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Mrs Roosevelt und das Wunder von Earl’s Diner: Roman (German Edition)

Mrs Roosevelt und das Wunder von Earl’s Diner: Roman (German Edition)

Titel: Mrs Roosevelt und das Wunder von Earl’s Diner: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edward Kelsey Moore
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Berühmtheit. Zeitweise hatte er bestimmt die Hälfte der Jungs aus ihrer Highschool in seinem Landschaftspflegeunternehmen beschäftigt. James Henry hatte die ganze Highschoolzeit über und während der zwei Jahre am College für ihn gearbeitet. James hatte sogar so lange für ihn gearbeitet, dass alle bereits damit gerechnet hatten, er werde eines Tages einmal das Geschäft übernehmen. Davon waren sie so lange überzeugt, bis James sie alle damit überraschte, dass er Polizist wurde.
    Lester kam manchmal mit James ins All-You-Can-Eat und setzte sich zu den jungen Leuten an den Fenstertisch. Er war stets nett, zuvorkommend und charmant in einer väterlichen Art. Er unterhielt sich mit den Jungs über Sport, erteilte Ratschläge oder machte den Mädchen Komplimente. Aber für gewöhnlich blieb er nicht lange. Dann sagte er: »Ich geh dann mal lieber, damit ihr jungen Leute euch einen schönen Abend machen könnt«, und daraufhin tippte er mit dem Finger an den Fedorahut, den er immer trug, und ging, obwohl sie protestierten.
    Barbara Jean mochte Lesters Gesellschaft, aber sie dachte nie auf romantische Weise an ihn, auch wenn so gut wie jede andere Frau, die sie kannte, das tat. Er hatte einen kleinen, gedrungenen Körper und ein längliches Gesicht mit hängenden Augenlidern, die die meisten Mädchen sexy fanden. Er hatte auch ein leichtes Zögern in seinem Gang, das von einer Verletzung herrührte, die er erlitten hatte, als er beim Militär gewesen war. Aber er überspielte das mit solcher Coolness und Selbstsicherheit, dass es wie ein stilvolles Accessoire wirkte. Lester war ziemlich hellhäutig und hatte lockiges, aber nicht krauses Haar, zu einer Zeit, in der wenige Merkmale als wichtiger erachtet wurden als helle Haut und schönes Haar.
    Lester stand am Bug seines Wagens, hatte einen Fuß auf der Stoßstange abgestellt und lehnte mit der Hüfte an der Fahrerseite. Er trug eine marineblaue Nadelstreifenhose, ein Anzughemd im selben Blauton wie sein Auto und einen schwarzen Fedora mit einer blauen Feder am Hutband. Er musste frieren. An diesem Dezembertag konnte es nicht wärmer als sieben Grad gewesen sein. Aber er wirkte, als fühle er sich pudelwohl, wie er da posierte und mit seinem edlen Schlitten prahlte.
    Als er Barbara Jean erblickte, stellte Lester sich gerade hin und sagte: »Hey, Barbie, wie findest du’s?«
    »Stark, echt stark«, befand sie. Aber sie bereute ihre Antwort sofort. »Stark« klang dumm und kindisch, einem Mann wie Lester Maxberry gegenüber wie genau das Falsche. Sie korrigierte sich und sagte: »Ein fabelhaftes Auto, wirklich fabelhaft«, und fühlte sich besser.
    »Warte, bis du das gehört hast. Das ist das Beste daran.« Er ging zur Fahrertür und beugte sich durchs offene Fenster hinein. Er drückte auf die Hupe, und nachdem sie erklungen war, drehte er sich mit einem breiten Grinsen auf dem Gesicht um. Die Hupe war so verändert worden, dass sie die ersten drei Töne des Refrains von Smokey Robinsons »Ooo Baby, Baby« wiedergab. Die Menge, die sich um das Auto drängte, geriet außer sich vor Begeisterung, und manche fingen an zu singen: »Uh, uuh-uuh.«
    Barbara Jean wurde von den Jungs, die nach vorne drängelten, um Autofragen zu stellen oder einfach nur noch einmal die Hupe zu hören, an den Rand des Gewühls geschoben, also ging sie ins Diner , um Miss Thelma Hallo zu sagen. Samstags um diese Zeit traf man sie für gewöhnlich in der Restaurantküche an, wo sie für das Sonntagsessen nach der Kirche backte.
    Barbara Jean ging durch den Speisesaal und den Gang entlang, der zur Vorratskammer und den hinteren Teil der Küche führte, wo sich die Backtische und Öfen befanden. Doch bevor sie die Küche erreicht hatte, wurde die Tür der Speisekammer geöffnet, und Chick Carlson trat heraus. Sie nickte ihm zu und ging weiter. Aber als sie näher an ihn herankam, sah sie, dass er eine Schnittwunde an der Stirn hatte.
    Sie wusste, dass sie nicht fragen sollte. Sie wusste, dass es sie nichts anging. Aber sie fragte trotzdem.
    Sie zeigte auf den Schnitt direkt unterhalb seines Haaransatzes. »Was ist passiert?«
    »Mein Bruder«, antwortete er, »er wird manchmal sauer und …« Dann unterbrach er sich und schaute verlegen drein, als bereue er, was er da eben gesagt hatte. Er biss sich auf die Lippe, stand da und wurde immer röter.
    Sie merkte es damals gar nicht, aber in diesem Moment kam etwas zwischen ihnen beiden in Gang, ein unwiderstehlicher Drang, Dinge zu sagen und zu

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