefahr sein könnte – sein Leib, nicht seine Seele.
    Wie ein Kaninchen, das die Beaglemeute hört, zuckte er zusammen und warf einen Blick über den Friedhof, zum Racheengel. Wie friedlich er aussah.

 
24
     
    Mit aufgekrempelten Hemdsärmeln setzte Kendrick Miller sich in seinen Lieblingssessel, um die Zeitung zu lesen.
    Irene schwebte vorüber. »Suchst du deine Todesanzeige?« Sie wölbte eine zierliche Augenbraue.
    »Haha.« Er raschelte mit der Zeitung.
    Jody, die ihre Mathehausaufgaben widerstrebend am Esstisch verrichtete, damit beide Eltern sie beaufsichtigen konnten, reagierte unwirsch: »Mom, das ist nicht komisch.«
    »Das hab ich auch nicht gesagt.«
    »Wer weiß, vielleicht taucht ja deine Todesanzeige auf.« Sie warf ihren Bleistift ins Buch und klappte es zu.
    »Aber nur, Jody, wenn du sie reingesetzt hast.« Irene ließ sich anmutig aufs Sofa sinken.
    Jody verzog das Gesicht. »Pervers.«
    »Ich sehe es schon vor mir: ›Geliebte Mutter von Kind und Ehemann in den Tod getrieben‹.«
    »Irene …«, sagte Kendrick missbilligend und legte die Zeitung beiseite.
    »Ja ehrlich, Mom.«
    »Tja« – sie stützte das linke Bein auf ein besticktes Kissen –, »ich fand immer, Roscoe Fletcher hätte Eskimos Eis verkaufen können. Hat er vermutlich auch. Er war gut für St. Elizabeth, und ich bedaure, dass er tot ist. Ich bedaure noch mehr, dass wir alle dabei waren. Ich hätte es vorgezogen, davon zu hören, statt es zu sehen.«
    »Er sah nicht schlimm aus.« Jody schlug ihr Buch wieder auf. »Ich hoffe, dass er nicht gelitten hat.«
    »Es ging zu schnell, keine Zeit zum Leiden.« Irene sah geistesabwesend auf ihre Nägel, die diskret blassrosa lackiert waren. »Wie geht es jetzt an der Schule weiter?«
    Kendrick zog die Augenbrauen hoch. »Die Behörde wird Sandy Brashiers zum Direktor ernennen. Sandy wird versuchen, Roscoes Filmkursidee zu kippen, was ihn in ein Feuergefecht mit Maury McKinchie, Marilyn Sanburne und April Shively stürzen wird. Das wird bestimmt sehenswert.«
    »Woher weißt du das?«, fragte Jody.
    »Ich weiß es nicht genau, aber die Behörde steht unter Druck. Und Brashiers ist im Kollegium beliebt.«
    »Oh, fast hätte ich’s vergessen. Father Michael hätte morgen um halb drei Zeit für uns.«
    »Irene, ich muss den Leuten von Doubletree morgen die Landschaftspläne zeigen.« Er hatte sich an der Ausschreibung des Hotels beteiligt. »Das ist wichtig.«
    »Mir wäre lieber, dass ich wichtig bin. Dass unsere Ehe wichtig ist«, sagte Irene sarkastisch.
    »Dann bezahl du doch die Rechnungen.«
    »Mir wird schlecht.« Irene schwenkte die Beine auf den Boden und ging hinaus.
    »Das ging zu weit, Dad.«
    »Halt du dich da raus.«
    »Ich liebe es, wenn du abends zu Hause

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