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Mrs Murphy 06: Tödliches Beileid

Mrs Murphy 06: Tödliches Beileid

Titel: Mrs Murphy 06: Tödliches Beileid Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rita Mae Brown
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spiegeln konnte. Die Flügeltür am anderen Ende schwang auf. Karen und Jody kamen ihm entgegengelaufen.
    »Wie seid ihr hier reingekommen?«, fragte er.
    Ohne auf seine Frage einzugehen, sagte Jody ernst: »Mr Fletcher ist tot. Er ist in der Autowaschanlage gestorben.«
    »Was?« Sean hielt den Wagen an, der fast in sie hineingerollt wäre.
    Karen schüttelte ihren Pferdeschwanz. »Er ist rein und kam nicht wieder raus.«
    »Wo rein?« Sean wirkte erschüttert, sein Gesicht war bleich.
    »In die Waschanlage«, sagte Jody ungeduldig. »Er ist in die Waschstraße gefahren, aber am anderen Ende ist er einfach sitzen geblieben. Sieht aus, als wäre er an einem Herzinfarkt gestorben.«
    »Das habt ihr euch bloß ausgedacht, oder?« Er lächelte matt.
    »Nein. Wir sind dort gewesen. Es war schrecklich. Brooks Tucker hat ihn gefunden.«
    »Wirklich«, flüsterte er.
    »Wirklich.« Jody legte ihren Arm um seine Taille. »Niemand wird irgendwelche Schlüsse ziehen. Bestimmt nicht.«
    Er schluckte. »Hätte ich doch bloß nicht diese Todesanzeige in die Zeitung gesetzt.«
    »Ja«, stimmten die Mädchen wie aus einem Mund zu.
    »Wenn mein Dad das erfährt, bringt er mich um.« Er hielt inne. »Wer weiß davon?«
    »Kommt drauf an, wer als Erster am Telefon ist, schätze ich.« Karen hatte nicht damit gerechnet, dass Sean so erschüttert sein würde. Er tat ihr leid.
    »Wir sind zuerst hierhergekommen, bevor wir nach Hause gehen. Wir dachten, du solltest es wissen, ehe dein Dad dich abholt.«
    »Danke«, erwiderte er mit Tränen in den Augen.

 
22
     
    Father Michael führte die versammelte Ober- und Unterstufe von St. Elizabeth zu einem Gedenkgottesdienst. Naomi Fletcher, die einen Schleier trug, wurde von Sandy Brashiers und Florence Rubicon, die links von ihr ging, gestützt. Ed Sugarman, der Chemielehrer, geleitete die niedergeschmetterte April Shively.
    Viele der jüngeren Kinder weinten, weil man es von ihnen erwartete oder weil sie die älteren Kinder weinen sahen.
    Einige Mädchen der Oberstufe heulten in einem fort und verbrauchten ganze Packungen Papiertaschentücher. Auch manche Jungen hatten rote Augen, darunter zu aller Überraschung Sean Hallahan, Kapitän der Footballmannschaft.
    Brooks berichtete dies alles Susan, die es Harry und Miranda erzählte, als sie sich bei ihr zu Hause zum Lunch einfanden.
    »Hm, er hat zu viel gegessen, er hat zu viel getrunken, und wer weiß, was er sonst noch alles – zu viel – gemacht hat«, fasste Susan Roscoes Leben zusammen.
    »Wie wird Brooks damit fertig?«, erkundigte sich Harry.
    »Ganz gut. Sie weiß, dass Menschen sterben, immerhin hat sie ihre Großmutter langsam an Krebs dahinsiechen sehen. Sie hat sogar gesagt, ›wenn meine Zeit gekommen ist, möchte ich schnell sterben, wie Mr Fletcher‹.«
    »Ich kann mich nicht erinnern, in ihrem Alter ans Sterben gedacht zu haben«, staunte Harry laut.
    »In ihrem Alter hast du überhaupt nicht viel gedacht«, erwiderte Susan.
    »Danke.«
    »Kinder denken oft an den Tod; sie sind davon besessen, weil sie ihn nicht verstehen können.« Miranda stützte die Ellenbogen auf den Tisch und beugte sich vor. »Deswegen gehen sie in Horrorfilme – eine gefahrlose Art, mit dem Tod in Berührung zu kommen, unheimlich, aber gefahrlos.«
    Harry starrte auf Mirandas Ellenbogen auf dem Tisch. »Darüber habe ich nie nachgedacht.«
    »Ich weiß, es gehört sich nicht, die Ellenbogen auf dem Tisch zu haben, Harry, aber ich kann mich nicht immer vollendet benehmen.«
    Harry blinzelte. »Das ist es nicht, bewahre – es ist bloß, meistens sind Sie – vollkommen.«
    »Das haben Sie nett gesagt.«
    »Harry legt die Füße auf den Tisch, so unvollkommen ist sie.«
    »Susan, das tu ich nicht.«
    »Wisst ihr, was komisch ist?« Susan griff nach der Zuckerschale. »Brooks hat mir erzählt, Jody hätte gesagt, sie sei froh, dass Roscoe tot ist. Sie habe ihn sowieso nicht ausstehen können. Also, das ist sogar für einen Teenager ein bisschen extrem.«
    »Schon, aber Jody war in letzter Zeit überhaupt extrem.« Harry stand auf, als das Telefon klingelte. Die Macht der Gewohnheit.
    »Setz dich, ich geh ran.« Susan ging zur Anrichte und nahm den Hörer ab.
    »Ja. Natürlich, ich verstehe. Marilyn, es könnte Auswirkungen auf deine Spendenkampagne haben. Ich würde auch vorschlagen, dass ihr sofort einen einstweiligen Direktor ernennt.« Susan machte eine Pause und hielt den Hörer weg vom Ohr, sodass die anderen Little Marilyns Stimme hören

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