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Mrs Murphy 06: Tödliches Beileid

Mrs Murphy 06: Tödliches Beileid

Titel: Mrs Murphy 06: Tödliches Beileid Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rita Mae Brown
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zerstört. Du solltest sie hören.«
    »Lieber nicht.«
    »Was soll ich machen?« Er kippelte nervös herum. »Sie hat sich richtig verzweifelt angehört.«
    Harry lehnte sich an eine Boxentür. Gin Fizz steckte die Nase über die obere Hälfte der quer geteilten Tür; beim Kauen fiel ihm Futter aus dem Maul. Gewöhnlich steckte er den Kopf heraus und plauderte. Heute war er dafür zu hungrig und das Futter zu lecker.
    »Mom, geh mit. Dann kriegt Boom Boom einen Herzstillstand.« Murphy lachte.
    »Ich will dir sagen, was ich denke. Sie hat mit Maury McKinchie geschlafen.«
    »Dafür hast du keine Beweise.« Er nahm den Hut ab und schüttelte den Kopf.
    »Weiblicher Instinkt. Aber wenn du nicht hören willst, was ich zu sagen habe, gehe ich wieder an die Arbeit, und du kannst machen, was du willst.«
    »Ich möchte es wissen.«
    »Je mehr ich über die grässlichen Ereignisse hier nachdenke, desto mehr läuft es auf den Streit zwischen Roscoe und Sandy Brashiers über die zukünftige Leitung von St. Elizabeth hinaus.« Sie hob die Hand. »Ich weiß es. Man braucht kein Genie zu sein, um dahinterzukommen.«
    »Hm, so hatte ich das noch nicht betrachtet.«
    »Tröste Boom Boom – in Maßen. Sie hat womöglich ein Puzzleteil, ohne es zu wissen. Andererseits lässt sich Boom Boom ja keine Gelegenheit zu Gefühlsausbrüchen entgehen.« Sie lächelte. »Und du wirst mir natürlich alles brühwarm erzählen.«

 
56
     
    Was sich bei Boom Boom regte, war ihr Mund. Sie gestand Fair, dass sie eine Affäre mit Maury McKinchie gehabt habe. Sie habe Schluss gemacht, als sie entdeckte, dass er auch mit anderen Frauen Affären hatte, zumindest aber mit einer ihm wichtigen Frau. Er wollte ihr nicht sagen, wer sie war.
    Sie dachte, dass die andere, natürlich nicht seine Ehefrau, ihn getötet haben könnte.
    »Wie blöd von mir, ihm zu glauben.« Ihre ausdrucksvollen graublauen Augen quollen über von Tränen.
    Fair hätte sie gern in die Arme genommen und getröstet, aber sein Misstrauen ihr gegenüber saß so tief, dass es seine besten Impulse erstickte. Eine Umarmung von ihm, und sie würde allen Leuten erzählen, sie hätten tiefe, bedeutsame Gespräche geführt. Daraufhin würde der Klatsch seinen Lauf nehmen.
    »Hat er versprochen, sich von Darla scheiden zu lassen?«
    »Nein. Sie hat für ihn die Brötchen verdient.«
    »Ah, was gab es ihm dann zu glauben? Da komme ich nicht ganz mit. Mir scheint, ich bin unterbelichtet.«
    »Du bist nicht unterbelichtet, Fair, Lieber, du bist bloß ein Mann.« Sie vergaß ihre Trübsal lange genug, um sein Ego ein wenig zu streicheln. »Männer gucken nicht unter die Oberfläche. Glauben? Ich hab ihm geglaubt, dass er mich liebt.« Sie fing von Neuem zu schluchzen an, und keine noch so große Menge Seetangessenz vermochte ihre Schwermut zu zerstreuen.
    »Vielleicht hat er dich ja geliebt.«
    »Wie konnte er dann mit einer anderen ein Verhältnis haben? Schlimm genug, dass er eine Ehefrau hatte!«
    »Du weißt es nicht sicher – oder?«
    »Oh doch.« Sie wischte sich mit ihrem Taschentuch die Augen. »Ich habe seinen Wagen durchsucht, während er ›eine kleine Konferenz‹ mit Roscoe hatte, wie er immer sagte. Er hat alles Wichtige in seinem Auto aufbewahrt. Hier.« Sie griff in ihren seidenen Morgenrock, ein sinnliches Lavendelblau, und zog eine Handvoll Kuverts hervor, die sie ihm in die Hand drückte. »Sieh selbst.«
    Fair hielt die hellgrauen Kuverts in Händen. Tiffany-Papier, mit einem weißen Band verschnürt. Er löste das Band. »Solltest du die nicht lieber Rick Shaw aushändigen?«
    »Ich sollte viel; deswegen muss ich ja mit dir reden. Woher weiß ich, dass Rick diese Briefe nicht an die Zeitung weitergibt?«
    »Das wird er nicht tun.« Fair las rasch den ersten Brief. Liebesgeflüster interessierte ihn nur, wenn es ihn selbst betraf. Seine Stimmung schlug jäh um, als er zur Unterschrift auf der nächsten Seite kam. Da stand in hübscher geschwungener Handschrift: »Deine Naomi«. »Scheiße.«
    »Die hat ihn umgebracht.«
    »Du meinst, Naomi hat ihn umgebracht?«
    »Sie hätte so leicht wie jeder andere in einem Musketierkostüm herumstolzieren können.«
    »Dass das Kostüm in Karen Jensens Spind gefunden wurde, war jedenfalls ein Glück für Kendrick.« Fair zog eine Augenbraue hoch. »Ich persönlich hätte ihn aber nicht laufen lassen. Der Mann hat schwere Probleme.«
    »Herzlos ist er. Nicht grausam, beileibe nicht, aber gefühllos, solange er nicht irgendwo ein

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