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Mrs Roosevelt und das Wunder von Earl’s Diner: Roman (German Edition)

Mrs Roosevelt und das Wunder von Earl’s Diner: Roman (German Edition)

Titel: Mrs Roosevelt und das Wunder von Earl’s Diner: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edward Kelsey Moore
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ihr, dass sie in das Zimmer einziehen werde, das leer stand, seit ihre Tochter Lydia Plainview zwei Jahre zuvor verlassen hatte. Sie fragten sie nicht, was sie davon hielt, oder zogen andere Optionen in Erwägung. Beide hielten jeweils eine Hand von Barbara Jean und informierten sie darüber, dass Lydias Zimmer heute Abend und so lange sie wollte ihres war.
    Barbara Jean protestierte gerade so lange, um zu zeigen, dass sie wusste, was sich gehörte. Dann willigte sie ein. Also bekam Barbara Jean dank Big Earl, Miss Thelma und Odette an diesem Abend zum ersten Mal in ihrem Leben eine Familie. Und Clarice wurde klar, dass sie eine Freundin hatte, die Wunder bewirken konnte.

16
    Lester und Barbara Jean besaßen vier Fahrzeuge, als er starb. Als sie erfuhr, dass Odette krank war, spendete Barbara Jean Lesters Truck und sein erst ein Jahr altes Auto der Krebshilfe. Sie dachte, so könne sie ihrer Freundin vielleicht etwas Glück kaufen. Damit besaß sie noch einen Mercedes und einen alten Cadillac.
    Lester hatte den Cadillac im Jahre 1967 neu gekauft. Es war der erste in einer langen Reihe von Caddies, die er über die Jahre erwarb. Er hätschelte ihn und sorgte bis zu seinem Tod dafür, dass der Wagen immer aussah, als sei er gerade erst aus dem Ausstellungsraum des Autohändlers gerollt. Es war das einzige seiner Autos, das er niemals verkaufte oder weggab, wenn ein neueres Modell herauskam. Der Wagen war nicht mehr angefasst worden, seit Lester ihn zum letzten Mal gefahren war. Er stand bloß in der Garage herum, nahm Platz weg und erinnerte Barbara Jean an die Vergangenheit.
    Eines Tages, als sie in dem Kostüm der Buttermacherin ins historische Museum kam, um eine ehrenamtliche Schicht anzutreten, entdeckte sie ein Schild, das neben der Flagge von Benjamin Harrison aufgestellt worden war. Es warb um freiwillige Spenden für die jährliche Weihnachtsauktion. Sie stellte den Cadillac zur Verfügung.
    Der verblüfften Reaktion nach zu urteilen, der sie sich gegenüber sah, als sie mit dem Komitee Kontakt aufnahm, das die Auktion organisierte, war ein himmelblauer 1967er Fleetwood ein bisschen mehr, als sie erwartet hatten. Sie hatten eher mit Spenden irgendwo zwischen selbstbestickten Stuhlkissen, Bienenwachskerzen oder Geschenkkörben voll mit hausgemachter Erdbeerkonfitüre in Einmachgläsern mit entzückenden Häubchen gerechnet. Aber als sie schließlich begriffen hatten, dass Barbara Jean wirklich beabsichtigte, den Wagen selbst zu spenden, nicht bloß eine Fahrt damit oder irgendein Leasing Arrangement, nahmen sie ihr Geschenk begierig entgegen. Im Gegenzug nahm Barbara Jean das Angebot wahr, einen Raum im Museum, den mit den indianischen Artefakten, in Lester-Maxberry-Saal umzubenennen. Sie wollten den Raum eigentlich nach Barbara Jean benennen, aber diese Ehre schlug sie aus. Der Fleetwood war Lesters Liebling gewesen. Und er war derjenige, der glückliche Erinnerungen damit verband, nicht sie.
    Barbara Jean lebte seit etwa einem Monat bei Big Earl und Miss Thelma, als sie den Wagen zum ersten Mal sah. Sie ging gerade von ihrem Job im Friseursalon nach Hause, als sie eine Menschenmenge sah, die sich auf der gegenüberliegenden Straßenseite vor Earl’s Diner versammelt hatte. Clarice trat aus dem Pulk heraus und rief ihren Namen.
    Als sie näherkam, sah sie, dass sich ein gutes Dutzend Leute um den schönsten Cadillac scharte, den sie je gesehen hatte. In Wahrheit war es der einzige nagelneue Cadillac, den Barbara Jean je außerhalb eines Fernsehwerbespots gesehen hatte. Er war eine Schönheit und glänzte so sehr, dass man ihn in der hellen Nachmittagssonne kaum direkt ansehen konnte. Er war himmelblau, und der strahlende Glanz des Lacks spiegelte die Wolken darüber so perfekt wider, dass es einem beinahe schwindelig wurde, wenn man hinunter auf die Haube schaute – als würde man das Gefühl dafür verlieren, wo oben und wo unten war. Das Heck des Wagens war lang und so schnittig, dass man befürchten musste, sich in den Finger zu schneiden, wenn man über die scharfkantige Heckflosse strich. Hin und wieder beugte sich einer der Schaulustigen, die das Auto umkreisten, vor, hauchte auf die helle Politur und sah dann zu, wie der ovale Kreis seines kondensierten Atems erst sichtbar wurde und dann wieder verdunstete.
    Nur eine Person aus der Menschentraube wagte es, den Wagen zu berühren. Es war der Besitzer des Cadillacs, Mr Lester Maxberry.
    Natürlich kannte Barbara Jean Lester. Er war eine lokale

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