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Mrs Roosevelt und das Wunder von Earl’s Diner: Roman (German Edition)

Mrs Roosevelt und das Wunder von Earl’s Diner: Roman (German Edition)

Titel: Mrs Roosevelt und das Wunder von Earl’s Diner: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edward Kelsey Moore
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etwas, dass alle überraschte. Sie sagte: »Ich hab dich nach Big Earls Beerdigung gesehen.«
    Erschrocken über ihre eigenen Worte stieß Barbara Jean ein leises Keuchen aus, und ihre Augen wurden ganz groß. Ihr Blick wanderte mehrmals zwischen Odette und Clarice hin und her. Clarice dachte einen Moment, Barbara Jean frage sich, welche von den beiden da gesprochen hatte. Aber natürlich wäre keiner ihrer Freundinnen diese Äußerung je über die Lippen gekommen. Clarice und Odette hatten Monate lang tunlichst vermieden, über den Tag von Big Earls Beerdigung – den Tag von Lesters Tod – zu sprechen. Und sie hatten Barbara Jean auch nie gesagt, dass sie gesehen hatten, wie sie Chick durch das Fenster angestarrt hatte, kurz bevor Lester versuchte, die verhängnisvollen Reparaturen an der Elektrik durchzuführen.
    Chick und Barbara Jean sahen einander in die Augen, sagten jedoch nichts. Clarice fing an zu plappern, was für ein guter Freund Big Earl ihnen allen doch gewesen sei. Odette nickte zustimmend. Und Barbara Jean presste die Hände auf dem Schoß zusammen, um das Zittern zu unterdrücken.
    Schließlich sagte Chick: »Ich geh dann mal besser.«
    Odette nahm ihm noch das Versprechen ab, dass er sie demnächst bei ihr zu Hause besuchen käme, und höfliche Abschiedsworte wurden ausgetauscht. Dann machte Chick ein paar Schritte in Richtung Tür, die hinaus auf den Flur führte. Bevor er den Raum verließ, drehte er sich noch einmal um und fügte hinzu: »Es freut mich wirklich, dass ihr alle noch so großartig ausseht.«
    Sowohl Clarice als auch Odette hatten den Eindruck, dass diese letzte Bemerkung direkt an Barbara Jean gerichtet war.
    Sobald Chick den Raum verlassen hatte, sackte Barbara Jean vornüber auf ihrem Stuhl zusammen und vergrub ihr Gesicht in den Händen. Sie atmete zwei- oder dreimal tief durch und setzte sich dann wieder aufrecht hin. Sie verkündete: »Ich hol Kaffee. Will sonst noch jemand einen?« Noch bevor eine ihrer Freundinnen antworten konnte, war sie auch schon aufgesprungen und eilte zur Tür. Odette gab Clarice mit einer Kopfbewegung zu verstehen, dass sie ihr folgen sollte, und das tat sie auch.
    Clarice entdeckte Barbara Jean den Flur hinunter mit gegen das Fenster gepresster Stirn, und ihr Atem ließ bei jedem Zug das Glas anlaufen. Sie ging zu Barbara Jean und stellte sich neben sie.
    »Alles in Ordnung mit dir?«, erkundigte sich Clarice.
    Barbara Jean erwiderte: »Er sah gut aus, oder?«
    »Ja, er sah gut aus. Ist ein schöner Mann geworden.«
    »Nein, ich meine, er sah aus, als wäre sein Leben okay verlaufen. Er sah doch nicht aus, als wäre sein Leben traurig oder verkorkst oder so?«
    Clarice bestätigte, dass Chick aussah, als sei sein Leben gut gewesen, ohne zu wissen, worauf Barbara Jean mit alldem hinauswollte.
    Barbara Jean sagte: »Ja, er hat sich gut gemacht. Er hat sich richtig gut gemacht. Arbeitet jetzt an der Universität. Unterrichtet. Mag seine Arbeit. Ray geht’s gut.« Für Clarice hörte es sich so an, als versuche Barbara Jean, sich selbst davon zu überzeugen. Sie hätte eine Million darauf verwettet, dass Barbara Jean nichts für Chick empfinden wollte, den Mann, den sie geliebt hatte, bevor sie alt genug war, um es besser zu wissen. Aber es stand ihr ins Gesicht geschrieben. Game over, Ende der Geschichte. Barbara Jean saß noch immer in einer Liebe fest, die einfach nicht vergehen wollte, ganz gleich wie sehr das Leben und die Zeit sich bemüht hatten, sie sterben zu lassen. Ach, Schwester, dachte Clarice, ich weiß genau, was du empfindest.
    Barbara Jean und Clarice blieben ein paar Minuten schweigend stehen und starrten aus dem Fenster. Sie hatten eine Aussicht über den Krankenhausparkplatz und den roten Backsteinturm, in dem Chick sich vermutlich auf einen weiteren Tag mit seinen Vögeln vorbereitete. Clarice beobachtete Grüppchen von Studenten, die den Hügel hinauf zum Hauptbereich des Campus gingen, und der Hauch ihres Atems stieg um sie herum in der kalten Dezemberluft auf. In der Ferne konnte sie die Kreuze auf den Kirchturmspitzen der First Baptist und der Lutheranerkirche von Plainview erkennen. Sie sah den stolzen kupferfarbenen Wetterhahn auf der Wetterfahne, die das Türmchen auf der Nordostseite von Barbara Jeans Haus krönte, welches die umliegenden Bäume überragte, die alle bis auf die hartnäckigsten ihrer Blätter verloren hatten. Noch weiter weg konnte sie die Überreste von Ballards Mauer und die ordentlichen Dächer der neuen

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