Mrs. Murphy 19: Mausetot
kleine Wortspiel erlaubt.«
Harry erklärte bestimmt: »Pferde sind vernünftiger als Menschen. Wir versauen ihre Körperchemie, und die armen Tiere können sich nicht wehren.«
Thadia nickte. »Ich habe mal gelesen, wo, weià ich nicht mehr, wenn man tausend Amerikaner testen würde, würden bei etwa achtzig Prozent Spuren von Kokain nachgewiesen.«
Harry riss die Augen auf. »Was!«
»Sie sind keine User. Das Zeug klebt am Geld.«
»Oh mein Gott.« Harry schlug die Hand vors Gesicht. So etwas war ihr nie in den Sinn gekommen.
»Du siehst, ich bin wie geschaffen für meine Arbeit. Auch trinken die Leute in schlechten Zeiten mehr, sie nehmen mehr Drogen, missbrauchen öfter Frauen, Kinder und Tiere.«
»Das ist ja entsetzlich.«
»Die Männer sind das Problem. Sie schlagen zu. Frauen verinnerlichen ihr Elend. Sie verletzen sich selbst, was wiederum andere verletzt â es ist nur nicht so offensichtlich. Kannst du mir eine einzige Frau nennen, die sich ein Sturmgewehr geschnappt und unschuldige Fremde erschossen hat?«
»Nein.«
»Aber du kannst bestimmt mehrere nennen, die Selbstmord begangen haben.«
»Allerdings.« Der Gedanke daran behagte Harry nicht.
»Die meiste Arbeit mit den Männern in meinen Gruppen besteht darin, sie dahin zu bringen, sich ihren Problemen zu stellen und sie nicht an anderen auszulassen oder mit Hilfe der Flasche zu verdrängen.«
»Aber das musst du mit Frauen genauso machen.« Harry misstraute geschlechtsspezifischen Unterscheidungen, obwohl sie sie gelegentlich selbst traf.
»Schon, aber das ist etwas anderes. Was mich wirklich beunruhigt ist â und damit sind wir wieder bei Drogen â, dass Mediziner sich bei der Erforschung der Gewalttätigkeit von Männern an physische Erklärungen klammern. Die Hormone, das männliche Gehirn. Blablablabla . Hey, in Frankreich gibt es auch männliche Gehirne. Dort ist das Problem der häuslichen Gewalt nicht so groà wie bei uns. Es liegt an der Kultur.«
»Ja, da gebe ich dir recht. Und unsere Kultur fördert den Gebrauch von Drogen aller Art. Es ist unerheblich, ob man sie vom Arzt kriegt oder von einem Typen an der StraÃenecke.«
»Tatsächlich, Harry, entspricht der Typ an der Ecke dem Strichmädchen. Und zwar auf der untersten Stufe, denn wenn man so will, bedienen beide Menschen, die für ihre Sucht bezahlen. Die Dealer in den Country Clubs, die werden nie erwischt. Den, der in der Hierarchie ganz oben steht, den kriegt man nicht. So einfach ist das.«
»Bei deiner Vorgeschichte kann ich deine Wut verstehen.«
»Wütend bin ich auf unsere doppelte Moral. Man soll den Scheià entweder legalisieren oder insgesamt verbieten. Immerhin ist Alkohol die meistverbreitete Droge. Es ist verrückt. Unser Kampf gegen Drogen ist ein Musterbeispiel für einen Misserfolg, dafür, dass die Schlauesten ein Vermögen verdienen und keinen Cent Steuern zahlen. Er sorgt dafür, dass bei uns Millionen Arme im Gefängnis sitzen, die vielleicht eine Unze Marihuana hatten. Aber der reiche Oberboss ist nicht zu fassen. Das ist doch krank.«
»Thadia, ich kann nicht sagen, dass ich deine Leidenschaft in diesen Dingen teile, aber ich habe ja auch nicht deine Vorgeschichte. Meinst du, dass sich das mal ändert? Wenn das amerikanische Volk es will, dann ja, selbst wenn die groÃen Tiere, von denen du sprichst, sich unsere Senatoren und Kongressabgeordneten für ihre Zwecke kaufen, wenn sie die Kirchen und vermutlich auch die Medien mit Riesenspenden beeinflussen können. Ich verlasse mich auf die bodenständigen Amerikaner. Meine Befürchtung ist, dass wir Amerikaner allzu oft warten, bis wir eine handfeste Krise haben, bevor wir etwas unternehmen.«
»Da sind wir schon verdammt nahe dran. Danke, dass du mit mir über Leute aus der Pferdewelt gesprochen hast.«
»Leistungssteigernde Drogen kannst du vergessen, weil sie die Leistung nicht steigern, da bin ich mir ziemlich sicher, aber Kokain und Alkohol nach dem Turnier â na ja, die meisten Reiter kommen nicht ohne Schmerzen davon.«
»Und du?«
»Ich kriege meinen Anteil ab. Ich nehme Ibuprofen, wennâs mich erwischt. Der Boden ist ziemlich hart«, sagte Harry und lachte.
»Er war hart, als ich beim Lacrosse aufgeschlagen bin, und ich war näher dran als jemand, der vom Pferd fällt«,
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