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Mrs Roosevelt und das Wunder von Earl’s Diner: Roman (German Edition)

Mrs Roosevelt und das Wunder von Earl’s Diner: Roman (German Edition)

Titel: Mrs Roosevelt und das Wunder von Earl’s Diner: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edward Kelsey Moore
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Häuser von Leaning Tree erkennen.
    Plainview war schön. Ein Hauch von Schnee war gefallen und hatte die Stadt in ein perfektes Postkartenmotiv verwandelt, bereit für das Prospekt der Universität fotografiert oder auf einer Stickerei festgehalten zu werden. Sie wollte Barbara Jean gerade darauf hinweisen, als etwas Neues in ihr Blickfeld rückte, das beide Freundinnen erstarren ließ.
    Ein weißer Chrysler, dessen Verdeck trotz der Kälte geöffnet war, bog auf den Parkplatz und hielt vor der Eingangstür, die sich genau unter ihnen befand. Ein Mann stieg aus und begrüßte die junge Frau, die aus dem Gebäude auf ihn zugerannt kam. Er ging auf die Beifahrerseite des Chryslers, um der Frau die Tür aufzuhalten. Als sie sich vorbeugte, um ins Auto zu steigen, wurde ihr der Hut – eine Replik der breitkrempigen Schlapphüte, die in den 1970ern beliebt waren – durch einen Windstoß vom Kopf gerissen. Der Mann fing den Hut für sie auf, indem er ihn elegant aus der Luft schnappte. Er blickte nach links und rechts wie ein Krimineller, der nach Zeugen Ausschau hält. Dann klapste er der Frau spielerisch mit dem Hut auf den Hintern. Sie nahm ihm den Hut ab, warf kess ihr Haar zurück und kletterte in den Chrysler.
    Der Mann war Clarices Göttergatte.
    Barbara Jean schaute starr vor sich hin und sagte nichts. Aber sie beobachtete Clarice aus dem Augenwinkel.
    Clarice starrte dem Wagen nach, als er vom Parkplatz fuhr. Sie genierte sich mehr für Richmond als für sich selbst, als sie ihn mit heulendem Motor in die Straße abbiegen sah, die zum Highway hinunterführte, und er dabei die Reifen durchdrehen ließ wie ein halbstarker Schuljunge. Das Geräusch seiner quietschenden Reifen war so laut, dass sie es sogar durch die dicke Glasscheibe des Fensters hören konnten.
    Als der Wagen außer Sichtweite war, sagte Clarice: »Er hat behauptet, er muss für zwei Tage zusammen mit Ramsey Abrams nach Atlanta, um nach Talenten Ausschau zu halten.«
    Barbara Jean, die sie noch immer nicht direkt ansah, sagte: »Das Mädchen arbeitet im Geschenkeladen des Krankenhauses. Die Blumen, die ich den Patienten an meinen ehrenamtlichen Tagen bringe, werden erst in den Geschenkeladen geliefert. Ich sehe sie mindestens zweimal die Woche, wenn ich die Blumen sortiere. Ihr Name ist Cherokee.«
    »Cherokee? Wie der Indianerstamm?«
    »Nein, Cherokee wie der Jeep. Ihr Vater hat eine Autowerkstatt, und anscheinend nimmt er seine Arbeit mit nach Hause. Sie hat zwei Brüder, die Tercel wie der Toyota und Seville wie der Cadillac heißen.«
    »Du machst Witze.«
    »Nö. Cherokee, Tercel und Seville Robinson.«
    »Siehst du«, sagte Clarice, »das ist der Grund, warum ich Richmond nicht hassen kann, egal was er tut. Immer wenn ich ihm den Hals umdrehen will, findet dieser Mann einen Weg, mich zum Lachen zu bringen.«
    Barbara Jean nahm Clarices Hand und sagte: »Lass uns zurückgehen und sehen, ob Odette schon so weit ist.«
    Sie verließen das Fenster, und als sie den Flur zurück zum Infusionsraum gingen, hielten sie sich an den Händen und schlenkerten mit den Armen wie zwei Fünfjährige.
    Kurz bevor sie an der Tür angekommen waren, sagte Clarice: »Chick Carlson und diese Cherokee-Frau an einem Tag. Ich sag’s dir, Barbara Jean, manchmal ist diese verdammte Stadt einfach zu klein.«
    »Clarice, Süße«, erwiderte Barbara Jean, »du sagst es.«

18
    Am Abend des einundzwanzigsten Dezember ging Clarice an das klingelnde Telefon in ihrem Wohnzimmer und hörte eine vertraute Stimme. Es war ein wohlklingender Tenor mit einem leichten Lispeln, wie ein Chorknabe, der mit der Zunge einer Schlange geboren worden war. Es war die Stimme von Mr Forrest Payne.
    Statt Hallo sagte er: »Sie ist hier.«
    Clarice musste nicht fragen, von was oder wem er sprach. »Tut mir leid«, sagte sie. »Ich bin gleich da.«
    Am anderen Ende der Leitung hörte sie das Klicken eines Feuerzeugs. Dann sagte Mr Payne, der schnöde Zuhälter mit der schönen Stimme: »Fröhliche Weihnachten, Clarice. Gott schütze dich und deine Familie.« Er legte auf, bevor sie genötigt war, seine guten Wünsche zu erwidern.
    Clarice kam fünfzehn Minuten, nachdem sie Forrest Paynes Anruf bekommen hatte, vor dem Stripclub Zum Pinken Pantoffel an. Ihre Mutter stand auf einem kleinen Hügel gleich östlich neben dem Parkplatz. Groß und dünn wie sie war wirkte Beatrice Jordan ausgesprochen elegant in ihrem schwarzen, mit Zobel verbrämten Nerzmantel. Clarices Vater hatte ihn ihr vor

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