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Mrs Roosevelt und das Wunder von Earl’s Diner: Roman (German Edition)

Mrs Roosevelt und das Wunder von Earl’s Diner: Roman (German Edition)

Titel: Mrs Roosevelt und das Wunder von Earl’s Diner: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edward Kelsey Moore
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bist stoned«, sagte Mama.
    »Vielleicht, aber ich glaube, das hier ist die schönste Stelle auf meiner Leinwand. Wenn das Ende kommt, dann möchte ich, glaube ich, hier sein. Genau hier draußen, wo alles angefangen hat«, erwiderte ich.
    »Ich mag es nicht, wenn du so redest. Das gibt mir das Gefühl, dass du aufgibst. Wahrscheinlich musst du noch lange keinen Gedanken ans Sterben verschwenden.«
    Mrs Roosevelt, die jetzt neben mir kniete, nachdem sie es müde war, Räder zu schlagen, schüttelte stirnrunzelnd den Kopf, als wolle sie sagen: »Deine Mutter mag ja denken, du hast noch Zeit, aber ich sage, du machst es nicht mehr lang.« Dann raffte Eleanor Roosevelt ihren Rock und kletterte mit der Anmut einer Wildkatze den Stamm der Platane hinauf in die Äste, bis sie beinahe die Baumkrone erreicht hatte. Sie legte ihre Hand mit dem Satinhandschuh an die Brauen, um sich vor dem grellen Licht der Sonne abzuschirmen, und suchte mit den Augen den Horizont ab – zweifellos hielt sie nach irgendwelchen Dummheiten Ausschau, in die sie sich stürzen könnte.
    »Ich hänge diesem Gedanken ja nicht nach«, sagte ich, »aber wenn ich daran denke, an das Ende, dann ist das hier immer der Ort, der mir in den Sinn kommt. Mir gefällt einfach die Idee, aus diesem alten Riesenwirrwarr von Leben am Ende noch einen hübschen, sauberen Kreis zu machen.«
    Mama nickte und blickte mit mir hinauf in den Himmel.
    Ich weiß nicht, wie lange wir unter dem Platanenbaum saßen und in die vorbeiziehenden Wolken schauten, aber ich beendete die Sache, als mein Hinterteil taub wurde und die Feuchtigkeit der Erde anfing langsam durch meine Strümpfe zu kriechen.
    Ich zog mich hoch, wobei ich den Stamm als Stütze benutzte. Nachdem ich mich aufgerichtet und gestreckt hatte, klopfte ich mir den Schmutz vom Hintern und sagte: »Tja, ich denke, dann machen wir uns mal besser auf den Nachhauseweg.«
    Mama und ich – Mrs Roosevelt entschied sich dafür, auf dem Baum zu bleiben – gingen durch den Garten zurück. Meine ersten Schritte auf dem weichen, unebenen Grund waren nicht mehr ganz so sicher. Mama bemerkte: »Ich denke, deine Nervenzellen sind noch ein bisschen zu getröstet, als dass du jetzt fahren solltest. Komm, setzen wir uns noch ein Weilchen in die Laube.« Ich war einverstanden, und wir schlugen den Weg Richtung Haus ein.
    Die Öffnung des sechsseitigen Pavillons ging zur Haushinterseite, also war er für uns nicht einsehbar, als wir uns ihm vom Garten aus näherten. Selbst von vorne hätte man bloß ein schmales Stückchen des schummrigen Inneren erkennen können. Also war es uns unmöglich, zu sehen, wer sich darin befand, als wir beim Näherkommen die unverkennbaren Geräusche von zwei Menschen beim Liebesspiel – das tiefe Ächzen eines Mannes, das Stöhnen einer Frau – aus der Laube dringen hörten.
    Mama sagte: »Hört sich so an, als kämen Clarice und Richmond wieder besser miteinander aus.«
    Ich wandte mich von der Laube ab und eilte so schnell es ging in Richtung Haus und zur Einfahrt, die auf die Straße führte.
    Ich war noch weniger erpicht darauf, Clarice und Richmond in dieser Situation über den Weg zu laufen, als darauf, dass Clarice mich beim Marihuana-Hamstern erwischte.
    Ich hatte die Einfahrt schon fast erreicht, als ich hörte, wie die Hintertür des Hauses aufging, und direkt darauf dann Clarices Stimme ertönte. Sie rief: »Odette! Schön, dass du vorbeikommst. Ich wollte dich gerade anrufen und dich zum Essen einladen.«
    Verwirrt blickte ich zurück in den Garten. Clarice folgte meinem Blick, und dann hörten wir beide gedämpfte Stimmen. Ein Kopf erschien im Laubeneingang und erwiderte unseren Blick. Clarice trat an meine Seite, und wir beobachteten gemeinsam, wie im Inneren der Laube ein junger Mann in unserem Blickfeld auftauchte und dann wieder verschwand, als er von einer Seite des Häuschens zur anderen hopste und dabei ungeschickt versuchte, sich seinen Schlüpfer hochzuziehen. Der junge Mann war Clifton Abrams, der Verlobte von Clarices Cousine Sharon.
    Mama schüttelte mitleidig den Kopf, als sie Clifton eilig seine Blöße bedecken sah. Sie hielt Daumen und Zeigefinger im Abstand von knapp fünf Zentimetern hoch und sagte: »Der arme Junge ist auch mit dem Fluch der Abrams-Männer geschlagen. Hast du gesehen?«
    Der Kopf einer Frau tauchte auf, drehte sich zu uns hinüber und zog sich dann wieder in den Schatten der Laube zurück. Wir hörten noch mehr Getrappel und Genestel, als die beiden

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