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Mrs Roosevelt und das Wunder von Earl’s Diner: Roman (German Edition)

Mrs Roosevelt und das Wunder von Earl’s Diner: Roman (German Edition)

Titel: Mrs Roosevelt und das Wunder von Earl’s Diner: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edward Kelsey Moore
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hättest vor nichts Angst«, provozierte mich Mama.
    Aber so leicht ließ ich mich nicht ködern. »Ich mein’s ernst, Mama. James hat in letzter Zeit genug um die Ohren. Da werde ich doch nicht noch alles schlimmer machen, indem ich mich verhaften lasse.«
    Mama stieß einen theatralischen Seufzer aus. »Du wirst schon nicht gleich verhaftet, Fräulein Zimperlich. Also zieh dich an, und komm mit.«
    Als wir im Auto saßen, wies mir Mama den vertrauten Weg von mir zu ihrem und Papas früheren Haus in Leaning Tree. Sie riet mir, besser am Straßenrand statt in der Einfahrt zu parken, und wollte dann, dass ich ihr ums Haus herum folgte. Sie führte mich und Mrs Roosevelt nach hinten, in das, was von dem einst prachtvollen Garten übrig war. Es war ein feuchter Frühling gewesen, und meine Füße sanken in die aufgeweichte Erde, als wir darübergingen. Ich konnte Clarice im Haus Klavier spielen hören und war froh, dass sie gerade beschäftigt war. Ich wollte ganz sicher nicht, dass sie mich durch den Garten schleichen sah und mich fragte, was ich denn da täte. »Oh, hey, Clarice, meine tote Mutter, Eleanor Roosevelt und ich wollten hinten nur schnell ein bisschen Marihuana holen.«
    Wir betraten den gepflasterten Gartenweg und ließen die Laube hinter uns. Die Clematis und die Geißblattranken waren bereits grün, aber sie blühten noch nicht. Wir gingen an den Rosen und dem Lauch vorbei und durchquerten den Gemüsegarten, der lange vernachlässigt worden war und wo zu dieser Jahreszeit wahrer Wildwuchs herrschte. Ich hielt mit dem Unterarm das hohe Schilfgras und das Chinaschilf weg, das Mama im hinteren Teil des Gartens angepflanzt hatte, um ihre illegalen Gewächse vor neugierigen Blicken zu schützen. James und ich hatten immer so getan, als wüssten wir nichts davon. Da kam mir plötzlich ein trauriger Gedanke, der unser ganzes kleines Abenteuer infrage stellte.
    So behutsam, wie ich in Anbetracht der Tatsache, dass ich zu diesem Zeitpunkt bereits vor Anstrengung keuchte, konnte, sagte ich: »Mama, dir ist schon klar, dass du jetzt schon ziemlich lange fort bist und dass niemand sich seither um deine Spezialpflanzen gekümmert hat. Ich glaube nicht, dass da hinten noch irgendetwas wächst.«
    »Pst«, machte sie. »Dahin gehen wir auch nicht.«
    Wir stapften noch ein paar Meter weiter und bogen dann ab. Vor uns stand ein alter Geräteschuppen, den ich völlig vergessen hatte. Es war ein niedriger Bau, der eher die Höhe eines Spielhauses für Kinder als die eines Arbeitsschuppens hatte. Aber Papa war ein kleiner Mann gewesen, und er hatte diesen Schuppen für sich gebaut. Es machte mich glücklich zu sehen, dass er noch immer stand. Und auch wenn die Überreste der abgeblätterten Farbe kaum noch zu erkennen und nur noch die nackten, ausgebleichten Kiefernholzbretter übrig waren, sah er noch ziemlich stabil aus. Mein Vater hatte eben Dinge gebaut, die hielten.
    Mama wies mich an, die Tür des Schuppens zu öffnen. Es kostete mich etwas Mühe, denn auch wenn die Tür nur von einem Holzriegel verschlossen war, hatten Schilfgras und Geißblatt – das in einem Monat herrlich duften würde, aber jetzt bloß eine wuchernde Plage war – das Gebäude beinahe verschlungen. Ich zerrte mehrmals ruckartig an der Tür, bis ich sie gerade weit genug geöffnet hatte, um mich hindurchzwängen zu können.
    Wir betraten den Schuppen zum raschelnden Geräusch kleiner Kreaturen, die in Deckung huschten. Mama sagte: »Da drüben«, und zeigte auf die hintere Wand.
    Ich kletterte über einen uralten Handrasenmäher und eine rostige Harke, dann stand ich vor der Wand und starrte sie ratlos an. Alles, was ich sehen konnte, waren Spinnweben, Mäusedreck und korrodierte Gartengeräte, die an einem Werkzeugbrett hingen. Ich fragte Mama, wonach genau ich denn suchen sollte, und sie sagte: »Schieb einfach mal das Brett da nach links rüber, und du wirst es sehen.«
    Ich wand meine Finger um den Rand des Werkzeugbretts und gab ihm einen energischen Schubs. Wie sich herausstellte, hätte ich das gar nicht so fest machen müssen, denn das Brett rutschte so leicht in seiner Metallschiene, dass man hätte meinen können, es wäre erst an diesem Tag geölt worden. Dahinter sah ich ein altes Gewürzregal aus Plastik, das an die Wand gebohrt worden war. In den Regalfächern standen kleine Glastiegel, die alle mit bräunlichen Blättern gefüllt und mit Mamas akkurater Handschrift mit Datum und Namen etikettiert waren.
    Ich nahm wahllos einige

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