Mrs Murphy 06: Tödliches Beileid
Rechnungen, keine Jiffy-Umschläge oder sonst etwas Verdächtiges.«
»Ist sie gekommen, um ihre Post abzuholen?«
»Naomi kommt jeden Tag vorbei. Aber heute war sie nicht da. Jedenfalls nicht, bevor ich gegangen bin.«
Cynthia fragte: »Sagt sie überhaupt mal was?«
»Sie ist niedergeschlagen. Wir tauschen Höflichkeiten aus, das ist alles.«
»Nett von Blair, dass er dir seinen Dually geliehen hat.« Coop hoffte, man würde ihr nicht anmerken, dass sie in den attraktiven Mann verknallt war. Da hoffte sie vergebens.
»Er ist ein guter Nachbar.« Harry lächelte. »Little Mim hat ihn für jeden gesellschaftlichen Anlass zwischen heute und Weihnachten mit Beschlag belegt, das schwöre ich.«
»Er hat anscheinend nichts dagegen.«
»Was bleibt ihm anderes übrig? Soll er sich’s mit einer Sanburne verderben?« Sie zog die Augenbrauen hoch.
»Da ist was dran.« Cynthia nickte und fühlte sich gleich besser.
»Wenn ihr Mädels aufgehört habt zu klönen, würde ich liebend gern wieder zur Sache kommen.«
»Jawohl, Chef.«
»Spielverderber«, neckte Harry ihn. »Wenn wir uns von dem Problem ablenken, finden wir viel eher die Lösung.«
»Das ist ja wohl der größte Blödsinn seit ›Nehmen Sie mich beim Wort, keine Steuererhöhungen‹«, schnaubte Rick.
»Nehmt mich beim Wort, ab in die Umkleide.« Die Tigerkatze stieß einen Kiekser aus.
»War das ein Schluckauf?« Cynthia bückte sich, um Mrs Murphy zu streicheln.
»Versuchen wir’s mit dem alten Trick: weglaufen und zurücklaufen.« Tucker sauste aus dem Zimmer und rannte durch den halben Flur, wobei ihre Krallen auf dem Holzboden klackten, dann sauste sie zurück.
»Machen wir’s alle.« Mrs Murphy folgte dem Hund. Pewter stürmte so schnell hinaus, dass ihre Hinterbeine wegrutschten.
»Verrückt.« Rick beobachtete sie kopfschüttelnd.
»Verspielt.« Coop sah die Post durch. Es war nichts dabei, was ihr in die Augen sprang.
Im Flur kamen die Tiere auf halbem Weg quietschend zum Stehen und rumsten ineinander.
»Idioten.« Mrs Murphy plusterte ihren Schwanz auf. Das Fell in ihrem Nacken sträubte sich.
»Wir können es ja noch mal versuchen.« Tucker war der Meinung, dass bei den Menschen nur mit Wiederholung etwas zu erreichen war.
»Nein. Ich klettere Mutters Bein hoch. Damit krieg ich ihre Beachtung.«
»Was noch nicht heißt, dass sie uns folgen wird«, erklärte Pewter nüchtern.
»Hast du eine bessere Idee?« Die Tigerkatze drehte sich zu der grauen Katze um.
»Nein, Hoheit.«
Schweigend traten die Tiere wieder ins Zimmer. Mrs Murphy ging zu Harry, rieb sich an ihrem Bein und schnurrte.
»Herzchen, wir gehen gleich.«
In Windeseile kletterte Murphy an Harrys Beinen hoch. Die Jeans hielt die Krallen zwar ein wenig ab, trotzdem drang genug von den scharfen Dolchen durch den Stoff, um Harry aufschreien zu lassen.
»Mir nach!« Murphy ließ sich von Harrys Bein fallen und lief zur Tür, wo sie stehen blieb und einen Purzelbaum schlug.
»Angeberin«, murmelte Pewter vor sich hin.
»Du kannst keinen Purzelbaum«, zog Murphy sie auf.
»Kann ich wohl.« Pewter rannte zur Tür und sprang in die Luft. Ihr Purzelbaum war ein bisschen wacklig und hatte etwas Schlagseite, aber es war immerhin ein Purzelbaum.
»Na ja, hin und wieder führen sie sich so auf«, erklärte Harry verlegen. »Vielleicht sehe ich besser mal nach, was sie haben.«
»Ich komme mit.«
»Ihr seid beide total behämmert.« Rick schnappte sich die Post.
Als Harry und Cynthia den Tieren folgten, sahen sie, dass ein paar Klassenzimmer wieder in Betrieb waren.
»Ein gutes Zeichen, denke ich«, bemerkte Cynthia.
»Ja, seit ihr beschlossen habt, die Schüler in der Schule zu befragen, haben sich einige Eltern gedacht, dass sie die Kinder gefahrlos wieder herschicken können.« Harry kicherte. »Auf alle Fälle einfacher, als sie zu Hause zu haben.«
»Machen wir einen Ausflug?« Cynthia sah, dass die drei Tiere am Hintereingang zum Hauptgebäude stehen geblieben waren und die Menschen mit erhobenen Gesichtern anstarrten.
Als Harry die Tür öffnete, schossen sie heraus und galoppierten über den Hof. »He, Mädels, ihr habt uns angeschmiert!«
»Nein, haben wir nicht.« Die Tigerkatze trabte zurück, um den zwei zaudernden Menschen gut zuzureden. »Kommt mit. Wir haben eine Idee. Das ist mehr, als irgendwer von euch hat.«
»Ich könnte ein bisschen frische Luft gebrauchen.« Cynthia fühlte die erste Schneeflocke des Winters, die sich auf ihrer Nase
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