Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Mrs Roosevelt und das Wunder von Earl’s Diner: Roman (German Edition)

Mrs Roosevelt und das Wunder von Earl’s Diner: Roman (German Edition)

Titel: Mrs Roosevelt und das Wunder von Earl’s Diner: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edward Kelsey Moore
Vom Netzwerk:
tun, bevor die Vernunft sich einschaltete und sie davon abhalten konnte. Dieser Drang sollte über viel zu viele Jahre anhalten. Und sie würden es beide noch bereuen.
    Barbara Jean schlüpfte aus ihrer Jacke und krempelte den Ärmel ihrer Bluse hoch. Sie zeigte auf drei kleine Narben auf ihrem Arm und sagte: »Da hat mich meine Mutter mit der Gürtelschnalle geschlagen.«
    Er erwiderte: »Ich bin sicher, das war keine Absicht.«
    »Doch das war es. Sie hat mich oft geschlagen, wenn sie betrunken war. Aber zur Hälfte hast du recht. Sie wollte nicht, dass ich Narben davon bekomme. Sie war dieses Mal einfach so betrunken, dass sie das falsche Ende des Gürtels erwischte.«
    Er kam näher an sie heran und berührte mit der Fingerspitze ihre Narben. »Sieht aus wie ein Gesicht. Schau.« Er strich mit dem Finger über die etwas längere, bogenförmige Narbe unten: »Diese Linie sieht aus wie ein Mund und die zwei kleineren darüber wie Augen.«
    Nach dieser leichten Berührung konnten sie plötzlich nicht mehr zu reden aufhören. Worte, die sie unterdrückt hatten, während sie sich quer durchs All-You-Can-Eat angestarrt hatten, sprudelten plötzlich heraus. Sie flirteten nicht oder neckten sich mit kokettem Geplauder, so wie es andere Teenager in dieser Situation vielleicht getan hätten. Die Dinge, die sie sich erzählten, waren Dinge, die sie nur dem jeweils anderen anvertrauen konnten.
    Sie sagte: »Meine Mutter hat sich totgesoffen.«
    Er sagte: »Mein Vater ist im Gefängnis gestorben. Als ich klein war, haben sie mir gesagt, es war ein Herzinfarkt, aber später hab ich herausgefunden, dass er bei einem Streit erstochen wurde. Etwa zur selben Zeit ist meine Mutter abgehauen. Ich kann mich kaum an sie erinnern.«
    »Ich habe meinen Vater nie kennengelernt, aber es gibt zwei Männer, die glauben, dass ich ihre Tochter bin.«
    »Man kann es unter meinen Haaren nicht sehen, aber ich hab eine zwölf Zentimeter große Narbe am Hinterkopf, weil ich genäht werden musste, nachdem mein Bruder mit einem Ziegelstein auf mich losging, weil ich mir Essen aus seinem Kühlschrank genommen habe.«
    »Als ich vierzehn war, hat mir meine Mutter den Arm ausgerenkt, weil ich das Haus ohne Make-up verlassen hatte.«
    Chick sagte: »Big Earl lässt mich hier in der Vorratskammer wohnen, seit er herausgefunden hat, dass ich bei meinem Bruder im Schuppen schlafe, mit den Hühnern.«
    Sie hob die Hand und sagte: »Okay, du hast gewonnen«, und sie fingen beide an zu lachen.
    Dann tat sie es. Sie machte einen Schritt auf ihn zu und küsste ihn auf den Mund. Sie lehnte sich gegen ihn, bis er zurück an die Wand torkelte. Dann drückte sie sich weiter an ihn, wollte ihm so nah wie möglich sein.
    Sie wusste nicht, warum sie ihn küsste, sie wusste nur, dass sie es tun musste, genauso wie sie ihm Dinge hatte erzählen müssen, die sie noch nicht einmal Odette oder Clarice anvertraut hatte. Dinge über ihre Mutter und ihre diversen Väter. Bei ihm kamen diese Wahrheiten einfach aus ihr herausgepurzelt.
    Als sie über die Torheit dessen, was sie da gerade tat, nachzudenken begann und sich von ihm lösen wollte, legte er die Arme um ihre Taille und drückte sie noch fester an sich. Da standen sie im hinteren Flur von Earl’s Diner und küssten sich, bis ihnen beiden vom nicht Atmen ganz schwindelig wurde. Sie hörten erst auf, als sie jemanden Barbara Jeans Namen rufen hörten.
    Chick ließ ihre Taille los, und Barbara Jean wich zurück, bis sie mit dem Rücken an die gegenüberliegende Wand stieß. Sie grinsten sich gegenseitig über den Flur hinweg an, als Clarice hereingestürmt kam und rief: »Barbara Jean, komm! Lester will uns in seinem neuen Wagen mitnehmen. Er hat extra nach dir gefragt.«
    Sie sagte: »Hi, Chick«, und zog Barbara Jean dann mit sich den Flur entlang. Sie war nur so lange stehengeblieben, um Barbara Jean die Gelegenheit zu geben, die Jacke wieder anzuziehen, die sie abgelegt hatte, um ihre Narben zu zeigen. Als Barbara Jean sich ihre Jacke schnappte, warf sie einen letzten Blick über die Schulter zurück auf Chicks schönes, lächelndes Gesicht. Dann war sie fort, um die erste Fahrt in Lesters blauem Fleetwood zu unternehmen.
    Die Vorsitzende des Komitees der Museumsweihnachtsauktion war eine Frau namens Phyllis Feeney. Sie war eine nervöse Frau mit Birnenfigur, die beim Sprechen so wild gestikulierte, dass man meinen könnte, sie verwende Zeichensprache. Als Phyllis kam, um den Cadillac abzuholen, brachte sie ihren

Weitere Kostenlose Bücher